Freizeit Steingarten an Nordbahntrasse: Kleinod in Wuppertal

Loh. · Martin Michels und sein Steingarten am Loh sorgen an der Nordbahntrasse immer wieder für neugierige Blicke.

Martin Michels hat mit seinem Steingarten ein idyllisches Kleinod an der Nordbahntrasse geschaffen.

Foto: Schwartz, Anna/Schwartz, Anna (as)

Um seinen Steingarten am Loh in der Dürre der vergangenen Wochen zu erhalten, hat Martin Michels etliches an Arbeit leisten müssen. „Ich war jeden Tag drei Stunden mit Gießen beschäftigt“, sagt der 58-Jährige. Als Besitzer des steinernen Refugiums an der Nordbahntrasse hat Michels im Sommer viel zu tun, um seinen ungewöhnlichen Garten zu hegen und zu pflegen. Während andere in den Urlaub fahren oder sich als Nutzer der Nordbahntrasse an dem Steingarten erfreuen, muss er sich jeden Tag um den Erhalt des rund 100 Meter langen Gartens am ehemaligen Bahnhof Loh kümmern.

„Ich bin eigentlich jeden Tag hier“, sagt Michels, der im Hauptberuf als Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung bei der Lebenshilfe Solingen arbeitet. Seine Wohnung an der Hardt nutze er derzeit „praktisch nur noch zum Schlafen“. Den Großteil seiner Freizeit verbringt er dagegen an der Nordbahntrasse - in seinem Steingarten am Loh beziehungsweise seiner dahinterliegenden Parzelle der Kleingartensiedlung Wuppertal-Loh.

Wenn Michels in seinem Garten arbeitet, kommen immer wieder Passanten oder Radfahrer vorbei, die anhalten und sich den Garten anschauen. So mancher Besucher macht auch ein Foto mit dem Smartphone. Der Garten ist eben ein Hingucker – besteht er doch nicht nur aus Steinen und vornehmlich heimischen Blumen und Pflanzen. In seinem Garten – oder „The Wall am Loh“ (Mauer am Loh) wie Michels sein Projekt mit leichter Ironie bezeichnet - finden sich nämlich auch diverse Alltags- oder Einrichtungsgegenstände, die dort aufgestellt sind.

Die Sachen hat er auf Flohmärkten oder Schrottplätzen erhalten, immer wieder bekommt er auch Gegenstände von Leuten geschenkt, die sein Projekt unterstützen wollen. „Jedes Objekt hat hier seine Geschichte, alles hat seinen Sinn“, sagt der 58-Jährige. Da gibt es historische Kinderwagen, Kutschräder, Küchenutensilien, ausgelatschte Wanderschuhe, in denen Pflanzen ein neues Zuhause gefunden haben, oder angerostete Maschinen und Arbeitsgeräte aus Industrie und Landwirtschaft.

Wer sich den Steingarten von Michels anschaut, sollte sich Zeit nehmen, denn die Bedeutung liegt gerade oft im Detail, das im schnellen Drüber-Hinwegschauen oft übersehen wird. Auf großes Interesse der Vorbeikommenden stößt derzeit vor allem eine alte Schaufensterpuppe, die Michels mit einer Alien-Maske verfremdet hat. Gleich daneben steht ein ausgedienter „Starenkasten“, bei dessen Anblick so mancher zu schnell fahrende Radler vielleicht zumindest kurzfristig etwas langsamer in die Pedale tritt.

Neben der Ausstellung der Objekte nutzt Michels seinen Garten aber auch als Biotop für Tiere. Vor allem Amphibien von der anderen Seite der Nordbahntrasse fänden zwischen den nicht-vermauerten Steinen einen Lebensraum, erklärt er. „Das ist hier ein Reservat für Tiere und alte Sachen.“

Die Arbeit sei ein Beitrag zur Verschönerung Wuppertals

Und auch die Bienen des Nachbarn, der Imker ist, finden dort reichlich Nahrung. Zudem kommen auch Menschen mit dementen Angehörigen zum Garten, um den Erkrankten Eindrücke zu verschaffen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich an Vergangenes zu erinnern.

Mit dem Anlegen des Gartens hatte Michels 2011 begonnen, damit folgt er in gewisser Weise auch den Spuren seiner Vorfahren, war sein Urgroßvater Arthur Stüting doch Landschaftsarchitekt. Mit den Arbeiten habe er quasi parallel zum Ausbau der Nordbahntrasse begonnen, sagt Michels. Die Arbeit sei sein Beitrag zur Verschönerung Wuppertals, er wolle den Menschen einen Platz zum Verweilen geben, einen Ort, wo man die Seele baumeln lassen kann. Wobei es beim Anschauen bleiben sollte: „Bitte nichts pflücken und die Anlage nicht betreten“, erklärt ein Schild im Garten.

Die meisten Menschen halten sich zum Glück daran und beschränken sich aufs Zuschauen, schießen hin und wieder ein Foto mit dem Handy. So wie etwa Cornelia Thielmann, die am Sedansberg wohnt, mit ihrem Fahrrad vorbeigekommen ist und kurz anhält. „Das ist der schönste Teil der Nordbahntrasse“, sagt sie. Außerdem sei sie ein „Liebhaberin alten Krempels“ und entdecke immer wieder was Neues im Garten, das sie fotografiere. Michels hört das Lob gerne, stört sich aber etwas an der Wortwahl. „Das ist kein Krempel, das sind Zeitzeugen“, betont er.