Parteien Die Gäste der Grünen halten der Partei den Spiegel vor

Kreisverband wählt weibliche Doppelspitze. Kellner und „Fridays for Future“ zu Gast.

 Mitglieder der Aktion „Fridays for Future“ waren zu Gast bei den Grünen.

Mitglieder der Aktion „Fridays for Future“ waren zu Gast bei den Grünen.

Foto: WZ/Marcel Gießwein

Die Wuppertaler Grünen haben erneut eine weibliche Doppelspitze gewählt. In der Jahreshauptversammlung in der Börse wurden Claudia Schmidt und Liliane Viola Pollmann als Sprecherinnen gewählt, Lutz Weidner komplettiert den Vorstand als Schatzmeister. Zu Beisitzerinnen und Beisitzern wurden Dagmar Liste-Frinker, Oliver Gareis, Michael Hablitzel und Sascha Schäfner gewählt. Als Mitglied der Grünen Jugend gehört erneut Irla Hegel dem Vorstand an.

Vor den Wahlen hatten die Gäste das Wort. Und dabei entbehrte die Aufeinanderfolge der Rede von Michael Kellner, politischer Bundesgeschäftsführer der Grünen, und der Auftritt einer Gruppe von Jugendlichen, die sich in der Aktion „Fridays For Future“ für den Klimaschutz engagieren, nicht einer gewissen Symbolik. Kellner forderte die Basis auf, sich mit dem vierten Grundsatzprogramm auseinander zu setzen, das die Grünen 2020 verabschieden wollen. Er erinnerte an die drei Grundsatzprogramme, die es bisher in der Geschichte der Grünen gegeben hat. Das letzte wurde 2002 verfasst. „Darin kam der Begriff Digitalisierung noch nicht vor“, sagte Kellner. Doch nicht allein an diesem Beispiel beschrieb er die dringende Notwendigkeit, der Partei Leitlinien zu geben.

Das Programm 2003 sei von dem Optimismus getragen, den Klimawandel verhindern zu können. „Wir leben inzwischen in der Klimakrise.“ Der Nationalismus kehre zurück. „Seit 2015 sehen wir auf nationaler und internationaler Ebene einen Angriff auf das, was wir erreicht haben.“ 1980 habe das Programm der Grünen 47 Seiten umfasst - mit aktivistischen Inhalten. Die Grünen traten vor 40 Jahren zu ihrer ersten Wahl an - der Europawahl 1979.

Fridays für Future erinnert die Grünen an die Anfänge der Partei

Wie eine Reinkarnation der Anfänge der Partei wirkten daher die Mitglieder der Bewegung „Fridays For Future“, die auf Einladung der Grünen ihre ganz konkreten kommunalpolitischen Ziele vortrugen. Der Ausstieg der Stadtwerke aus dem Steinkohlekraftwerk Wilhelmshaven sowie das Ende der Zusammenarbeit mit dem Energieunternehmen Engie wurden gefordert. Und das mit einer Überzeugung und jugendlichen Frische, die man von der etablierten Partei, die sich an diesem Tag beim vergeblichen Versuch einer Satzungsänderung in den eigenen Statuten verhedderte, so nicht mehr gewohnt ist. Für den 5. April ruft „Fridays for Future“ zur nächsten Demonstration in Wuppertal auf, eine weitere Demo könnte am 24. Mai, zwei Tage vor der Europawahl, folgen.

Viel Beifall gab es für die Gäste. Viel Lob gab es von Kreissprecherin Claudia Schmidt für die Initiative, wobei sie versicherte, dass die Grünen nicht versuchen werden, sich die Fridays-for-Future-Bewegung einzuverleiben.

Zuwachs bekommen die Wuppertaler Grünen durch 50 Neuaufnahmen bei aktuell 264 Mitgliedern. Schwarze Zahlen in der Bilanz des Kreisverbandes vermeldete Schatzmeister Lutz Weidner. Die Partei ist für die kommenden Wahlkämpfe gut aufgestellt. Mehr Geld hatte sich der Parteivorstand über höhere Abgaben der Mandatsträger erhofft. Die Mitglieder politischer Gremien werden aber weiterhin 40 Prozent der Sitzungsgelder abführen, weil es keine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Satzungsänderung gab.