Grüner Strom: Streit um eine Wechselparty ohne Stadtwerke
Die Grünen hatten eingeladen, aber die WSW durften nicht kommen. Das fuchst den Betriebsrat.
Wuppertal. Es sollte so ein richtig grüner Abend werden: Der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Hermann Ott hatte Mitte Oktober in sein Wahlkreisbüro in der Elberfelder Friedrich-Ebert-Straße eingeladen. Ziel des Abends: Die Wuppertaler sollten die Möglichkeit haben, sich über die Anbieter von grünem Strom zu informieren, um eventuell gleich ihren Anbieter zu wechseln. Weg vom Atomstrom — lautete das Motto.
Eingeladen zur Stromwechselparty waren neben den Wuppertalern auch die Vertriebsmitarbeiter von Öko-Stromanbietern. Nicht eingeladen waren die Wuppertaler Stadtwerke (WSW), deren französischer Partner GDF Suez AG ein Anbieter von Atomstrom ist.
Hermann Ott schwante während der Wechselparty nichts Übles, bis einige Gäste sagten, sie fänden es ganz toll von ihm, dass er auch die WSW eingeladen habe. Des Rätsels Lösung: Während drinnen die Öko-Strom-Anbieter informierten, hatten die WSW drei ihrer Mitarbeiter vor das Haus gestellt, die dort Flugblätter der WSW verteilten. Als Ott die drei in seine Räume einlud, sollen sie abgelehnt haben.
Damit hätte die Energieversorger-Wechselparty der Grünen eine Anekdote der Energiewende sein können, aber die Wellen schlugen höher: „Entsetzen und Bestürzung“, äußerte WSW-Betriebsrat Andreas Scheidt nun in einem offenen Brief an den WSW-Aufsichtsratsvorsitzenden und Stadtkämmerer Johannes Slawig. Begründung: Die WSW seien ein Unternehmen, das sich mit ökologischen Stromangeboten seit Jahren am Markt präsentiere und über den Querverbund im WSW-Konzern unter anderem den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt finanziell unterstütze. „Wer bot dem Unternehmen die Gelegenheit, sich dort ebenfalls einer fairen und reellen Diskussion zu stellen“, moniert Scheidt. Der WSW-Betriebsrat fragt daher: Wie stehen die Grünen-Aufsichtsratsmitglieder, die ein Amt bei den WSW bekleiden, zur Wechselparty?
Hermann Ott stellt indes klar: „Das war eine Veranstaltung von mir und hat nichts mit der Grünen-Fraktion zu tun.“ Ott verteidigt die Veranstaltung und sagt: „Wer von den WSW Strom bezieht, bezieht indirekt Atomstrom. Die Stadtwerke sind kein unabhängiger lokaler Stromanbieter, sie sind Teil eines globalen Energieriesen.“ Zudem stellt er fest: „Ich hätte die WSW gerne im Boot, aber eine echte Energiewende der Wuppertaler Stadtwerke sehe ich nicht.“ Laut Ott reiche es nicht, ein paar Windkrafträder aufzustellen.