Grünflächen: Experten warnen seit Jahren vor der Verwahrlosung

Stellenabbau seit den 90er Jahren führt die Stadt nun „ans Limit“.

Sie lag den Mitgliedern des Umweltausschusses am Dienstag schwer im Magen — die Verwahrlosung, die einem Verwaltungsbericht zufolge Grünanlagen im Stadtgebiet droht, sollten sich die Kürzungen und der Personalabbau bei der Umweltverwaltung weiter fortsetzen. Seit 1990 wurden im Bereich der städtischen Grünflächen gut 35 Prozent der Stelle gestrichen, und es droht der Verlust weiterer Stellen. Aktuell wird zum Beispiel im Ressort für Umweltschutz bis Ende 2014 ein Einsparvolumen von 4,65 Stellen gesehen, was einem Minus von 7,2 Prozent entspricht.

Das Problem der Verwahrlosung war wiederholt Thema im Ausschuss — und wurde dort, wie berichtet, auch schon mit entsprechenden Fotos von Spielplätzen und Parks dokumentiert. „Es ist schwierig, das noch mit Anstand über die Bühne zu bringen“, ließ Peter Ehm, Leiter des Ressorts Grünflächen und Forsten, den Umweltausschuss wissen — und das bereits im September 2010.

Jörg Liesendahl — als Vertreter der Wuppertaler Umweltverbände — sieht in der aktuellen Diskussion diese Frage als entscheidend an: Wie wird das Geld bei der Stadt in Zukunft verteilt? „Irgendwann geht das nicht mehr“, sagte er mit Blick auf die Aufgaben des Umweltschutzes — sollte sich die Prioritäten in Zeiten leerer Kassen weiter verschieben.

Oliver Wagner (SPD) attestierte dem Verwaltungsbericht eine zu „drastische“ Wortwahl. Von Verwahrlosung könne jetzt noch keine Rede sein. Ilona Schäfer (Grüne) stellte hingegen fest, dass die Stadt bei der Pflege ihres Grüns „am Limit“ arbeite. Der Beigeordnete Harald Bayer äußerte sich sehr zurückhaltend. Es werde grundsätzlich aber schwierig werden, „den Standard zu halten.“ Schönreden lasse sich das nicht.

Im Ausschuss wurde vorgeschlagen, den Begriff der Verwahrlosung in Anführungszeichen zu setzen. Volker Rösener (CDU) sprach unterdessen die Verantwortung der Bürger an, ihre Stadt mit sauber zu halten.

Der Beigeordnete Frank Meyer spannte den Bogen weiter und sprach von einer anderen Art der Verwahrlosung — auch wenn er diese nicht als solche bezeichnete: Längst sei es auch beim Verkehrsressort so, dass Pflichtaufgaben von Einsparungen betroffen sind, wie bei der Erhaltung von Brücken und Straßen. Als Beispiel führte er an, dass Schwertransporte ihre Ladung mittlerweile auch rückwärts fahrend anliefern müssen, weil baufällige Brücken in Elberfeld für sie nicht mehr zu nutzen sind.