Preisgekrönt Schülerinnen des Johannes-Rau-Gymnasiums drehen Film über Rassismus

Barmen · Für ihren Film „Unsere Realität“ erhielten die Schülerinnen eine mit 500 Euro dotierte Auszeichnung.

Ausschnitt aus dem preisgekrönten Film „Unsere Realität“ mit Prisca Kinanga, Stefanie Kinanga und Mariama Keita (v. links). 

Foto: Medienprojekt

Gesicht zeigen. Von außen wie innen. Über Gefühle sprechen – und damit für aufrüttelnde Gedanken und eine neue Auseinandersetzung mit Rassismus sorgen, auch und vor allem auf ganz persönlicher Ebene. Das ist das Ziel, das sich Stefanie Kinanga, Samah Mustafa, Nerschiha Baskaran, Abineya Sureshkumar, Prisca Kinanga und Mariama Keita mit dem Film „Unsere Realität“ gesetzt haben. Die Schülerinnen des Johannes-Rau-Gymnasiums erarbeiteten den Kurzfilm zusammen mit dem Medienprojekt Wuppertal. Nun wurde ihnen für ihr Werk ein Preis beim Bundesfestival Film zuteil, das jüngst mit Wuppertal als diesjähriger Gastgeber-Stadt über die Bühne ging. Die Jury würdigte die Gruppe mit einer mit 500 Euro dotierten Auszeichnung im „Team-Award“ des Jugendfilmpreises.

Viel wichtiger als diese Honorierung ist den jungen Filmemacherinnen aber ihre Botschaft, die nicht zuletzt durch die Nominierung ein großes Publikum gehört haben dürfte. Die 16- bis 19-Jährigen arbeiten im Film ihre persönlichen Erfahrungen mit Alltagsrassismus auf, sie zeigen, was sie verletzt, und sich selbst dadurch umso stärker. Es wird klar: Betroffene gehen mit ihren Geschichten unterschiedlich um, aber sie müssen alltäglich damit umgehen – und das allein kostet Kraft. „Unsere Realität“ zeigt Szenen aus der Schule, die verdeutlichen sollen, wie tief Rassismus greift, und wie oft er unterbewusst und ohne böse Absicht doch viel bewirkt. Die Protagonistinnen klären die scheinbar harmlosen Situationen auf, indem sie mit Blick in die Kamera erzählen, was sie dabei fühlen.

So bekommt Stefanie Kinanga zu hören, „hübsch für eine Schwarze“ zu sein. „Da wird mir klar, dass ich mit meiner dunklen Haut nicht zum Ideal gehöre.“ Mariama Keita wird Zielscheibe für diskriminierende Scherze. „Witze über meine Hautfarbe zu machen, gehört sich nicht, und da ist eine gewisse Wut in mir, die ich dann einfach raushauen will.“ Prisca Kinanga erzählt: „Oft sage ich nichts“ – um sich nicht angreifbar zu machen. Und Samah Mustafa fühlt sich bei der steten Frage nach ihrer Herkunft ausgeschlossen. Sie macht deutlich: „An erster Stelle bin ich Deutsche.“   

Die Reflexion dieser Erfahrungen hat im Laufe der Filmproduktion nicht nur beim Publikum etwas bewirken können. Durch den gemeinsamen Austausch hat Prisca Kinanga „realisiert, wie oft solche Situationen passieren.“ Samah Mustafa hat bemerkt: „In meinem Leben hat sich durch den Film viel verändert“, etwa den Alltagsrassismus aus der Normalität zu verbannen und ihn anzuprangern. Um diese Nachricht zu vermitteln, hat sich die Gruppe bewusst für die Schule als Drehort entschieden. Zum einen, weil ihre Realitäten sich hier abspielen, zum anderen aber auch, um für Identifikation bei der jungen Zielgruppe zu sorgen.

Diese ist nun unverhofft gewachsen. Mit dem Preisgewinn hatten die Schülerinnen nicht gerechnet, sind nun aber froh um das zusätzliche Publikum: „Dadurch, dass es so groß geworden ist, muss man sich erst recht damit auseinandersetzen. Man kann es nicht umgehen“, berichten sie von Rückmeldungen zum Film. Ein Schritt in die Richtung von „gesellschaftlichem Frieden“ könne es sein, genau diese Auseinandersetzung zu beginnen – „was jeder Einzelne tun sollte“, appelliert Samah Mustafa.

So endet auch der Film mit dem Vorschlag, den eigenen Horizont zu erweitern und Empathie zu zeigen. Denn, so schließt Mariama Keita: „Warum sollte ich anders behandelt werden als du?“