In der Historischen Stadthalle Hansjörg Albrecht eröffnet die Wuppertaler „Orgel-Akzente“ mit fulminantem Konzert

Wuppertal · Albrecht zählt zu den wenigen Künstlern, die international als Konzertorganist und Dirigent präsent sind.

Hansjörg Albrecht begeisterte mit seinem Orgel-Spiel im Großen Saal der Stadthalle.

Foto: Florian Schmidt

Der bekannte Orgel-Virtuose Hansjörg Albrecht eröffnete am Sonntag in der Historischen Stadthalle Wuppertal die Saison der „Orgel-Akzente“ mit einem fulminanten Konzertabend. Albrecht zählt zu den wenigen Künstlern, die international als Konzertorganist und Dirigent präsent sind. Er hatte für diesen Abend drei bekannte und beliebte Orchesterwerke mit „Ohrwurmqualität“ ausgewählt: Händels Feuerwerksmusik, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“. „Orgeln sind als einziges Instrument einem Orchester ebenbürtig“, sagte Albrecht in seiner Begrüßung und ließ dann virtuos ein ganzes Orchester erklingen.

In seiner eigenen Transkription von Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“ begann er die Ouvertüre so kraftvoll, beinahe wuchtig, dass man meinte, zu den Fanfaren auch Pauken zu hören. Dann ging er in einen feinen, transparenten Dialog der Register über. Temporeich, tänzerisch und filigran erklang die Bourrée, würdevoll, majestätisch der 3. Satz „La Paix“ – hier konnte man die Holzbläser und Streicher der Orchestersuite hören. Nach schmetternden Trompetensignalen endeten die abschließenden Menuette mit tänzerischen Dialogen und allerhöchsten „Flötentönen“. Das Publikum war gleichermaßen beeindruckt und begeistert, denn so hatte man Händels populäres Werk in Wuppertal noch nie erlebt. Albrecht, der weltweit in den größten Konzerthäusern zu Gast ist, zeigte sich begeistert von der Orgel der Historischen Stadthalle. „Es ist eine der interessantesten und schönsten Konzertsaalorgeln überhaupt“, sagte der erfahrene Organist, der zum ersten Mal auf dem Johannisberg gastierte. „Die Verbindung von Raum und Instrument ist hier phänomenal“, sagte Albrecht ehrlich begeistert.

In Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“, die er in einem Arrangement von Heinrich E. Grimm spielte, machte der Organist alle musikalischen Figuren des Werkes hörbar. Der Frühling kam mit bildgewaltigem Klang, heftige Frühlingsstürme in rasantem Tempo, sprudelnde Bächlein, zwitschernde Vögel und sanft säuselnde Blätter machte die Orgel hörbar. Sie ließ die Sommerhitze flirren, fernes Gewittergrollen, Blitz und Hagelschauer wurden musikalisch spürbar.

Dann präsentierte die Orgel Tänze der Bauern, Jagdhörner und herbstliche Melancholie. Den Winter „malte“ die Orgel mit Schneeschauern, aber auch mit behaglicher Wärme am knisternden Kamin.

Verbindung von Raum und Instrument ist phänomenal

Nach der Pause beeindruckte der 52-jährige Hansjörg Albrecht mit der nächsten Orgeltranskription aus seiner Feder. In hochvirtuosem Spiel präsentierte er die „Bilder einer Ausstellung“. Modest Mussorgski komponierte sie 1874 als Klavierzyklus. Albrecht spielte auf der Orgel jedoch den vollen Orchesterklang, den Maurice Ravel den „Bildern“ 1922 gegeben hatte. Auf drei Manualen und Pedal ließ er die Bilder vorbeiziehen, ließ die Orgel flirren und flimmern oder vehement im Stakkato erklingen. Promenaden, ein altes Schloss, spielende Kinder und eine Hexe tauchten auf, beim „Tor von Kiew“ war sogar Glockengeläut zu hören – es kam von oben aus dem Fernwerk der Orgel. Programmmusik vom Feinsten, mit nur einem Instrument, das war großes Kino.

Nach lang anhaltendem Applaus erfreute Albrecht das begeisterte Publikum mit einer fulminanten und klanggewaltigen Orgelimprovisation zum Thema „Wasser“. Hier brachte er noch einmal alle Facetten und Möglichkeiten der großartigen, exzellent gepflegten Orgel zu Gehör. Ein seltener Moment, den auch der Organist offenbar sehr genießen konnte.

» Die Reihe „Orgel-Akzent“ ist eine Kooperation von Sinfonieorchester Wuppertal, Historischer Stadthalle Wuppertal und den Wuppertaler Orgeltagen (WOT).