Verleihung Die Bergische Musikschule Wuppertal erhält den Springmann-Preis 2024
Wuppertal · Am Sonntag erhält die 1965 gegründete Institution den Preis für Kunst und Kultur, dotiert mit 5000 Euro.
„Der Zusammenhalt, den es hier gibt, ist gut für die Gesellschaft und für die Demokratie. Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit verschiedenen gesellschaftlichen Grundlagen bilden Ensembles und leben damit Gemeinschaft, Empathie und Akzeptanz.“ Sagt Raphael Amend, Leiter der Bergischen Musikschule Wuppertal. Am Sonntag erhält die 1965 gegründete Institution den Springmann-Preis 2024 für Kunst und Kultur, dotiert mit 5000 Euro.
„Im Unterschied zu privat finanzierten Musikschulen haben wir einen öffentlichen Bildungsauftrag“, erklärt Raphael Amend das Konzept. „Wir wollen möglichst vielen Menschen die Musik nahebringen und dabei auch so viel wie möglich gemeinsam musizieren.“ Etwa 50 Ensembles umfasst die Musikschule – vom Streichorchester „Streichhölzchen“ für Vier- bis Sechsjährige über die Big Band „Jazzpension“ bis zu den „West Side Voices“, einem Popchor für alle ab 60 Jahre.
Musik sei eine enorm verbindende Sprache. „Durch die Musik werden jegliche Mauern und damit auch Vorbehalte abgebaut.“ Gerade bei Geflüchteten sei dies hilfreich. Ein Beispiel für gelebte Integrationsarbeit sei der Chor „Women of Wuppertal“, der sich aus 65 Frauen aus 25 Ländern zusammensetzt. So wolle die Musikschule die Stadtgesellschaft abbilden. „Alle Generationen, Menschen mit und ohne Einschränkungen – diesem Ziel kommen wir immer näher“, sagt Amend, der die Schule seit 2017 leitet und sich selbst als Kind der Institution sieht. „Ich habe hier seit der musikalischen Früherziehung meine Zeit verbracht.“ Musikschulen seien einst als elitäre Einrichtungen angesehen worden, „in die nur Kinder gehen, deren Eltern sich die Gebühren leisten können“: Für diese Zielgruppe war es obligatorisch, ein Instrument zu lernen. Das habe sich zum Glück geändert. Das Kolkmannhaus sei die Zentrale, „doch wir gehen auch in Schulen, Kitas, in Altenheime, insgesamt 90 Orte, an denen wir unterrichten“. Samt Inklusion, wie etwa das Ensemble „Diversity“, das Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenbringt. Auch instrumental ist die Musikschule vielfältig aufgestellt: „Wir haben noch kein Angebot für Dudelsack und Mundharmonika, aber sonst fast alles abgedeckt.“ Das am meisten nachgefragte Fach ist Klavier, gefolgt von Gitarre.
Dennoch stehe die Bergische Musikschule vor Herausforderungen: „Das Berufsbild der Musikpädagogik hat kein gutes Image. Das hat auch mit der Bezahlung zu tun.“ Nach einem Gerichtsurteil, dem sogenannten Herrenberg-Urteil aus dem Jahr 2022, sollen die freien Mitarbeiter der Bergischen Musikschule, die bisher als Honorarkräfte tätig waren, nun fest angestellt werden (die WZ berichtete). Dies bedeute allerdings nicht unbedingt, „dass sie dann Vollzeit arbeiten, sondern weiterhin die Möglichkeit haben, künstlerisch in ihrem Fach tätig zu sein“, betont Raphael Amend – etwa bei Konzerten. Den Beruf attraktiv zu halten, sei elementar, „denn auch wir merken den Fachkräftemangel, es bewerben sich weniger Menschen als noch vor fünf Jahren“. Derzeit umfasst das Kollegium 175 Lehrkräfte und neun Verwaltungsmitarbeiter.
Zudem wird immer wieder Nachwuchs bei den Schülern gesucht. So lädt die Musikschule am Samstag, 9. November, zum Tag der offenen Tür ins Kolkmannhaus ein. Von 12 bis 16 Uhr werden alle Türen offenstehen, Besucher können unter Anleitung Instrumente ausprobieren, im Konzertsaal gibt es musikalische Kostproben. Am 30. November laden die Orchester und Ensembles dann zum Adventskonzert „Macht hoch die Tür“ in die Erlöserkirche in Barmen ein. Beginn ist um 17 Uhr, der Eintritt ist frei.
Insgesamt 250 Veranstaltungen stemmt die Musikschule im Jahr – und beweist dadurch die Weisheit, die schon der libanesische Dichter Khalib Gibran äußerte: „Musik ist die gemeinsame Sprache aller Nationen dieser Erde.“ Oder wie es Heinrich Heine formulierte: „Wenn die Worte aufhören, beginnt die Musik.“