Hauptrolle für die Landtagsabgeordneten
Anfang Oktober stand es an dieser Stelle in der WZ: Dass Wuppertal dazu auserkoren wurde, im Juni 2011 das Theatertreffen NRW auszurichten, muss man nicht nur als Chance zur Eigenwerbung begreifen, sondern auch als cleveren Schachzug verstehen.
Denn die Wahl Wuppertals war nicht zuletzt ein deutliches Signal an alle Politiker, die angekündigt hatten, Anfang des kommenden Jahres eine Grundsatzentscheidung zur Zukunft der Wuppertaler Bühnen fällen zu wollen.
Hätte der Stadtrat dabei beschlossen, eine Sparte zu streichen und womöglich das Sprechtheater-Ensemble zu opfern, wäre das Theatertreffen mit großer Wahrscheinlichkeit kein fröhliches Fest der gehobenen Schauspielkunst, sondern eine Trauerfeier erster Güte geworden.
Inzwischen ist die Perspektive eine andere: Die Entscheidung zur strukturellen Entwicklung der Wuppertaler Bühnen wurde vertagt. Der Rat will erst über die Sparpläne abstimmen, nachdem die Landesregierung ihren Haushalt 2011 verabschiedet hat. Das ist vernünftig und zeugt von Weitblick, denn ob die in Aussicht gestellte Erhöhung der Stadttheater-Förderung tatsächlich Realität wird, zeigt sich erst, wenn der Landeshaushalt - voraussichtlich im Mai - abgesegnet ist.
Es ist anzunehmen, dass die Stadtspitze genauso wie die Fraktionen, vor allem auch die Führungsriege der Bühnen längst konkrete Pläne in der Hinterhand haben und feste Vorstellungen davon hegen, wie es mit beiden Sparten und dem Schauspielhaus-Gebäude weitergehen könnte. Noch halten sie sich jedoch bedeckt. Sie wollen die Katze derzeit nicht aus dem Sack lassen und offensichtlich keine schlafenden Hunde wecken. Der Hintergrund ist klar: Die Wuppertaler Entscheidungsträger hoffen, dass das Land die städtischen Bühnen langfristig und tatkräftiger unterstützt.
Ein cleverer Schachzug ist deshalb auch die Entscheidung, am kommenden Mittwoch zu einer Podiumsdiskussion einzuladen, bei der nicht zuletzt Landtagsabgeordnete auf dem Podium Platz nehmen. Denn so viel steht fest: Nur wenn es gelingt, das Land als Geldgeber verstärkt mit ins Boot zu holen, können beide Ensembles ohne unwiederbringliche Verluste das rettende Ufer erreichen.