Die Kurrende und der Tag des Zorns

Der Chor unterstützte die Sinfoniker am Sonntag in der Stadthalle.

Wuppertal. Das "Dies irae, dies illa" (Tag des Zornes, Tag der Klage) weisen beide Kompositionen im 3. Sinfoniekonzert in der Stadthalle auf: Doch unterschiedlicher als die Komponisten Camille Saint-Saëns und Gabriel Fauré könnte man die Visionen vom jüngsten Gericht kaum vertonen.

Die "Orgelsinfonie" in c-Moll von Saint-Saens durchzieht das Motiv aus der gregorianischen Sequenz nahezu durchweg. Dabei ist die Sinfonie gewaltig instrumentiert, und dem Sinfonieorchester unter Josep Caballé-Domenechs umsichtiger Leitung ist es zu verdanken, dass die wogende und mit starken Piano-Forte-Kontrasten geführte Musik mustergültig vorgestellt wird. Besonders das bekannte Finale variiert die "Tag des Zornes"-Thematik: Aufbrausende Orgel (Oliver Stapel) leitet den leisen Streicher-Choral ein. Der weitet sich zum majestätischen Gesamtklang mit unruhigen Klavier-Akkorden, rauschender Harfe, Becken-Tuschs und aufschießenden Streicher-Skalen. Ein ebenso pompöses wie feierliches "Maestoso": "Mit ihr habe ich alles gegeben, was ich geben konnte... so etwas wie dieses Werk werde ich nie wieder schreiben", sagte der Komponist über seine dritte und letzte Sinfonie.

Gabriel Faurés "Requiem" op. 48 hat dagegen die drohenden und vor dem Gottesgericht warnenden Textstellen ausgelassen. Einzig im "Libera me" des Solo-Bariton (ausdrucksvoll: Thomas Laske) brausen Chor und Orchester kurz auf, um an den Weltenrichter zu erinnern. Ansonsten ist das Fauré-Requiem eine Totenmesse von sanft-wogendem, dunkel gefärbtem Charakter, von der Wuppertaler Kurrende (Einstudierung: Martin Lehmann), Solisten und Sinfonikern mit berührender Intensität vermittelt.

Sehr genau parieren die Knaben- und Männerstimmen des Chors die dynamischen Anweisungen des Dirigenten, sprechen die Endungen nachklingend ab und artikulieren präzise. Wunderbar ruhig und kontemplativ wirkt das machtvolle Unisono des Orchesters mit verhaltener Chor-Antwort im einleitenden "Requiem aeternam" oder das bewegende "Pie Jesu" (Milder Jesu) der hervorragenden, dunkel gefärbten Sopranstimme von Britta Stallmeister, die für die erkrankte Dorothea Brandt einsprang.