Wuppertal Institut Haushalte sollen Konsummuster hinterfragen

Gastbeitrag Wuppertal Institut entwickelt eine App, um den eigenen CO2-Verbrauch zu messen.

Das Wuppertal Institut am Döppersberg.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Rund zwei Drittel der weltweiten klimaschädlichen Emissionen verursachen Haushalte. Daher sind Veränderungen im Konsumverhalten der Menschen aber auch in der Produktion innerhalb der Unternehmen gefragt. Nachhaltige Konsummuster lassen sich aber nicht allein mit technologischen Effizienzinnovationen erreichen. Die Forschenden des Wuppertal Instituts wollen in dem Projekt „The Sustainable Lifestyle Accelerator“ mehr als 70 000 private Haushalte in Deutschland, Finnland, der Schweiz, Dänemark, Spanien, Mexiko und Indien mobilisieren ihre Konsummuster zu hinterfragen. Sie erstellen anhand des ökologischen Rucksacks und CO2-Fußabdrucks beim Wohnen, der Ernährung, der Mobilität oder dem Urlaub und der Freizeit individuelle Maßnahmen, um den Ressourcenbedarf und klimaschädliche Emissionen der Haushalte auf ein nachhaltiges Maß zu reduzieren.

Geht es um die Voraussetzungen und Chancen zur Gestaltung eines nachhaltigen Lebensstils, werden private Haushalte bislang nicht stark genug in die politische Debatte eingebunden. Oftmals fehlen etwa nachhaltige Alternativen bei Produkten oder beim Wohnen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und letztlich das 1,5-Grad-Ziel des Weltklimarats zu erreichen.

Zu diesem Zweck entwickelt das Start-up worldwatchers gemeinsam mit dem Wuppertal Institut eine App, die den persönlichen CO2-Wert ermittelt und im Alltag dabei unterstützt, nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen. Gerade bei langlebigen, meist ressourcen- und CO2-intensiven Produkten haben Nutzungsdauer und -intensität einen signifikanten Einfluss auf den individuellen Material- und CO2-Fußabdruck. Die App soll noch Ende dieses Jahres verfügbar sein.

Mithilfe des Ressourcen-Rechners des Wuppertal Instituts lässt sich bereits der persönliche ökologische Rucksack berechnen. Er drückt das Gewicht aller natürlichen Rohstoffe aus, die für den eigenen Konsum anfallen – inklusive Herstellung, Nutzung und Entsorgung. Zusammengezählt ergeben alle Rohstoffe eine Maßzahl für die Belastung der Umwelt. Je kleiner der Rucksack ist, desto weniger Ressourcen werden verbraucht und desto geringer sind die Auswirkungen. Wenn damit einhergeht, dass weniger fossile Rohstoffe genutzt werden, nehmen auch die Treibhausgasemissionen ab.

Zusätzlich ist aber vor allem politisches und unternehmerisches Engagement erforderlich, um Angebote für einen nachhaltigeren Lebensstil zu schaffen und zu erweitern. Unternehmen können Produkte auf den Markt bringen, die mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar sind. Die Politik muss dafür den Rahmen setzen, wie etwa die Etablierung einer Produktkennzeichnungsstelle zur Förderung der Ressourceneffizienz und Kreislauffähigkeit von Produkten.