Politik „Das Bewusstsein muss geschärft werden“

Unter dem Motto „Gekommen, um zu hören“ hat der SPD-Mann mit einem Stand auf dem Willy-Brandt-Platz Halt gemacht.

Diskutierten über Rassismus: Maria Fernández, Hilal Ebcin, Helge Lindh, Neda Entezam, Jodie Wellershaus und Amal Kebir (v.l.).

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Helge Lindh hat am Mittwochabend am Elberfelder Rathaus das Thema Rassismus beleuchtet. Unter dem Motto „Gekommen, um zu hören“ hatte der SPD-Mann mit einem Stand auf dem Willy-Brandt-Platz Halt gemacht. Der Politiker gab dabei die Möglichkeit, sich in persönlichen Gesprächen oder auch am Mikrofon Gehör zu verschaffen. Wichtig war ihm dabei, der gesamten Bandbreite der Debatte Raum zu bieten: „Viele werden diskriminiert, andere meinen, es werde zu viel über Rassismus geredet“, zeichnete Lindh ein Bild der Gespräche in Elberfeld. Deshalb wolle er das „heiße Thema“, das Rassismus in einer von Zuwanderung geprägten Stadt wie Wuppertal sei, „offensiv ausdiskutieren“. Er wolle sich Erfahrungen diskriminierter Menschen anhören, statt das eigene Programm zu verkünden. Daraus sollten Impulse für die Politik gezogen werden.

Doch nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch persönlich brauche es eine Auseinandersetzung mit dem Thema. „Man muss zunächst ehrlich zu sich selbst sein; niemand ist davor gefeit“, so Lindh und stellt sich gegen eine strikte Grenzziehung: „Es sollte nicht heißen: Hier sind die Rassisten und hier die Guten“. Stattdessen müsse man eigene, womöglich diskriminierende Gedanken hinterfragen, nicht nur in Bezug auf die jüngste Debatte, sondern alltäglich. „Üblich ist, dass etwa in der Schwebebahn etwas passiert und man wegguckt“, sagt Lindh und wünscht sich mehr Courage: „Je mehr das machen, desto mehr steigen ein.“

Neben dem alltäglichen Einsatz aller sei auch institutionelle Veränderung nötig. „Es ist eine Querschnittsaufgabe für Unternehmen, Bildung, Verwaltung“, meint der Abgeordnete. Gleichzeitig müsse eine Instrumentalisierung des Themas verhindert werden. Es sei wichtig, „Räume zu finden, wo respektvoll diskutiert werden kann“.

Mit Hilal Ebcin hatte er auf dem Willy-Brandt-Platz eine Lehrerin an seiner Seite, die von eigenen Rassismus-Erfahrungen erzählte. Sie richtete einen Appell an die Gesellschaft: „Wichtig ist, dass wir offen damit umgehen, die Augen öffnen, sehen und reagieren.“ An Lindh richtete sie konkrete Vorschläge, bezogen auf ihren Berufsalltag: „Es braucht Fortbildungen und Workshops für Lehrkräfte zu dem Thema.“ Auch bilde der Bundestag nicht die Gesellschaft ab, es brauche mehr Vorbilder für diskriminierte Menschen. Lindh will auch im Kleinen bewegen: „Das Bewusstsein muss geschärft werden.“