Wuppertal Herzogstraße wird zur Gastromeile

Mit dem FOC dürften mehr und mehr Cafés und Restaurants hinzukommen. Skeptiker sehen eine Gefahr für den Einzelhandel.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Scoozi, Sausalitos, Hans im Glück, Café & Bar Celona und so weiter. Die untere Herzogstraße ist in den vergangenen 20 Jahren zur lokalen Gastromeile geworden — und die breitet sich weiter in Richtung Osten aus. Im Oktober will die L’Osteria Niederrhein in der ehemaligen Rossmann-Filiale an der Herzogstraße 10 eine Filiale eröffnen und erweitert damit die gefühlte Meile bis zum Von der Heydt-Platz. Damit ist aber das Ende noch nicht erreicht, gibt es doch Gerüchte, dass Kentucky Fried Chicken ins Sticher-Haus ziehen will, wenn WMF ins FOC geht. Die Presseabteilung will sich dazu nicht äußern, schreibt aber: Wir „informieren Sie, sobald ein KFC Restaurant in Wuppertal Elberfeld eröffnet wird.“

Die Entwicklung ist nicht neu. Thomas Pusinelli aus dem Vorstand der IG 1 und selbst Einzelhändler beobachtet das schon lange. Er erinnert sich, dass es Ende der 90er Jahre angefangen habe, dass Gastronomie den Einzelhandel ersetzt. Er sieht das als einen unaufhaltsamen Prozess. Gerade, wenn das FOC komme. „Das verändert die Laufwege. Die Herzogstraße wird immer mehr zur Gastromeile. Das ist eben die Entwicklung“. Aber er glaubt, das passiere zum Leidwesen der Einzelhändler.

Gunther Stoldt vom Ressort Stadtentwicklung kennt die Sichtweise. Von Geschäftsinhabern habe er gehört, die Kunden kauften nicht, wenn sie zum Essen kämen. Und durch die Außengastronomie verschiebe sich die Lauflinie, so dass die Fußgänger nicht direkt am Schaufenster vorbeiliefen. All das sei schlecht fürs Geschäft.

Matthias Zenker, ebenfalls aus dem Vorstand der IG 1, hatte kürzlich anders darüber gesprochen. Er sagte, man wisse darum, dass eine Gastromeile als Anziehungspunkt funktioniere.

Die Stimmung ist generell positiv. Auch Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius sagt, er habe sich über die Nachricht gefreut, dass die L’Osteria an die Herzogstraße zieht. Er glaubt aber, es brauche eine gute Durchmischung, damit die Herzogstraße interessant bleibe. Zu viel Gastronomie steht er skeptisch gegenüber, aber da ließe sich politisch auch nichts gegen machen.

Der Markt entscheidet — und anscheinend ist noch Potenzial da aus Sicht der Gastro-Ketten. Das könnte auch so bleiben, wenn die Innenstadt verändert wird. Das fängt direkt an der Herzogstraße an — am Von der Heydt-Platz. Der spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Viertels, wird er doch als erstes Projekt der Qualitätsoffensive Elberfeld angepackt. Schon am Montag wird die Jury aus Verwaltung, Architekten, Planern und Vertretern der Bezirksvertretung Elberfeld das erste Mal tagen. Es ist nur eine Vorbesprechung für das weitere Verfahren. Gleichzeitig startet damit der Prozess für die Entwicklung der Innenstadt in der Praxis. Im Oktober soll der Plan stehen für den Platz, der Förderantrag zum Land gehen und im Frühjahr gebaut werden.

Die Herzogstraße könnte also Anziehungspunkt für Lokale bleiben. Es sollen zwar laut Gunther Stoldt ganz bewusst auch Aufenthaltsmöglichkeiten abseits von Gastronomie geschaffen werden. Aber die Stadt würde eine weitere Ansiedlung von Restaurants und Cafés an der Straße begrüßen und unterstützen, sagt Stoldt. „Das ist ein ganz fester Punkt.“

Auch von außen wird die Entwicklung positiv gesehen. Mathias Wewer von der IG Barmen wünschte sich solche Gastronomie auch für Barmen. Aber da seien die Bedingungen anders. „Es gibt eh ein Überangebot an Einzelhandel.“ Spätestens mit dem FOC werde das sichtbar werden, spekuliert er. Mit Gastronomie sei der Leerstand „perfekt genutzt.“