Wuppertal Himmelträger zu sein, ist eine Ehre
Ludger Grunwald ist einer von sechs Ehrenamtlern, die zu Fronleichnam das Allerheiligste durch die Straßen begleiten.
Cronenberg. Ludger Grunwald hat mit dem Himmel schon Erfahrung. Mehrfach hat der 46-Jährige ihn schon durch die Straßen getragen. „Der Stoff und das massive Holz haben schon Gewicht. Es ist daher gut, dass wir uns abwechseln können.“ Der Cronenberger ist einer von insgesamt sechs Himmelträgern, die während der Fronleichnamsprozession den Leib Christi durch die Straßen begleiten. „Als gläubiger Katholik ist es für mich eine Ehre, gefragt zu werden. Es ist etwas besonderes, dem Allerheiligsten so nahe zu sein.“
Diese öffentliche Verehrung der Eucharistie gebe es in der Evangelischen Kirche nicht. deshalb sei Fronleichnam lange Zeit der Zankapfel der Konfessionen gewesen, berichtet Pastor Winfried Breidenbach. „Heute ich das kein Thema mehr, aber früher haben die Protestanten an diesem Tag bewusst die Wäsche herausgehängt, um zu zeigen, dass sie mit diesem Fest nichts zu tun haben.“ Andererseits sei die Eucharistie-Frömmigkeit auf katholischer Seite auch etwas übertrieben worden, räumt der Seelsorger ein.
Für Ludger Grunwald ist Fronleichnam das Fest, bei dem die Kirche aus ihren Mauern heraustritt. „Es ist ein Zeichen dafür, dass sie kein abgeschlossener Verein, sondern offen ist für die Welt.“ Unter freiem Himmel zelebrieren die Priester zunächst die Messe für die Mitglieder aller vier Südhöhen-Gemeinden. „Der schöne Platz am Ehrenmal bietet sich dafür an. Auf den Stufen errichten wir den Altar“, berichtet Winfried Breidenbach. Er erwartet rund 300 Gläubige, die anschließend singend und betend durch die Straßen ziehen. Zum Gefolge der Monstranz gehören auch die Erstkommunionkinder in ihren festlichen Kleidern und Anzügen.
Unterwegs begleiten zwei Trompeter die Teilnehmer und geben den richtigen Ton an. „Wir hatten in diesem Jahr etwas Schwierigkeiten, Musiker zu finden, weil jemand umgezogen ist“, sagt Winfried Breidenbach. Er ist daher sehr erleichtert, doch noch Bläser gefunden zu haben. „Alles andere wird sich weisen,“
Ziel der Prozession ist das Gelände der Heiligen Ewalde. „In der Kirche spenden wir den sakramentalen Segen und danach ist rund um den Kindergarten ein gemütliches Beisammensein mit Fleisch von Grill und kühlen Getränken geplant“, berichtet Winfried Breidenbach. Sein erster Blick geht am Donnerstag nach oben. „So um 8.30 Uhr kommt der erste Anruf, was wir machen. Dann schauen wir in den Himmel und entscheiden, was wir machen. Wir sind schon sehr risikobereit, aber manchmal geht es nicht anders.“
Bei Regen fällt die Prozession ins Wasser und die Messe findet in der Heiligen Ewalde statt. „Dann gehen wir dreimal durch die Kirche und das ist dann leider Gottes alles.“ Vorerst laufen jedoch die Vorbereitungen für die Zeremonie am Ehrenmal. „Da gibt es Listen, die abgearbeitet werden.“ Das Rote Kreuz und die Polizei müssen über die Prozession informiert und die gesamte Ausrüstung vor Ort aufgebaut werden. „Die ersten Ehrenamtler sind um 8 Uhr da, das ist alles eingespielt.“
In den Aufbau ist Ludger Grunwald nicht involviert. Er kommt zur Messe und übernimmt dann den Himmel. „Wir wechseln unterwegs ungefähr alle fünf Minuten.“