Historisches Zentrum filmt seine Engels-Ausstellung Große Engels-Ausstellung öffnet am 15. Mai

„Jo, reißt dein Garn beim Nähen oder Stricken, bloß nicht quengeln, kauf dir deinen Thread von Ern und Engels“, rappt der sympathische junge Mann, eine kleine Garnrolle in der Hand haltend, in die Kamera.

Lars Bluma mit dem Buch zur Engels-Ausstellung.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Hinter ihm an der rostroten Wand schaut nachdenklich ein mittelalter Friedrich Engels, vergrößerte Reproduktion eines Schwarz-Weiß-Fotos, in die Ferne. In knapp vier Minuten erklärt Lukas Merschuweit, was das Garn, die Firma Ern und Engels und der Revolutionär gemein haben.

Der Videoclip wurde in der Ausstellung „Friedrich Engels – Ein Gespenst geht um in Europa“ in der Kunsthalle Barmen gedreht. Auf dem Youtube-Kanal des Historischen Zentrums wird er für die bislang verhinderte Schau werben, die laut Stadtentscheid ab Freitag, 15. Mai, auch analog besucht werden kann. Lars Bluma, Kurator und Leiter des Historischen Zentrums: „Ich bin froh, dass die Ausstellung jetzt endlich richtig durchstarten kann.“

Am 29. März sollte das Highlight des Jubiläumsjahres, die Schau zu Ehren des vor 200 Jahren geborenen Sohns Barmens, eröffnet werden. Sie war fast fertig, als die Coronakrise dazwischen funkte. „Wir mussten den Aufbau stoppen, da teilweise mehrere Gewerke gleichzeitig hätten arbeiten müssen“, erklärt Bluma. Nachdem die Landesregierung am 1. Mai die Öffnung der Museen in Aussicht stellte, gab am Freitag der Krisenstab der Stadt Wuppertal für die Engels-Schau grünes Licht.

Die Macher sind vorbereitet, Infektionsschutzkonzepte erstellt. Beispielsweise müssen Besucher ihre Tickets vorher online (wuppertal-live.de) kaufen, damit keine Schlangen am Eingang entstehen und maximal 25 Besucher gleichzeitig in der Ausstellung sind. Bluma: „In 20-minütigen Timeslots werden maximal sechs Karten verkauft.“

Es gilt Mundschutzpflicht, die Öffnungszeiten wurden mit der Stadtteilbibliothek Barmen, die ebenfalls im Haus ist, abgestimmt (siehe Kasten). Gruppenbesuche, -führungen und museumspädagogisches Programm gibt es vorerst nicht. Bis Dienstag sollen die Schau aufgebaut, noch angefallene Reparaturen abgeschlossen sein. „Wir stehen in den Startlöchern“, bestätigt Lars Bluma.

Youtube-Kanal wächst
nun fast täglich

Bis dahin bleibt der Youtube-Kanal des Historischen Zentrums, der gerade wächst. Unter dem Titel „Engels on Standby“ erklären zehn Museumsführer anhand ihrer Lieblingsstücke aus der Ausstellung einzelne Aspekte zu Friedrich Engels. Marko Lolic beschäftigt sich mit einer großen Aufnahme Bremens, Silvia Combruchens Führung beginnt mit einem Zylinder und Ben Heitmann setzt eindringlich Engels’ berühmte Schilderungen des Lebens der Arbeiterklasse Manchesters in Szene.

Ansprache und Machart der kurzen Filmchen seien bewusst locker und unperfekt, Versprecher beibehalten, erklärt Lars Bluma. Man wolle damit auch ein jüngeres Publikum erreichen. Jeder Führer bringe seinen eigenen Charakter mit ein. Auch die drei chinesischen Guides, die extra für die asiatischen Besucher geschult wurden und diese nun wohl ausschließlich digital erreichen können. Die Clips werden in diesen Tagen sukzessive im Netz eingestellt.

„Als wir die Ausstellung nicht öffnen konnten, haben wir überlegt, was wir stattdessen schnell machen können“, erklärt Bluma die Anfänge des Formats „Engels on Standby“. Zunächst wurden die vorhandenen Hochglanzfilme eingestellt. Ein in deutscher, englischer und chinesischer Sprache gefertigtes Angebot an den Bildungsbürger. Dann galt es, zügig neue Clips zu fertigen, die neugierig machen, Ästhetik und Optik der Ausstellung näher bringen sollten – nicht mehr und nicht weniger.

Das gilt auch für den Film zur Ausstellung selbst. „Ein Appetizer, der positive Emotionen wecken soll“, auf Erklärungen verzichtet, keine umfängliche Präsentation sein will. Knapp zwei Minuten dauert die wortlose, flotte Kamerafahrt durch die fünf Räume der Schau, die viele kleinere Dinge wie Briefe oder Bücher, Schaukästen und Fotos anbietet. „Wir haben über 500 Exponate, davon sind etwa 300 in Vitrinen untergebracht. Das ist schon viel“, bestätigt Bluma. Aber auch die Wände seien großartig. „Wir haben das Beste aus den Räumen gemacht.“ Die Besucher wird’s freuen.