Hochhaus-Räumung: Vermieter erwägt rechtliche Schritte gegen Stadt Wuppertal

Vor den ersten Gesprächen zwischen Stadt und Vermieter über das weitere Vorgehen am Dienstag greift der Eigentümer die Verwaltung scharf an.

Das Hochhaus an der Heinrich-Böll-Straße weist erhebliche Brandschutz-Mängel auf.

Foto: Michael Bergmann

Wuppertal. Verschlossen ist es und Wohnung für Wohnung versiegelt, das geräumte Hochhaus an der Heinrich-Böll-Straße 200 in Langerfeld. Niemand darf das Gebäude ohne Genehmigung betreten. Laut Stadt sind etwa die Hälfte der 72 gemeldeten Personen — darunter sowohl Familien als auch Paare und Einzelpersonen — in städtischen Wohnungen untergekommen, der Rest bei Verwandten oder Freunden, von denen viele im Quartier lebten.

Foto: Andreas Fischer

Das Gebäude war am vergangenen Dienstag wegen der brennbaren Fassade und mangelhaften Rettungswegen evakuiert worden. Nach dem verheerenden Brand im Londoner Grenfell Tower mit fast 80 Todesopfern wird auch in Deutschland engagiert über Brandschutz und mögliche Mängel mehrstöckiger Wohngebäude diskutiert.

Die Stadt hält für Bewohner und Verwandte weiterhin die Beratung im Versorgungsamt an der Friedrich-Engels-Allee aufrecht, will auch bei künftiger Wohnungsvermittlung helfend tätig werden, hieß es am Montag.

Der Berliner Vermieter hat die Maßnahme einem Bericht des WDR zufolge als unverhältnismäßig kritisiert und angekündigt, Widerspruch gegen die Zwangsräumung einlegen zu wollen. Ein rechtliches Verfahren könnte demnach folgen.

Gefährliche Baustoffe: Wuppertaler Hochhaus wird geräumt
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Für die Stadt ist die Sache indes unstrittig. „Wenn Bauordnungsamt und Feuerwehr erkennen, dass Menschen im Brandfall in der Falle sitzen würden, dann muss man handeln“, sagte Stadtsprecherin Martina Eckermann am Montag.

Wuppertals Baudezernent Frank Meyer sieht einem möglichen Rechtsstreit gelassen entgegen. Die Sicherheit der Menschen gehe immer vor, sagte er am Montag im Gespräch mit der WZ. Seit 2013 habe der damals neue Eigentümer an dem Hochhaus trotz mehrfacher Aufforderung seitens der Stadt kaum etwas gemacht. „Den vielen Worten sind keine Taten gefolgt“, sagt Meyer. „Ich hoffe, dass es diesmal anders sein wird.“

Er gehe davon aus, dass es vor Gericht geht. Schließlich habe auch die Stadt Aufwendungen für die Räumung gehabt. Genau beziffern könne er diese noch nicht, sechsstellig seien sie aber auf jeden Fall. Vom Eigentümer des Hochhauses, der Intown Property Management GmbH, gab es auf Anfrage der WZ dazu am Montag keine Stellungnahme.