Aktuelle Lage in Wuppertal Pegelstand der Wupper sinkt: Feuerwehr noch im Dauereinsatz

Update | Wuppertal · Die Lage in Wuppertal entspannt sich: Busse und Bahnen fahren und der Strom kommt langsam wieder. Die Feuerwehr ist allerdings noch im Dauereinsatz. Ein Überblick zur Lage in der Stadt.

In Wuppertal kehrt nach dem Hochwasser langsam wieder Normalität ein. 

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Freitag:

Die Lage hat sich über Nacht deutlich entspannt, melden die Wuppertaler Einsatzkräfte. Die Feuerwehr hatte am Freitagmorgen noch mehr als 700 Einsätze, teilte die Stadt über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Alle verfügbaren Fahrzeuge seien im Einsatz. Im Fokus stehen jetzt die Prio-3-Einsätze. „Das sind die zahlreichen überfluteten Keller“, erklärt die Stadt die Anzahl der Einsätze.

Unterdessen rollt langsam der Verkehr in Wuppertal wieder an: Die Busse fahren größtenteils wieder, der Zugverkehr ist allerdings noch eingeschränkt. Wer mit der Bahn in nächstgelegene Städte fahren will, hat allerdings weniger Glück. Klar ist auch: Die Schwebebahn wird am kommenden Wochenende nicht fahren können.

Die B7 Höhe Opernhaus ist noch in beide Richtungen gesperrt, das sollte möglichst umfahren werden. Die Polizei bittet auch darum, Sperrungen nicht zu ignorieren - es drohe Lebensgefahr. Seit etwa 12.30 Uhr am Donnerstag war auch die Kreuzung am Alten Markt in Barmen komplett gesperrt. Am Freitagmorgen ist die Sperrung aufgehoben worden.

Einige Haushalte sind noch ohne Strom, das sollte aber im Laufe des Tages behoben werden, meldet die Stadt auf Twitter.

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Wuppertal kämpft gegen das Hochwasser

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Das Gebäudemanagement der Stadt ist damit beschäftigt abzufragen, welche Einrichtungen weiterhin von dem Unwetter betroffen sind. Die Stadt rechnet aber damit, dass sich die Lage im Laufe des Tages normalisiert und die Einrichtungen nach und nach wieder öffnen können. Die Schwimmoper kann am Freitagmittag ab 14 Uhr wieder öffnen. Alle Unwetterschäden seien behoben. Der Parkplatz des Gartenhallenbades Langerfeld steht zum Parken vorübergehend nicht zur Verfügung, teilte die Stadt mit. Das Gartenhallenbad sei aber geöffnet. Tickets können online oder an den Kassenautomaten der Bäder erworben werden.

Auch die Zentral- und Stadtteilbibliotheken öffnen wieder zur gewohnten Zeit.

Das Justizzentrum bleibt jedoch bis zum 23. Juli geschlossen. Dort gibt es wegen der Hochwasserlage noch keinen Strom. In eiligen Angelegenheiten ist das Solinger Amtsgericht zuständig.

Der Tunnel Schee in Wuppertal, der die Nordbahntrasse und Sprockhövel verbindet, ist noch für eine Woche gesperrt. Wasser ist sowohl auf die Trasse als auch in den Tunnel gelaufen. 500 Meter vor dem Tunnel ist die Zufahrt bereits gesperrt und für alle Verkehrsteilnehmer auf der Trasse gibt es eine Umleitung über den Berg.

In Beyenburg ist das Wasser auch schon deutlich gesunken, sagt Norwin Schulte-Hürmann vom Bürgerverein. Das Ausmaß der Schäden sei aber noch nicht bekannt. Rund 60 Haushalte seien von den Folgen des Hochwassers massiv betroffen. Problematisch sei die Situation gerade für die Bewohner der Häuser in unmittelbarer Wuppernähe. Die hätten sich gar nicht versichern können. Lobend äußert er sich über die Beyenburger Gemeinschaft: Es gebe eine große Solidarität, so der Vorsitzende. Untereinander würden sich die Beyenburger helfen, unter anderem Essen verteilen. Groß koordiniert würde die Hilfe gar nicht - weil schon so viele sich gegenseitig unterstützen. Das bestätigt auch Andreas Bialas (SPD), Bezirksbürgermeister von Langerfeld-Beyenburg. "Da ist viel Selbstorganisation untereinander vorhanden."

Donnerstag:

Neuigkeit am Abend: Der Strom wird nach und nach wieder eingeschaltet. Daher bittet die Stadt um besondere Vorsicht in nassen Kellern. Diese sollten wegen der Stromschlaggefahr gar nicht betreten werden.

Schon in der Nacht hatte sich Oberbürgermeister Uwe Schneidewind an vielen Stellen ein Bild vom Hochwasser gemacht: „Was ich gesehen habe, gibt Kraft und Mut für das jetzt noch zu Leistende. Die vielen Einsatzkräfte haben über viele Stunden sehr viel leisten müssen und ich habe die Dankbarkeit der Bürgerinnen und Bürger für diesen Einsatz gespürt. Viele Bürgerinnen und Bürger möchten auch selbst helfen und mitanfassen und das wollen wir auch ermöglichen.“

Von über 850 Meldungen, die der Leitstelle der Feuerwehr gemeldet wurden, waren am späten Nachmittag mehr als 650 durch die Feuerwehr bereits abgearbeitet. Leider können zahlreiche vollgelaufene Keller erst abgepumpt werden, wenn der Pegel der Wupper weiter sinkt.

„Derzeit sinkt der Wupper-Pegel etwa 5 cm in der Stunde,“ berichtet Krisenstabsleiter Johannes Slawig, „Bei dieser Geschwindigkeit können noch am Abend die ersten vollgelaufenen Keller leer gepumpt werden. Dass das möglich ist, verdanken wir auch der Unterstützung von THW und Feuerwehrkräften aus anderen Städten. Auch die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den vergangenen 24 Stunden sehr viel geleistet. Ihnen allen und der großen ehrenamtlichen Unterstützung möchte ich danken.“

Bis alle Haushalte mit Strom versorgt sein werden, kann es noch dauern. Am Abend sollen erste Linienbusse wieder fahren, morgen soll dort, wo möglich der normale Linienbetrieb wiederaufgenommen werden. Die Schwebebahn wird an diesem Wochenende noch nicht fahren können, dafür sollen Ersatzbusse fahren.

Schneidewind und Slawig hoffen jetzt auch auf eine deutliche finanzielle Unterstützung durch Bund und Land.

Mit einem Rückgang der Pegel rechnet die Stadt erst im Laufe des Tages, vorausgesetzt, dass nicht weitere Regenfälle einsetzen. Erst dann können Feuerwehr und Hilfskräfte auch damit beginnen, Wassereinbrüche entlang der Talsohle abzuarbeiten. Dabei erhält Wuppertal Unterstützung von 150 Feuerwehrkräften aus Recklinghausen. Im Einsatz sind außerdem 60 Kräfte des Technischen Hilfswerks. Die vorsorglich vom Netz genommenen Stromverteilerstationen können erst nach dem Sinken des Pegelstandes nach und nach wieder in Betrieb gehen. Der Krisenstab der Stadt bittet um Geduld.

Die gute Nachricht bisher: Glücklicherweise gibt es keine Meldungen über Personenschäden. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig dankten am Morgen im Krisenstab den Einsatzkräften für ihre großartige Arbeit in der Nacht. Weiterhin baten sie alle Bürger um Vorsicht. Die Bereiche der Talsohle sollen möglichst gemieden werden. Viele Straßen sind noch nicht passierbar. Auch der Busbetrieb ist betroffen.

Etliche Dienststellen der Stadt, darunter das Einwohnermeldeamt am Steinweg, öffentliche Einrichtungen und Bereiche im Stadtgebiet sind noch ohne Strom und deshalb nicht arbeitsfähig. Termine, soweit möglich, sollten verschoben werden. Auch der Verkehr (Ampeln, Busse) ist betroffen.

In Parks und Wäldern ist Vorsicht geboten: Der Regen hat den Boden durchweicht, Bäume sind möglicherweise nicht mehr standsicher. Der Grüne Zoo war ebenfalls vom Stromausfall betroffen, kann aber inzwischen öffnen. Die für heute geplante Eröffnung der Aralandia-Anlage muss verschoben werden.

Auch die Schwimmoper bleibt bis morgen Mittag zu. Die Erhebung der Schäden an Gebäuden und Straßen wird noch Zeit in Anspruch nehmen.Zur Entsorgung von Gegenständen aus vollgelaufenen Kellern organisiert die AWG mit Unterstützung anderer Städte aus dem Verband schon zum Wochenende Samstag/Sonntag sowie in der kommenden Woche Sondersperrmüllaktionen wie im Jahr 2018, ohne gesonderte Meldung.

Laut Wupperverband drohte auch die Bevertalsperre vollzulaufen. Im schlimmsten Fall sei mit weiteren Überflutungen zu rechnen, so ein Stadtsprecher. Es gibt verheerende Schäden.

Die Schwebebahnstationen sind von dem Hochwasser ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Laut Stadtwerkesprecher Holger Stephan wird die Schwebebahn am kommenden Wochenende definitiv nicht fahren können. Noch ist unklar, ob beziehungsweise wo Fundamente der Pfeiler des Schwebebahngerüstes unterspült sein könnten. Wasser ist in das Heizkraftwerk Barmen eingedrungen, das aktuell nur mit geminderter Leistung arbeitet und eingeschränkt nur Elberfeld versorgen kann.

Vor der großen Wupperwelle am Mittwochabend haben die Stadtwerke einige tieferliegende Stromverteilerstellen außer Betrieb genommen. Die werden nun erst einmal auf Wasserschäden untersucht, um dann wieder ans Netz angeschlossen werden zu können. „Einen Zeitpunkt, wann wieder ganz Elberfeld Strom hat, können wir noch nicht benennen“, so Holger Stephan

Ganze Quartiere stehen unter Wasser. In Alt-Beyenburg seien es stellenweise bis zu 30 Zentimeter, berichtet ein Anwohner. Die Zufahrt über die Öhder Straße ist nicht möglich. Auch die an der Wupper gelegenen Unternehmen 3M und Johnson & Johnson dürfte das Hochwasser getroffen haben.

An der Messstation Buchenhofen wurde am Mittwoch 14. Juli eine Niederschlagsmenge von 130 Litern pro Quadratmeter gemessen. Das ist weit mehr Regen als in einem durchschnittlichen Sommermonat insgesamt fällt. Die Junior Uni und das Von der Heydt-Musem bleiben am Donnerstag zu. Entwarnung wird aus dem Museum gemeldet, wo Wuppertals Kunstschätze im Keller gelagert sind. Nach ersten Informationen wurde kein Kunstwerk beschädigt. Es bleibt aber erstmal geschlossen. Ebenso der Skulpturenpark aufgrund der schwierigen Erreichbarkeit.

Ernsthafter sieht es nach ersten Meldungen der Stadt im Opernhaus aus, das in Wuppernähe liegt. Dort soll es Wasserschäden geben. Informationen über mögliche Schäden im Bereich Engelshaus/Engelsgarten liegen noch nicht vor. Opernhaus und Engelsgarten waren schon vor drei Jahren von Hochwasserschäden betroffen. Zum Schutz des Engelshaus wird an einem Regenrückhaltebecken gebaut.

Stark eingeschänkt ist nach Angaben der Deutschen Post auch die Brief- und Paketzustellung in Wuppertal. „Im Bereich der Überschwemmungen in der Tallage ist derzeit keine Zustellung möglich. Außerdem gibt es massiv verspätete Zuführungen durch Stau auf der A 46 sowie einige Mitarbeiterausfälle, die persönlich durch Hochwasser betroffen sind. Der Ausfall des ÖPNV sorgt ebenfalls zu Behinderungen in der Auslieferung“, so ein Sprecher. „Wir tun unser Möglichstes, um die Auswirkungen für die Kunden so gering wie möglich zu halten.“

Erwischt hat es dagegen das Freibad Eckbusch. Wie schwer lasse sich noch nicht sagen. Es bleibt vorerst geschlossen. Auch das Freibad Mirke wurde überspült.

Zur Zeit rufen viele Menschen das Bürgertelefon an, um zu fragen, wann die Busse wieder fahren oder wann der Strom wieder eingeschaltet wird. Solche Anfragen verhindern, dass wirkliche Notfälle in der Warteschleife landen und die Leitung überlastet ist, sagt aber die Stadt. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist eine seriöse Antwort auf solche Anfragen nicht möglich. Die Situation entspannt sich leider noch nicht und der Wupperpegel bleibt auf einem hohen Niveau. „Nutzen Sie also das Bürgertelefon nur für wirklich wichtige Notfallmeldungen!“, so der Appell der Stadt.

Aktuell sind auch das Einwohnermelde- und Finanzamt ohne Strom. Die Stadt versucht derzeit alle Termingeschäfte mit Publikum aufrechtzuerhalten. Am Einwohnermeldeamt am Steinweg das leider nicht möglich, hier ist der Strom ausgefallen. Wer einen Termin in einem der Stadteilbüros hat, kann aber kommen, diese Termine bleiben bestehen. Betroffen ist nur das Gebäude am Steinweg.

Auch die Gerichtsinsel am Eiland ist gesperrt und ohne Strom. Die Telefonanlage gestört.

Besonders der Barmer Osten ist betroffen

Besonders betroffen von den Folgen der Überflutungen ist laut Stadt der Barmer Osten mit Langerfeld, Heckinghausen und Beyenburg. Aber auch in vielen weiteren Teilen der Stadt gibt es Unterschwemmungen. Unter anderem hat es die Kohlfurth erwischt. In den Sozialen Medien wie Facebook und Twitter schildern viele Wuppertalerinnen und Wuppertaler ihre Eindrücke.

Die B 7-Unterführung im Bereich Doppersberg war in der Nacht gesperrt, wurde aber am Morgen gegen 7 Uhr wieder geöffnet.

Die City Arkaden sind geschlossen, haben aber diesmal, so zumindest der Blick von außen, nichts abbekommen. Beim Starkregen 2018 hatten Videos der überfluteten Mall deutschlandweit für Aufsehen. Aus der Alpha Apotheke fließt das Wasser, von innen liegen Sandsäcke an der Tür. Die Alarmanlage am Tor daneben ist im Dauereinsatz.

Der Weg zum Hauptbahnhof ist kein Problem – die Fußgängerwege und das Parkhaus sind trocken. Mit dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr geht es aktuell jedoch nicht weiter. Auf der großen Anzeigentafel in der Bahnhofshalle steht "Bitte Ansage beachten!", doch wenn eine Ansage zu hören ist, wird der Ausfall von einzelnen Zügen verkündet. Leere Wagons stehen auf den Gleisen. Menschen am Bahnsteig sind unsicher, wie sie heute zu ihrem Ziel kommen können. Vor dem Reisezentrum, das regulär um 8 Uhr öffnet, hat sich schon eine halbe Stunde vorher eine kleine Schlange gebildet. Auch am Busbahnhof warten Menschen darauf, dass sie Informationen bekommen, wann ihre Linien wieder fahren.

Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz. Rund 600 Aufträge gelte es abzuarbeiten, so der Stadtsprecher. Aktuell habe es aber keinen Sinn, schon Wasser abzupumpen. Das sei ein Hinweis für die vielen Wuppertaler, die aktuell auf die Einsatzkräfte warten.

Stadt sperrt Tunnel Schee

Der Tunnel Schee, der die Wuppertaler Nordbahntrasse mit der Sprockhöveler Glückauf-Trasse verbindet, musste kurzfristig auf Grund der Folgen der starken Regenfälle bis auf weiteres geschlossen werden. Die anhaltenden Regenfälle haben die Strecke und den Tunnel durch das eingespülten von Geröllmassen und Wasser unpassierbar gemacht.Der Tunnel kann erst wieder frei gegeben werden, wenn die Folgen der Wetterverhältnisse beseitigt werden konnten und es nicht noch zu weiteren Ereignissen kommt.Radfahrer, Läufer und Skater werden gebeten, während der Sperrzeiten die ausgeschilderte Umleitungsstrecke über die Straßen Holtkamp – Frielinghausen zu nutzen.Die Städte Wuppertal und Sprockhövel bitten um Verständnis.