Hoffnungsflotte sticht mit Kindern und Jugendlichen in See

„Sunshine4kids“ segelte mit 30 Teilnehmern über das Ijsselmeer und bot ihnen auf diese Weise Abwechslung von ihrem Alltag.

Foto: sunshine4kids

Sprockhövel. „Boah, das ist ja voll cool. So ein großes Schiff“. Die kleine Kathrin ist völlig aus dem Häuschen, als sie zum ersten Mal in die Kajüte der Segelyacht guckt, die in der kommenden Woche ihr Zuhause sein wird. Die „Lydia“ ist ein Boot der Hoffnungsflotte — neun Schiffe, unterwegs auf dem Ijsselmeer für den guten Zweck.

Das von Gaby Schäfer ins Leben gerufene Sozialprojekt „sunshine4Kids“ hat es sich auf die Fahne geschrieben, traumatisierten Kindern eine Zeit lang ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Kindern wie der zehnjährigen Kathrin, die vor wenigen Wochen auf tragische Weise ihren Papa verloren hat und jetzt mit ihren Brüdern Volker und Roland, 14 und 15, auf der „Lydia“ anheuert. Sie sind nur drei von insgesamt 30 Kindern und Jugendlichen, die für sieben Tage auf acht Yachten und einem holländischen Plattbodenschiff segeln und leben. Bei allen ist die Kindheit auf die eine oder andere Weise tief getrübt.

Und so kann auch Kathrins spontane Begeisterung über das große Schiff nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie und ihre Brüder sehr stark unter dem Verlust ihres Vaters leiden. Am Anfang sind sie noch sichtlich reserviert, fast scheu — man muss sich ja auch erstmal an das Bordleben mit Kinderpsychologin Birgit und Skipper Arndt gewöhnen. Wie alle anderen erwachsenen Teilnehmer an der Hoffnungsflotte machen auch die beiden ihre Arbeit ehrenamtlich und mit viel Freude.

Es wird noch ein bisschen dauern, bis Kathrin und ihre großen Brüder ihr Leben daheim ein wenig vergessen können. Hilfreich ist da schon das schöne Wetter am ersten Segeltag. Bei totaler Flaute gibt es reichlich Gelegenheit, die vielen Wasserspritzpistolen auszuprobieren, die Gaby Schäfer organisiert hat. Schnell befinden sich die Segelschiffe inmitten einer Seeschlacht, die noch größer wird, als die Schiffe im Hafen von Enkhuizen anlegen. Sehr zur Freude von Schäfer, die in diesem Moment die Beine hochlegt. „Schon für diesen Anblick völlig selbstvergessener Kinder hat sich der ganze Aufwand gelohnt“, sagt sie.

Als es über dem Stadthafen dunkel geworden ist, hat sich die Wasserschlacht gelegt. Kathrin und die anderen Kinder fallen müde in die Koje. Am nächsten Tag steht eine Schnitzeljagd im Freiluftmuseum auf dem Programm. Danach geht es mit den Schiffen weiter nach Makkum in Friesland. Dort wartet ein echtes Kinderparadies: Fußballspielen, Surfunterricht am Strand, Wikingerschach, Toben, Lachen und Schmusen mit Bordhund Cidre. Doch beim Grillabend, als die Musik auf Blues schaltet, bricht bei der kleinen Kathrin die Trauer um den toten Papa wieder aus. Tränen fließen, andere Kinder müssen trösten, auch Betreuerin Laura hilft mit. Schon den ganzen Tag musste die 26-Jährige Kinder in den Arm nehmen. Das geht auch an der Betreuerin nicht spurlos vorbei.

Zum Glück geht es Kathrin auf der Fahrt von Makkum nach Stavoren schon wieder besser. Bruder Roland darf bei fünf Windstärken ans Ruder. Die Krängung der „Lydia“ zollt ihm ein bisschen Respekt ab, aber Roland hat die Yacht richtig gut im Griff. Skipper Arndt lobt seinen Steuermann, und der ist stolz wie Oskar. Derweil entspannt Bruder Volker bei Rap-Musik, während Nesthäkchen Kathrin fleißig Seemannsknoten übt.

Die Tage auf dem Ijsselmeer verfliegen wie der Wind, und schon bald kehrt die Hoffnungsflotte zum Ausgangshafen in Lemmer zurück. Bevor die Kinder Abschied nehmen, heißt es im Yachthafen noch einmal zu Feiern. Kathrin verlässt das Schiff mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie ist traurig, dass schon wieder alles vorbei ist. Ein Programmpunkt hat ihr aber besonders viel Freude bereitet: „Die Wasserschlacht, die fand ich super.“ Red