Holzkreuz steht vor der Zerstörung
Nach der Schließung der Kirche Bremkamp und dem geplanten Abriss des dortigen Gemeindezentrums braucht das drei Meter hohe Symbol des Glaubens neue Besitzer.
Vohwinkel. Es ist ein wuchtiges Symbol des Glaubens. Knapp drei Meter hoch und zwei Meter breit ist das Holzkreuz im ehemaligen Gemeindezentrum Bremkamp. Vor zwölf Jahren wurde es für die dortige Kirche bereitgestellt. Seit deren Schließung Anfang 2009 steht das Kreuz in den benachbarten Räumen. Doch auch hier sind mit der Aufgabe des Gemeindezentrums bereits im vergangenen Jahr die Lichter ausgegangen. Der Gebäudekomplex soll demnächst abgerissen werden. Jetzt wird für das große Kreuz eine neue Bleibe gesucht.
Die evangelische Kirchengemeinde Vohwinkel hat dafür keine Verwendung mehr. Schlimmstenfalls droht die Zerkleinerung zu Kaminholz. „Das fände ich sehr traurig“, sagt Gemeindemitglied Judith Grönitz. Sie hat das Kreuz bei einem Kunstprojekt für die Passionszeit 2006 anfertigen lassen. Anschließend wurden Fuß- und Handabdrücke aus Ton von Kindern, Jugendlichen und Senioren genommen und an das Holz genagelt. „Daher haben wir und viele Menschen am Bremkamp dazu eine sehr emotionale Bindung“, erklärt Grönitz. Das Kreuz sei außerdem ein Stück Geschichte zu Kirche und Gemeindezentrum. Leider passe es aufgrund seiner Größe nicht in ihre Wohnung. Für ein Aufstellen im Freien gerade bei nasser Witterung sei das Holz ungeeignet.
In den vergangenen Wochen wurde intensiv nach einer Lösung gesucht — bisher ohne Erfolg. Private Abnehmer fanden sich nicht. „Jetzt hat die Gemeinde uns mitgeteilt, dass wir das Kreuz aus dem Gemeindezentrum entfernen müssen“, berichtet Judith Grönitz. Sie bedauere die Entwicklung, akzeptiere aber die Entscheidung der Kirchenleitung. Entnervt wollte ihr Ehemann Reinhard Grönitz bereits die Axt an das gute Stück setzen. Mit einem letzten Aufruf an potenzielle Interessenten soll das verhindert werden.
Auch die für den Bezirk Bremkamp zuständige Pfarrerin Britta Scholz würde sich sehr darüber freuen, wenn das Kreuz einen neuen Standort fände. „Da hängen viele Erinnerungen dran“, berichtet sie. Es handele sich hier aber um eine Leihgabe an die Gemeinde und um Privateigentum. „Es war von Anfang an abgesprochen, dass das Kreuz langfristig an die Besitzer zurückgegeben wird“, betont Scholz. Nach dem Wegfall der Gebäude am Bremkamp sei ein Verbleib in der Gemeinde nicht möglich.
Das architektonische Konzept in der Kirche an der Gräfrather Straße sehe etwa ein Kreuz gar nicht vor. „Hier hätte das Holzkreuz vom Gesamtbild her nicht hineingepasst“, erläutert Scholz. Im angrenzenden Gemeindezentrum könne es aufgrund seiner Größe ebenfalls nicht aufgestellt werden. Durch die herausragenden Nägel für die Tonabdrücke gebe es außerdem ein Verletzungsrisiko insbesondere für Kinder und Jugendliche. „Am Bremkamp haben wir noch vier weitere Holzkreuze in einer kleineren Ausführung, für die wir eine Verwendung überlegen müssen“, sagt Britta Scholz. Diese befänden sich aber im Besitz der Gemeinde und unterlägen als sakrale Gegenstände festgelegten Vorschriften der Landeskirche. Das gilt etwa auch für die Kirchenglocke, die veräußert werden soll.
Bei der normalen Einrichtung von Kirche und Gemeindezentrum am Bremkamp habe derweil bereits einiges verwertet werden können. So wurden 400 Stühle an eine Gemeinde in Solingen abgegeben. Die entsprechende Spende soll für die Jugendarbeit verwendet werden. „Uns ist sehr daran gelegen, dass die Sachen ein gutes Zuhause bekommen“, sagt Britta Scholz. Nach den Sommerferien soll das Gemeindezentrum komplett entrümpelt werden. Wann genau der Abriss der Gebäude erfolgt, steht noch nicht fest. Langfristig soll dort Wohnbebauung entstehen. Möglicherweise will die Gemeinde für das durchaus attraktive Gelände selbst die Vermarktung übernehmen. „Wir prüfen hier gerade die verschiedenen Möglichkeiten“, sagt Presbyteriumsvorsitzender Armin Lange.