Hornbach-Überfall: Ex-Chef wird vom Stellvertreter belastet
Im Prozess zur spektakulären Serie von Raubüberfällen im vergangenen Jahr bestreitet der frühere Chef der Filiale, beim Überfall mitgemacht zu haben.
Wuppertal. Im Prozess zu einer spektakulären Raubserie im vergangenen Jahr — insgesamt sind sieben Männer angeklagt, darunter der bandenintern Big Boy genannte Ex-WSV-Kicker Daniel K.-R. — ging es am Dienstag um den größten Coup der Bande. Am 24. September sollen mehrere Bandenmitglieder — darunter Big Boy — den Hornbach-Baumarkt auf Lichtscheid überfallen haben. Die Beute: 59 000 Euro. Das Besondere an der Tat: Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass der Überfall nur gelang, weil der damalige Leiter — ein 45 Jahre alter Familienvater aus Wuppertal — und sein Stellvertreter — ein 37 Jahre alter Türke aus Dortmund — die Bande mit Insiderwissen versorgt hatten und der 37-Jährige beim Überfall dann den Überraschten spielte.
Am Dienstag gab es dann die mit Spannung erwartete Aussage des mittlerweile gefeuerten Hornbach-Marktleiters. Der wies eine direkte Tatbeteiligung zurück. Er räumte lediglich ein, bei mehreren Treffen in der Elberfelder Stammpizzeria der Bande vom angeblichen Bandenchef — dem 32 Jahre alten Mario F. — zunächst über die Gepflogenheiten im Baumarkt ausgehorcht worden zu sein. Schließlich sei er von F. gefragt worden, ob er bei einem fingierten Überfall mitmachen würde. Das habe er abgelehnt, aber seinen Stellvertreter aus Dortmund gefragt, ob er mitspielen würde.
Der Ex-Marktleiter räumte zudem ein, zwar zu einem Bandentreffen in der Rutenbeck gefahren zu sein. Bei den Planungen für den Überfall will er aber nicht zugehört haben. Schon an diesem Punkt hakte Richter Norbert Müller immer wieder nach.
Dann wurde jener stellvertretende Marktleiter befragt. Und der belastete sowohl seinen früheren Chef als auch den ebenfalls beschuldigten Besitzer jener Pizzeria — einen Italiener (40), der damals auch als Jugendtrainer des WSV tätig war (siehe Kasten rechts). Beide Männer hätten definitiv von den Hornbach-Überfallplänen gewusst. Der Restaurantbesitzer habe beim Treffen in der Rutenbeck — dort war nur Mario F. nicht vor Ort — das Wort geführt. Und dort sei auch klar gewesen, dass der Italiener und auch der Marktleiter einen Beuteanteil erhalten sollten. Der ebenfalls von Hornbach gefeuerte Stellvertreter bekannte, schon damals in der Privatinsolvenz gewesen zu sein. Seinen Schuldenstand bezifferte er am Dienstag auf 250.000 Euro.
Dagegen wies der Marktleiter Geldprobleme von sich. Auch die in den Ermittlungsakten auftauchende angeblich kostspielige Trennung von der Ehefrau habe es nicht gegeben. Eine „normale“ Ehekrise räumte er ein. Es sei aber immer genug Geld da gewesen. Warum er trotzdem nicht irgendwann den Hornbach-Überfall stoppte, konnte der 45-Jährige trotz mehrfacher kreuzverhörartiger Nachfragen des Gerichts nicht erklären. Mitwisser ja, Teilnehmer nein?
Sein damaliger Stellvertreter sagte es anders. So habe er von seinem damaligen Chef 500 Euro bekommen — aus der Privatschatulle des 45-Jährigen. Der Betrag sollte dann später mit dem Anteil verrechnet werden.
Verwaltete der Marktleiter die Beute? Das wies der Wuppertaler zurück. Er habe gar keinen Anteil aus der Beute erhalten. War der Marktleiter nur ein Mittelsmann? Eine eindeutige Erklärung blieb aus.
Einmal mehr gingen die Fragen des Gerichts zwischen den Angeklagten hin und her. Klar scheint: Der Ex-Stellvertreter aus Dortmund will für sich reinen Tisch machen. Am Dienstag sagte der 37-Jährige: „Jeder will hier seinen Hintern retten. Ich stehe dazu. Ich habe das gemacht.“ Sein Fazit: „Jetzt ist mein Leben verbaut.“