Arbeitsmarkt Neue Jobs - Hoffnung für Langzeitarbeitslose in Wuppertal

Wuppertal · Langzeitarbeitslosigkeit ist in Wuppertal ein großes Problem. In der Stadt sind rund 13.500 Menschen davon betroffen. Jetzt gibt es Hoffnung. Bis zu 400 Jobs sollen für Langzeitarbeitslose geschaffen werden.

Langzeitarbeitslosigkeit ist in Wuppertal ein großes Problem.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Bundestag hat Ende November das Teilhabechancengesetz verabschiedet. Es soll Langzeitarbeitslosen ab 2019 mit staatlich geförderten Jobs den Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglichen. In den kommenden vier Jahren werden rund 32 Millionen Euro nach Wuppertal fließen.

Das Jobcenter rechnet damit, dass 300 Arbeitsplätze geschaffen werden können: 180 in der Privatwirtschaft und 120 weitere in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Trägern. Da die Stadt zusätzliche Mittel in Höhe von 500 000 Euro pro Jahr bereit stellt, könnten es sogar 400 neue Arbeitsplätze werden.

Langzeitarbeitslosigkeit ist in Wuppertal ein großes Problem. In der Stadt sind rund 13 500 Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Es gibt Familien, in denen die Abhängigkeit von Hartz IV von Generation zu Generation weitergegeben wird. Rund 50 000 Menschen gehören sogenannten Bedarfsgemeinschaften an. Hauptgründe für Langzeitarbeitslosigkeit sind unter anderem gesundheitliche Probleme, mangelnde Ausbildung, Alter. Oft sehen Arbeitgeber darin unkalkulierbare Risiken und verzichten darauf, entsprechende Bewerber einzustellen. Viele Langzeitarbeitslose stecken in einer Vergeblichkeitsfalle.

Doch der demographische Wandel und der Mangel an Fachkräften hat in vielen Wirtschaftsbereichen zum Umdenken geführt. Arbeitgeber sollen daher Geld vom Staat bekommen, wenn sie Langzeitarbeitslose einstellen, die von den Jobcentern vermittelt wurden. Fünf Jahre lang soll der Job gefördert werden: In den ersten beiden Jahren werden die Lohnkosten voll übernommen, dann sinkt der staatliche Zuschuss Jahr für Jahr bis 2022 auf 70 Prozent.

„2018 hat das Jobcenter Wuppertal mehr als 7000 Personen in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Die Frage ist, was wir mit Menschen tun, die aus verschiedenen Gründen keine Chance auf einen regulären Arbeitsplatz haben. Unsere Philosophie ist es, auch diesen Gruppen Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten. Dass der Bund diesem Ansatz folgt, freut mich sehr“, sagt Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters. Lenz ist zuversichtlich, dass sich genügend private Arbeitgeber finden werden. „Die Resonanz ist positiv.“ Für viele Menschen, die sich abgehängt fühlen, sei es eine Chance. „Es wird nicht in allen Fällen gelingen, aber ich bin optimistisch.“

Es werden Unternehmen gesucht, die Langzeitarbeitslose einstellen

Bauvorhaben, die mit Arbeitskräften des zweiten Arbeitsmarktes ausgeführt werden, durften bisher nicht in Konkurrenz zur Privatwirtschaft treten. Das Kriterium der Zusätzlichkeit ist entfallen, auch die Gemeinnützigkeit einer Tätigkeit muss nicht mehr nachgewiesen werden. Das Teilhabechancengesetz ermöglicht damit die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in Industriebetriebe, wie zum Beispiel den Werkzeughersteller Knipex. Kai Wiedemann, Personalleiter von Knipex: „Wir sind vor drei Wochen vom Jobcenter informiert worden und werden unsere Möglichkeiten intensiv prüfen. Nach meiner Ansicht ist der Ansatz gut, weil das Programm langfristig gedacht ist und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt. In welchen Bereichen bei uns Langzeitarbeitslose eingesetzt werden können, muss noch ermittelt werden“, sagt Wiedemann.

„Wir ebnen Langzeitarbeitslosen den Weg zu einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Vor allem ermöglichen wir den Zugang zu sinnstiftender Arbeit und ein Dabeisein mitten in der Gesellschaft“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh.

Thomas Lenz ist überzeugt, dass die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in reguläre Arbeitsverhältnisse auf lange Sicht weitere Vorteile für die Stadt bietet. „Je nach Bedarfsgemeinschaft entfallen Kosten für die Stadt in Höhe von 500 bis 800 Euro pro Monat“, sagt Thomas Lenz.

Für die rund 120 Arbeitsplätze mit gemeinnützigen Aufgaben gebe es zudem vielfältige Verwendung. So könnten Langzeitarbeitslose ein städtisches Team verstärken, das Unterwetterschäden in Parks und Grünflächen beseitigt. Eine weitere Aufgabe könnte sein, das Baufeld für den Stadionumbau im Bereich der Gegengeraden zu schaffen. Dies sei nur möglich, wenn es in die Pläne des Projektentwicklers Küpper für das Stadion passe, so Lenz.

„Wir begrüßen, dass die Stadt im Rahmen des Teilhabechancengesetzes zusätzlich 500 000 Euro pro Jahr zur Förderung von Arbeitsplätzen für Langzeitarbeitslose bereitstellen möchte“, erklärt Thomas Kring, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion. Die SPD verbindet damit die Hoffnung, dass so mindestens 400 Arbeitsplätze in Wuppertal dauerhaft geschaffen werden können.