„Ich nenne das Ding Schwebebahn“
Eugen langen hat Wuppertals berühmtestes Aushängeschild vor rund 120 Jahren entwickelt. Jetzt besuchten seine Nachfahren die Stadt — natürlich inklusive Kaiserwagenfahrt.
Wuppertal. „Ein System der hängenden Wagen: Ich nenne das Ding Schwebebahn“, sagte einst der Kölner Ingenieur und Industrie-Pionier Eugen Langen (1833-1895). Er hatte vor rund 120 Jahren im Auftrag der Hochbahnkommission der damals reichen Städte Elberfeld und Barmen mit dem „System Langen“ oder das in der Welt einzigartige Verkehrsmittel erfunden und entwickelt.
Dass es besorgte Zeitgenossen gab, die das Ganze als „sündige Eitelkeit, mit der man Gott versuche“, und „schwebendes Satanswerk“ bezeichneten, störte den kreativen Geist nicht. Im Sommer 1898 begann der Bau und schon am 24. Oktober 1900 fuhren Kaiser Wilhelm mit Gattin Auguste Viktoria und Gefolge die Strecke Döppersberg - Vohwinkel.
Der geistige Vater, Eugen Langen, - auch beteiligt an der Entwicklung des Otto-Motors- erlebte die erste Fahrt seiner Schwebebahn nicht mehr. Er verstarb mit 62 Jahren an den Folgen einer Fischvergiftung, als er an der Feier zur Eröffnung des Nord-Ostseekanals teilgenommen hatte.
Am Samstag, etwa 116 Jahre später, hatten der Kaiserwagen und ein nachfolgender Zug ganz besondere Gäste, nämlich die Nachfahren von Eugens Vater, dem Dynastiegründer Johann Jakob Langen (1794-1869), der in zwei Ehen elf Kinder zeugte, aber in dieser Beziehung von seinem Sohn Eugen noch übertroffen wurde. Der konnte in zwei Ehen auf eine Kinderschar von insgesamt 15 Nachkömmlingen blicken. 138 Mitglieder des Langenschen Familienverbandes, der sogar ein eingetragener Verein ist, hatten am Samstag im Rahmen ihres Familientreffens in Schwerte auch Wuppertal besucht, und da durfte natürlich eine Fahrt mit der Schwebebahn nicht fehlen.
Seiner wird übrigens mit einem Gedenktafel-Relief am Döppersberg gedacht. „Unsere Familie ist inzwischen in alle Welt, bis nach Afrika und Südamerika, verstreut und umfasst nach letzter Zählung mehr als 2000 Mitglieder“, sagt Hermann Langen (82), Vorstandsmitglied im Verein und gleichfalls Mitglied des Historischen Schwebebahnvereins, der bei Hako in Vohwinkel mehrere Glasvitrinen mit der Geschichte der Schwebebahn aufgestellt hat. Die Gesamtkosten des Projekts Schwebebahn betrugen damals übrigens 16 Millionen Goldmark, für die 19 200 Tonnen Eisen verbaut und 472 Stützen aufgestellt wurden.
Bei Hako traf sich auch der in zwei Doppeldeckerbussen heranchauffierte Familien-Clan zum Kaffeetrinken, wobei das älteste weibliche Familienmitglied 95 Jahre alt, das jüngste im Vorschulalter ist. Einige von ihnen, wie der elf Jahre alte Moritz, schwebten zum ersten Mal über Wuppertal. Moritz fand das „in Ordnung“.
Rika Langen wohnt in Wuppertal, fährt regelmäßig Schwebebahn und war auch vor zehn Jahren dabei, als der kleine Dresdner Ableger, die 274 Meter lange Bergschwebebahn, ausprobiert wurde. „Wir treffen uns alle zwei Jahre, immer an einem anderen Ort, damit die Anfahrten gerecht verteilt werden.“
Und immer ist das Programm auch eine Art Weiterbildung und Gedenken an die tatkräftigen Vorfahren, die positiv denkende Menschen und klug voraus denkende Pioniere waren. Verschieden farbige Namensschilder tragen die Mitglieder der einzelnen Familienstämme, und wer sieht, auf wie vielen vor dem Namen noch ein akademischer Grad steht, der ahnt, dass die Altvorderen ihre vielfältigen Begabungen in ihren Genen vererbt haben.