„Ich will leben wie alle anderen auch“
Morgen ist Tag der Menschen mit Behinderung. Es einen Aktionstag in Barmen.
Wuppertal. Haben wir eine Gesellschaft für alle? Wie sieht das Leben eines Menschen mit Behinderung im Vergleich zu einem Leben ohne Behinderung aus? Marcel Simon, ein 28-Jähriger mit geistiger Behinderung, der von der Lebenshilfe unterstützt wird, wohnt in einer eigenen Wohnung. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt er nach Vohwinkel zur Firma Wera. Drei Monate arbeitete Simon dort als Praktikant. Nun hat er einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz für ein Jahr. Sein Ziel: eine Festanstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt bei Wera zu erlangen. Simon: „Ich möchte es schaffen, auf Steuerkarte arbeiten zu können.“
Bisher läuft es gut: Der 28-Jährige sortiert Müll, fährt mit der Kehrmaschine durch die Werkshallen, bedient die Papp-Presse. „Ich kann selbständig arbeiten. Das ist meinem Arbeitgeber wichtig“, erklärt er stolz. Seine Freunde sind teils Leute mit Behinderung, teils auch nicht. Simon: „Das ist eine Frage von Sympathie, nicht von Behinderung.“
Das klingt nach einem alltäglichen Leben mitten in der Gesellschaft. Es gab aber auch schwierige Zeiten. Ein stabiles Leben hat ihm die Lebenshilfe ermöglicht. Marcel Simon ist bei der Lebenshilfe Klient des Betreuten Wohnens, das heißt, er lebt so selbständig wie möglich und bekommt so viel Unterstützung wie nötig. „Das sind etwa 2,5 Stunden pro Woche“, erklärt Thomas Martin, sein Betreuer. Außerdem bekommt er jederzeit bei Problemen Unterstützung.
Je nach Grad der geistigen Behinderung leben Bewohner der Lebenshilfe in Wohnstätten, in denen sie mehr Hilfe bekommen. Der Großteil von ihnen hat keinen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt und traut sich nicht, sich unbefangen in der Gesellschaft zu bewegen. In Sachen Integration gibt es noch viel zu tun — der Tag der Menschen mit Behinderung soll daran erinnern. Red