Identitäten im Zerrspiegel

Gedok lud zur Lesung mit Julia Wolff, Thomas Braus und Julia Reznik ein.

Foto: Andreas Fischer

Mit „Im Zerrspiegel — Identität zwischen Idealität und Realität“ war eine Lesung im Rahmen der diesjährigen Wuppertaler Literatur Biennale überschrieben. Dazu hatte die Gedok Wuppertal in die Zentralbibliothek eingeladen. Auf dem Programm standen Texte von sieben Autorinnen mit ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten zu diesem Thema. Beispielsweise nimmt die Ky-bernetik das Heft in die Hand, ist den Menschen überlegen, pflanzt sich bei ihnen ein und steuert sie. Wird es eine Fiktion bleiben oder doch schon bald Realität werden?

Mit der Zukunft dieser Digitaltechnik beschäftigt sich Marianne Ullmann und sinniert darüber: „Und was ist mit der Liebe? „Leben im Barock“ von Marlies Blauth ist heute: Etwa werden Kronen anhand von Ultraschall gereinigt, Schlösser via Smartphones bestaunt. Ein sprechender Spiegel (Marina Jenker) unterhält sich mit einem gut betuchten Karrieristen, der es nicht mehr wahrhaben will, in seiner Jugend vom einfachen Leben auf einem Bauernhof oder im Zelt geträumt zu haben. Gnadenlos wird ihm sein Innerstes Ich vorgehalten. Doch seine Selbstverleugnung obsiegt.

Griechische Männer tanzen bei Angelika Zöllner ungehemmt unter sich, weil sie Kritik von außen nicht befürchten müssen. Safeta Obhodjas beschäftigt sich mit der Integration von Immigranten. Sie zweifelt an einem idealen Erfolg, wenn nach viel erlebten Leid als Frau sich Meryam nicht mehr auflehnen und einfach ihr Dasein in einer Anwaltskanzlei fristen will. Ruth Velser und Anja Liedtke befassen sich etwa in „Topf- oder Messerschnitt“ und „Bowies Alter Ego“ mit weiteren Aspekten des Menschseins zwischen Traum und Wahrheit.

Den Vortrag dieser Literatur der Gedok-Mitglieder lag in guten Händen der Schauspielerinnen Julia Wolff und Julia Reznik, ebenfalls Angehörige des Vereins. Dritter im Bund war Schauspielintendant Thomas Braus. Ihre Rezitationskunst ließ keine Wünsche offen. Glaubhaft schlüpften sie in die Rollen der jeweiligen Personen, ahmten gekonnt Roboterstimmen nach. So war der herzliche Schlussapplaus seitens des überschaubaren Publikums, gerichtet an die Sprecher wie an die Autorinnen, nur folgerichtig. has