„Ihr Leben ist einfach anders“

Podiumsdiskussion am St. Anna-Gymnasium zu Pränataldiagnostik.

Foto: S. Fries

Pränataldiagnostik steht für die Möglichkeit, schon vor der Geburt Krankheiten und Fehlbildungen eines Kindes festzustellen. Sie ist umstritten, weil laut Statistik neun von zehn Schwangerschaften mit einem behinderten Kind abgebrochen werden. Zum heiklen Thema veranstalteten Schüler der Jahrgangsstufe 11 der St. Anna-Schule eine Podiumsdiskussion im Rahmen der ökumenischen „Woche für das Leben“.

Als Fachleute hatten sie Stephan Ganz, Oberarzt der Geburtshilfe am Helios-Klinikum Niederberg, und Silvia Holzinger-Buhr von der Schwangerschaftsberatung „Esperanza“ eingeladen. Mit in der Runde saßen zwei Väter, die sich bewusst für Kinder mit Down-Syndrom entschieden haben - Werner Kleine, Pastoralreferent der Katholischen Citykirche, und der Uni-Professor Wolfgang Bergem.

„Pränataldiagnostik ist an sich nicht schlecht“, stellte Kleine zu Beginn fest. Sobald aber ein auffälliger Befund vorliege, befänden sich alle Beteiligten in einem ethischen Dilemma. Stephan Ganz sah das nicht viel anders. Als Arzt müsse er ganz behutsam mit den Eltern umgehen. Mitleidsbekundungen zum Beispiel seien völlig fehl am Platz. „Dann sind die Würfel schon gefallen.“

Die Unterschiede zwischen dem Theologen und dem Mediziner lagen in der Sprache. Vom Down-Syndrom als Erkrankung wollte Kleine nicht reden. Seine beiden Kinder seien nicht durch eine Krankheit beeinträchtigt. „Sie lachen, weinen, verlieben sich, aber ihr Leben ist einfach anders.“

Perspektiven für das Leben mit behinderten Kindern aufzeigen - genau das sei das Anliegen ihrer Beratung, erklärte Silvia Holzinger- Buhr. „Wuppertal bietet ein gutes Netz“, meinte Wolfgang Bergem. „Meine Tochter war an Regelschulen und ist jetzt in der Berufsausbildung.“

Das Schülerpublikum stellte grundsätzliche Fragen. „Kann ich selbst nicht entscheiden, ob ich lebe?“, hieß es. „Der Wert eines Lebens bleibt immer da“, antwortete Kleine. Das gelte nicht nur für Kinder, über deren Zukunft die Eltern entschieden. Da müsse man auch über alle Erwachsenen sprechen, die wegen Krankheit keine selbstständigen Entscheidungen treffen könnten.

„Was halten Sie allgemein von Abtreibung?“, lautete die Frage einer Schülerin. Als gläubige Katholikin könne sie Abtreibung nicht gutheißen, sagte Holzinger-Buhr. Bei „Esperanza“ gehe es dagegen um ergebnisoffene Arbeit. „Ich akzeptiere, wenn sich jemand anders entscheidet.“