Wuppertal Im Tal feiern die Fans international und friedlich

Die Polizei ist gut vorbereitet, musste bisher jedoch nicht eingreifen. Anbieter von Public Viewing melden steigende Gästezahlen.

Auch im Elberfelder Luisenviertel wird bei Toren der DFB-Elf, wie hier bei der WM 2014, im Rudel gejubelt.

Foto: Schinkel

Wuppertal. Ein friedliches Fußballfest ist die Europameisterschaft bisher in Wuppertal. Wenn der Ball rollt, versammeln sich die Fans zum kollektiven Mitfiebern vor den diversen Großbildschirmen und bejubeln gemeinsam jeden Treffer ins Tor.

Obwohl Deutschland und Polen sich torlos trennten, feierten die Anhänger beider Mannschaften im Brauhaus in Barmen friedlich miteinander. „Da wir in Wuppertal eine große polnische Gemeinschaft haben, war eine Seite von deutschen und eine von polnischen Fans belegt. Sie haben ganz freudschaftlich zusammen gefeiert“, berichtet Richard Hubinger. Der geschäftsführende Gesellschafter des Brauhauses ist sehr zufrieden mit der Resonanz auf den Rängen. „Der Besuch ist mit rund 800 Leuten pro Partie besser als als in der Vorrunde der Weltmeisterschaft und erfahrungsgemäß steigert sich das noch, je weiter die deutsche Mannschaft kommt Wir rechnen in der K.O.-Runde schon mit 1500 Zuschauern..“

Zu den Heimspielen herrscht Stadionatmosphäre in der ehemaligen Badeanstalt. Ein eigens engagierter Sprecher führt durch den Abend und die Zuschauer sitzen auf der Galerie und im Innenraum in der ersten Reihe. „Wir haben die größte LED-Wand Wuppertals, die gerade bei Tageslicht ein brillantes Bild abgibt“, betont Richard Hubinger. Er hofft auf ein Finale mit deutscher Beteiligung.

Welchen Verlauf mögliche Autokorsos bis dahin nehmen, darauf ist selbst die Polizei gespannt. „Das müssen wir abwarten. Wahrscheinlich ist, dass die Fans in Elberfeld im Bereich Morianstraße, Gathe und Hofaue durch die Innenstadt fahren“, sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. Die Einsatzkräfte seien gut vorbereitet, hätten aber noch nicht eingreifen müssen. „Bisher ist alles friedlich verlaufen. Am Freitag haben rund 200 italienische Fans auf der Morianstraße gefeiert, so dass wir den Abschnitt für rund 20 Minuten sperren mussten.“ Gestern hätten die albanischen Anhänger spontan den Sieg ihres Teams bejubelt, doch es habe sich alles im Rahmen gehalten. Erfahrungsgemäß steige die Emotionalisierung während des Turniers. „Zum Viertel- und Halbfinale feiern die Fans länger und lauter.“

Eher kuschelig verliefen die Begegnungen auf der Freibadterrasse des SV Neuenhof. „Die Leute haben es sich auch bei Nieselregen unter den Schirmen gemütlich gemacht und sich die Decken geteilt“, berichtet Gastronom Marcel Grote. Er wünscht sich für heute mehr Sonne und Wärme für die rund 100 Gäste. „Wir sind aber für alles gerüstet und bieten auch drinnen Plätze an.“

Mit Karaoke zu Stadion-Hits können sich die Fans im Schülercafé an der Hügelstraße heute warm singen. Zum Spiel gibt es frisches Popcorn und warme Baguettes. „Zu den Deutschland-Spielen lassen wir uns etwas besonderes einfallen“, sagt die stellvertretende Leiterin Marion Müller. Das Publikum ist international. „Wenn Deutschland spielt drücken auch die türkischen Jugendlichen die Daumen und umgekehrt. Es ist wie eine große Familie.“ Die Einnahmen spenden die Organisatoren einer Jugendeinrichtung in Wuppertals Partnerstadt St. Etienne.

Viele französische Studenten versammeln sich zum Campus-Viewing in der Uni. „Die Spiele mit den Gastgebern, Italien und Spanien waren sehr gut besucht“, berichtet Fritz Berger, Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerks. Bei den deutschen Duellen sind die 400 Plätze in der Kneipe und auf der Asta-Ebene schnell voll. „Wir müssen das aufgrund der Auflagen klein halten. Manchmal können wir daher nicht alle reinlassen.“

Wie in einem großen Wohnzimmer treffen sich die Zuschauer in der Börse. „Nebenher wird gegrillt, es ist alles sehr familiär“, sagt Geschäftsführerin Christin Pomp. Sie rechnet damit, dass die Halle sich bis zum Finale kontinuierlich füllt.

In der Hako Event Arena erwarten die Organisatoren erneut 400 Gäste, die sich in der Eishalle um die Leinwand versammeln. Beste Plätze lassen sich im voraus buchen. „Die Stimmung ist gut wie immer“, sagt Mitarbeiter Thomas Porten. Er freut sich bereits auf den Anstoß.

Im Elberfelder Luisenviertel gibt es kaum ein Lokal, in dem nicht Fußball gezeigt wird. Auch das dritte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft flimmert in vielen Kneipen, Bars und Restaurants der Luisenstraße über große Leinwände.