Flächendeckende 2G-Regel? Impfen, Tests und Co.: So ist die Corona-Lage im Moment in Wuppertal
Wuppertal · Über Wuppertal ist die vierte Corona-Welle eingebrochen. Der Inzidenzwert klettert unaufhörlich nach oben. Die Stadt will vor allem mit mehr Impfangeboten reagieren.
Krisenstabsleiter Johannes Slawig sagte der WZ: „Derzeit impfen wir noch rund 1500 Menschen in der Woche, wir können das weiter hochfahren auf 1500 Impfungen am Tag.“ Das sei der Plan, denn man merke, dass seit einigen Tagen das Interesse an den mobilen Impfungen ansteigt. Ein Faktor seien dabei auch die Booster-Impfungen, die laut Slawig immer stärker nachgefragt werden.
Die Stadt denkt aktuell vor allem in Impfungen pro Woche. Die Kennzahl der Impfquote ist in den Hintergrund gerückt. Auch weil man in der Verwaltung gestehen muss: Niemand kann genau sagen, wie groß der Anteil der geimpften Wuppertaler überhaupt ist. Laut Stadtsprecher Thomas Eiting gibt es wegen der vielen Impfsysteme - von Betriebsärzten über Kassenärzte bis zu den städtischen Impfteams - keine Klarheit mehr über die Impfquote. Nach Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung sind am Donnerstag, 11. November, in Wuppertal 231 735 Zweitimpfungen durchgeführt worden. Das entspräche einer Impfquote von mehr als 70 Prozent. Doch diese Rechnung ist wegen der vielen statistischen Unsicherheiten mit Vorsicht zu genießen.
Eine Zahl ist aber so eindeutig wie potentiell bedenklich: Die Zahl der durchgeführten Corona-Tests in Wuppertal ist massiv zurückgegangen. Während noch im September um die 35 000 Tests in der Woche nachgefragt wurden, kam diese Zahl Ende Oktober mit 3869 auf einem absoluten Tiefstand an. Schließlich ist das Angebot jetzt kostenpflichtig. Von den 63 privaten Schnelltestzentren und elf Apotheken haben inzwischen 20 Teststellen den Betrieb eingestellt und 19 ihre Aktivitäten befristet ruhend gesetzt. Kristenstabsleiter Slawig zeigt sich allerdings angesichts dieser Zahlen nicht beunruhigt: „Ich mache mir da keine Sorgen.“ Die Teststellen könnten jederzeit wieder hochgefahren werden, wenn jetzt die Nachfrage wieder steige.
Wobei für Slawig im Kampf gegen Corona das Impfen eindeutig vor dem Testen stehe. Von dem Ruf nach einer 1G-Regel - Zutritt nur für Getestete - hält er nicht viel. „Ich bin für die flächendeckende Einführung von 2G bei allen öffentlichen Veranstaltungen“, so seine Forderung ans Land. Nur so könne ein Impfanreiz geschaffen werden. Und die niedrige Impfquote sei Deutschlands Achillesferse. Impfanreize sind auch für Oberbürgermeister Uwe Schneidewind entscheidend: „Impfen, impfen, impfen, das ist der Weg um eine Normalität trotz stiegender Inzidenzzahlen zu erreichen.“ Zudem seien die Krankheitsverläufe bei Impfdurchbrüche meist nicht so schwer, merkt er an.
In den Krankenhäusern ist die Lage noch entspannt - aber die Kliniken geben sich wachsam. Gesundheitsdezernent Stefan Kühn: „Ganz aktuell haben wir 31 Patientinnen und Patienten wegen Covid-19 in den Kliniken, davon allerdings zehn auf der Intensivstation. Dadurch sieht man, dass es weiter sehr, sehr schwere Krankheitsverläufe gibt.“
Zum Jahreswechsel 2020/2021 war die Lage in den Wuppertaler Kliniken am kritischsten. Das sieht man beispielsweise auch bei einem Blick auf die Zahl der Covid-Patienten im Helios-Klinikum in Barmen. Damals waren in der Spitze 70 bis 80 Covid-Patienten in Krankenhausbehandlung. Am Donnerstag, 11. November, lagen noch elf Patienten mit Covid im Helios-Klinikum, vier auf der Intensivstation. Im Agaplesion Bethesda Krankenhaus werden aktuell 13 Covid-Patienten stationär behandelt, fünf auf der Intensivstation.
Helios-Sprecherin Janine von Heyking berichtet aber: „Derzeit steigt die Zahl der Corona-Patienten wieder an. Die Patienten mit schweren Verläufen sind mehrheitlich ungeimpft.“ Mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter haben ein internes Impfangebot angenommen, zusätzlich hätten sich weitere Mitarbeiter extern impfen lassen. Ähnlich ist es im Agaplesion Bethesda Krankenhaus. Hier sind laut Chefarzt Bernd Sanner 85 Prozent des Personals geimpft. Durch die Erfahrungen der vorherigen Pandemie-Wellen können die Kliniken aber schnell und flexibel auf einen steigenden Bedarf an Intensivbetten reagieren. Beide Kliniken teilen mit, dass es dazu auch ausreichend Personal gibt.
Alarm schlägt die Dehoga angesichts der steigenden Inzidenzzahlen. Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Dehoga Nordrhein, sagt: „Es erreichen uns erste Mitteilungen, dass Weihnachtsfeiern abgesagt werden.“ Für die Gastronomen sei das „ganz furchtbar“. Sie müssten eigentlich jetzt im November und Dezember das Geld verdienen, um über die schwachen Monate Januar und Februar zu kommen. Die 2G-Regelung auf freiwilliger Basis sei von den Gastronomen noch sehr zurückhaltend angenommen worden. Hausmann sei bisher nur ein Fall in Wuppertal bekannt, bei dem ein Restaurant nur noch Geimpfte und Genesene bewirtet. Währenddessen warnt auch der Deutsche Schaustellerbund vor den Folgen erneut abgesagter Weihnachtsmärkte. Eine Absage würde für viele den finanziellen Ruin bedeuten.