Umbau In das Arthotel ziehen im November 600 Flüchtlinge ein
Die Umbauten im ehemaligen Fünf-Sterne-Haus sind weitgehend abgeschlossen.
Wuppertal. Künstler wie Immendorff und Gerhard Richter hatten die Zimmer einst in großflächige Gemälde verwandelt. Andere waren mit Holzbadewannen und Sauna ausgestattet, ein Hammam aus Marmor versprach Luxus und Entspannung. Vom einstigen Glanz des Fünf-Sterne-Hauses in der ehemaligen Engels-Fabrik ist nur ein schwacher Schimmer geblieben. Mit der Führung des Hauses war Erich Bethe zuletzt sehr unzufrieden. Der Eigentümer des Arthotels hat sich daher entschlossen, den Vertrag mit dem Pächter zum 31. Oktober aufzulösen und das Haus für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Mit dem Land NRW hat er einen Zehn-Jahres-Vertrag abgeschlossen. In die 151 Zimmer mit bisher 350 Betten sollen Mitte November 600 Flüchtlinge einziehen. 10 500 Quadratmeter Nutzfläche stehen in dem Bau zur Verfügung.
Stefan Kühn (SPD), Sozialdezernent
„Ich möchte damit kein Geschäft machen“, betont Bethe immer wieder und wehrt sich damit auch gegen Vorwürfe aus dem rechten Lager, die ihm Profitsucht vorwerfen. Im Gegenteil: Die Mieteinnahmen sollen direkt an die von seiner Frau und ihm gegründete Bethe-Stifung fließen. Mit 70 000 Euro Mieteinnahmen rechnet der Unternehmer pro Monat, 840 000 Euro im Jahr. Die fließen zu 50 Prozent an drei Kinderhospize (unter anderem Burgholz), die andere Hälfte stellt er für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung.
Letztere sei ein „neuer Förderschwerpunkt“ in der Arbeit der Stiftung, betont Bethe — und lobt in diesem Zusammenhang ausdrücklich das Engagement der Stadt Wuppertal. „Sie leistet in diesem Bereich hervorragende Arbeit. Daran können sich andere ein Beispiel nehmen“, sagt der Stiftungsvorsitzende und verweist auf seine Heimatstadt Hamburg. „Dort sind die Flüchtlinge in unbeheizten Zelten untergebracht. Da habe ich gerade 1000 Schlafsäcke hinbringen lassen, weil es nicht genug Decken gibt.“ Für Bethe ist die Flüchtlingshilfe eine nationale Aufgabe, die es zu lösen gilt. Daran möchte er sich beteiligen.
Im großen Saal stehen noch Farbeimer und Dämmmaterial. Geringfügige Umbauten waren nötig, um die Brandschutzauflagen zu erfüllen. Am Montag ist Abnahme durch den Tüv. Bis Ende kommender Woche dürften auch die letzten Hotelgäste ausgezogen sein. In wenigen Wochen sollen Familien aus den Kriegsgebieten in Syrien und Afghanistan im großen Saal gemeinsam essen. Die Flüchtlinge, die demnächst an der Bockmühle wohnen, sind derzeit noch in Zelten in Dortmund untergebracht.
„Die Räume bekommen noch Stockbetten und unten im Hof lassen wir Sandkästen für die Kinder aufbauen“, betont Bethe. Ein Netz überspannt bereits das Atrium im Foyer, damit von den kleinen Gästen niemand abstürzt.
„Es ist eine optimale Lösung, da es in jedem Zimmer ein Bad gibt und Nebenräume beispielsweise für ärztliche Sprechstunden zur Verfügung stehen“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. Die Stadt sei in das Projekt allerdings kaum eingebunden. „Das Land macht die Verträge direkt mit dem Eigentümer. Es ist jedoch die richtige Entscheidung, und sie entspricht der Forderung der Kommunen nach regulären Plätzen.“
Da die meisten Gäste wohl ohne Koffer und großes Gepäck anreisen, hat Ersel Peksert dafür gesorgt, dass die neuen Bewohner die Schränke auch füllen können. Der 32-Jährige hat gemeinsam mit einem Freund eine Gruppe im Internet gegründet, um Spenden zu sammeln. „Nach fünf Tagen hatten wir schon 5000 Nutzer.“ Die spendeten Kleidung, Babysachen, Hygieneartikel, Bettwäsche und Spielzeug. „Wir haben Sammelstellen eingerichtet und die Sachen erst mit unseren Pkw, später mit Lkw bei den Leuten abgeholt“, berichtet der Ehrenamtler.
Erich Bethe stellte ihm die angrenzende Halle zur Lagerung zur Verfügung. Nach ihrer Ankunft können die Menschen sich dort aussuchen, was sie für ihr tägliches Leben brauchen. „Uns ist es wichtig, die Spenden persönlich zu übergeben“, betont Ersel Peksert. Das hat er den Spendern versprochen.