Behandlung In der Dyspnoeambulanz des Wuppertaler Petrus-Krankenhauses wird Menschen mit Atemproblemen geholfen
Wuppertal · In Zeiten des Coronavirus klagen Viele über Atemprobleme. Dafür zuständig ist unter anderem die Dyspnoeambulanz.
Menschen atmen normalerweise ganz von allein, Erwachsene im Ruhezustand durchschnittlich 16 bis 18 Mal pro Minute. In der Regel machen sich die wenigsten über ihre Atmung viele Gedanken – außer vielleicht beim Singen, Meditieren oder beim Sport. „Beim Sport können wir die Sauerstoffaufnahme um das Acht- bis Zehnfache steigern“, erklärt Dr. Sven Stieglitz, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie und Intensivmedizin sowie Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Intensivmedizin am Petrus-Krankenhaus in Wuppertal, Klinikverbund St. Antonius und St. Josef GmbH.
Doch manchmal stockt der Atem, etwa in sehr stressigen Situationen, bei Angst – oder aufgrund von Erkrankungen. Der Fachbegriff für Luftnot ist Dyspnoe. „Luftnot kann ein Hinweis auf eine lebensbedrohliche Erkrankung sein und muss immer ärztlich abgeklärt werden, sagt Dr. Sven Stieglitz. „Zu den Ursachen zählen vor allem Lungen- und Herzkrankheiten. Etwa 25 Prozent der ambulant versorgten Patienten befinden sich aufgrund von Dyspnoe in ärztlicher Behandlung.“
Atmen Menschen ein, strömt Luft über den Mund- und Nasenraum, in die Luftröhre der Lunge. In dem verzweigten Organ mit größeren und kleineren Atemwegen findet die Aufnahme von Sauerstoff in den Blutkreislauf statt. „Das Gefühl von Dyspnoe entsteht vor allem dann, wenn die Atemarbeit erhöht ist. Die erhöhte Atemarbeit entsteht dann, wenn beispielsweise die Atemwege oder Lungengefäße blockiert sind und der Sauerstoff nicht wie normal aufgenommen werden kann, wie bei einer Lungenembolie“, erklärt der Facharzt.
„Auch chronische Erkrankungen der Atemwege wie Asthma oder die chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) verursachen Dyspnoe. Die Ursache für die Dyspnoe ist hier die Lungenüberblähung: Es ist zu viel Luft in der Lunge, die nicht mehr abgeatmet werden kann. Dadurch sind keine tiefen Atemzüge mehr möglich wie sie beim bergauf gehen oder Treppensteigen nötig sind“, erklärt der Mediziner. Auch Wirbelsäulenverkrümmungen wie Skoliose können zur Dyspnoe führen, wenn dadurch die Atemmechanik gestört ist. „Im Herbst und Winter muss an Lungenentzündungen als Ursache akuter Luftnot gedacht werden“.
Auch Herzerkrankungen können die Ursache sein
Auf eine seltene Ursache von Dyspnoe ist das Petrus Krankenhaus als Zentrum für pulmonal-arterielle Hypertonie spezialisiert: „Lungenhochdruck ist eine seltene Ursache für Dyspnoe und wird leider oft erst sehr spät erkannt“. Außer den Lungen- und Bronchialkrankheiten können auch Herzerkrankungen Grund für Dyspnoe sein. Das ist dann der Fall, wenn das Herz das Blut nicht mehr ausreichend transportieren (pumpen) kann.
Neben akuter Atemnot gibt es verschiedene Symptome, die mit einer Dyspnoe einhergehen. So treten bei Betroffenen beispielsweise Atemgeräusche, Husten, Druck- und Engegefühle in der Brust, blaue Verfärbung der Lippen, Bewusstseinsstörungen, schneller Puls und Schwellung der Beine auf. Chronische Dyspnoe bleibt oft lange unbemerkt, da sich die Betroffenen anfangs im Alltag anpassen: Es werden keine schweren Dinge mehr getragen und der Aufzug anstelle der Treppe genommen. Das geschieht nicht selten fälschlicherweise unter Verweis auf das Alter.
Luftnot und Kurzatmigkeit erfordern immer eine hausärztliche Abklärung. Sollte dann eine spezielle Behandlung erforderlich sein, lässt sich die weitere Diagnostik bei Lungen- oder Herzspezialisten durchführen. „Gerade bei älteren Patienten ist es wichtig, sich nicht zu früh mit einer Erklärung für Dyspnoe zufriedenzugeben. Oft sind die Patienten herz- und lungenkrank, sodass immer beide Organe gründlich untersucht werden müssen“, berichtet Dr. Stieglitz aus eigener Erfahrung.
„Manchmal ist die Ursache jedoch auch nach pneumologischer und kardiologischer Untersuchung unklar. In diesem Fall kann eine Vorstellung in einer spezialisierten Dyspnoeambulanz helfen. „Leiden Patienten an einer bekannten Krankheit und haben chronische Atemprobleme, lassen sich mit dem behandelnden Arzt Maßnahmen für solche Situationen festlegen. Dazu gehören unter anderem Notfallsprays, Medikamente oder eine aufrechte Körperhaltung, die das Atmen erleichtert“, berichtet Dr. Stieglitz.
Patienten, die an Dyspnoe leiden, können jedoch auch selbst dazu beitragen, ihre Atemwege zu schonen. Rauchverzicht, ein normales Körpergewicht und regelmäßige Bewegung wirken sich durchaus positiv auf die Atmung der Betroffenen aus. Bei einer Atemtherapie lassen sich zudem bestimmte Atemtechniken trainieren, die die Atemtätigkeit unterstützen. In der Dyspnoeambulanz des Petrus-Krankenhauses arbeiten Pneumologen, Allergologen, Wirbelsäulenspezialisten, HNO-Ärzte und Kardiologen Hand-in-Hand, um für jeden Patienten die Diagnose zu klären und die bestmögliche Therapieform zu finden.