Wuppertal In der Winterzeit haben Einbrecher Hochkonjunktur
Die 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber auch in Wuppertal haben die Kriminellen es häufig viel zu leicht.
Wuppertal. Über den Nutzen der heute zu Ende gehenden Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) streiten Wissenschaftler, Politiker und Parlamente seit Jahr und Tag. Und immer noch ist nur gewiss, dass lediglich eine Berufsgruppe ohne jeden Zweifel von der Zeitmanipulation profitiert. Ab heute werden die Tage kürzer, die Nächte länger — und die Zahl der Einbrüche steigt. Die Banden, vornehmlich aus dem südosteuropäischen Raum (Rumänien, Albanien, Balkan) stehen sozusagen schon in den Startlöchern. Und Wuppertal ist leider ein beliebtes Ziel. Denn kaum eine andere Stadt hat so viele Autobahnauffahren, kaum eine andere Stadt ist abseits von Stauzeiten so gut zu erreichen und so schnell wieder zu verlassen.
Die Einbrecher wissen das, und sie wissen, wann sie am gefahrlosesten zuschlagen können: am Nachmittag, wenn die Sonne fast schon untergegangen, der Arbeitstag der meisten Menschen aber noch nicht beendet ist, weil es wegen des Endes der MESZ bereits um 16 und nicht erst um 17 Uhr dunkel ist. Und sie wissen, dass Wohnungen in größeren Einheiten für sie besser sind als beispielsweise Einfamilien- oder Reihenhaussiedlungen. Mehr Wohnungen bedeutet mehr Anonymität und weniger soziale Kontrolle.
Der Trend ist eindeutig und er zeigt, dass Wohnungseinbruch ein gutes Geschäft sein muss. So stieg die Zahl der gemeldeten Fälle im vergangenen Jahr gegenüber 2014 um fast zehn Prozent auf gut 167 000 Fälle. Bezogen auf Nordrhein-Westfalen meldeten die Statistiker sogar ein Plus von 18 000. Mehr als jeder dritte Einbruch in Deutschland wird demnach in NRW verübt.
In Wuppertal hat die Polizei 2014 in 546 Fällen ermittelt, im Folgejahr waren es dann 762 Fälle, eine Steigerung um fast 40 Prozent. Für das laufende Jahr liegen noch keine Daten vor. Dass die Zahlen aber spürbar zurückgehen, ist eher nicht zu erwarten.
Demgegenüber steht eine Aufklärungsquote von kaum 14 Prozent, wobei zumeist Kleinkriminelle der Polizei ins Netz gehen, die ihren Drogenkonsum finanzieren wollen. Schläge gegen Einbrecherbanden gelingen zwar, aber solche Erfolge sind recht selten. Zuletzt gelang der Polizei Ende September in Wuppertal die Festnahme von vier Männern, die sich für gewerbsmäßige Einbrüche zusammengetan haben sollen. „Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sensibilisiert. Jede Beamtin, jeder Beamte kann sich grundsätzlich umfassend im behördeninternen Intranet über die aktuelle Lage informieren“, sagt Polizeisprecher Detlev Rüter. In Wuppertal ist der Kampf gegen Einbrecher ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit. Es ist ein harter Kampf. Und Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher tut alles dafür, dass ihre Behörde ihn möglichst erfolgreich bestreitet. Sie hat ein Schwerpunktkommissariat gebildet, in dem alle Wohnungseinbrüche bearbeitet werden. Erste Erfolge stellten sich bereits ein.
Aber die immer noch geringe Aufklärungsquote und die steigende Zahl der Fälle sind schon ein Fingerzeig darauf, dass es 100-prozentigen Schutz vor Einbruch unter normalen Umständen nicht geben kann. Türen wie in Fort Knox und Sicherheitskräfte wie vor der Bank von England können sich die wenigsten leisten, und die Eigentümer von größeren Wohnkomplexen machen in Sachen Diebstahlschutz in der Regel nur das Allernotwendigste. Das schreckt Kriminelle in aller Regel aber nicht ab.
Deshalb erneuert auch die Wuppertaler Polizei Jahr für Jahr zu Beginn der dunklen Jahreszeit die Mahnung an alle Bürger, sich gegen Einbruch zu wappnen. Und sei es nur, dass sie Fenster ganz schließen, ehe sie die Wohnung verlassen, und auch den Schlüssel im Türschloss genügend oft umdrehen — auch wenn sie die eigenen vier Wände nur für kurze Zeit verlassen.
Wie groß die Gefahr von Wohnungseinbrüchen mittlerweile ist, hat auch das Land Nordrhein-Westfalen erkannt. Es legte aus diesem Grund vor zwei Jahren ein Förderprogramm auf. Seither können Investitionen in Einbruchsschutz mit zinsgünstigen Darlehen der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert werden. Das Programm wirkt, das zeigt die steigende Zahl der versuchten, aber misslungenen Einbrüche.