Wichlinghausen. In Wichlinghausen soll es bunter werden
Wichlinghausen. · Quartiersbüro und Internationaler Bund rufen noch bis Freitag zur Teilnahme an einem Graffiti-Projekt auf.
Bislang war die langgezogene Wand an der Kreuzstraße 89 in unibraun gehalten, ab dieser Woche erhält sie neue Farben und einen bunten Anstrich. Im Rahmen eines Ferienprojekts laden der Internationale Bund (IB) und das Quartiersbüro Vier-Zwo-Zwo noch bis Freitag Jungen und Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund dazu ein, eine bislang eher unscheinbare Wand mit ihren persönlichen Graffitis zu gestalten. Geleitet wird das Projekt, das sich an Jugendliche und junge Erwachsene aus Wichlinghausen und Oberbarmen richtet, von dem Graffiti-Künstler Dominik Hebestreit.
Bevor die Graffiti auf die fast 100 Quadratmeter große Wand aufgesprüht werden können, ist allerdings erst einmal einige Vorarbeit nötig. So wurde am Montag eine gelbe Grundierung aufgebracht, auf die wiederum einen Tag später drei überdimensionale Dackel mit brauner Farbe aufgemalt wurden. Die Idee zu dem Hundemotiv stammt von Kornelia Lüken, der Eigentümerin der Wand. „Ich habe einen Dackel und einen Mischling“, erzählte sie bei einem Besuch vor Ort. Also fiel die Wahl der Motive auf den „besten Freund des Menschen“.
Die großen Hunde wiederum sind quasi die Leinwand, auf die ab Mittwoch die eigentlichen Graffiti-Kunstwerke gesprüht werden sollen. Er lasse den Teilnehmern des Projekts bei der Motivwahl freie Hand, sagte der künstlerische Leiter Hebestreit. Die Motive sollten allerdings „eher kleinteilig“ ausfallen, zudem sollten die verwendeten Sprühfarben zu dem braunen Fell der Dackel passen. Deshalb favorisiere er „beige und hell-braune Töne“, erklärte Hebestreit.
Schlechte Erfahrungen bewogen zur Teilnahme am Projekt
Einer der jungen Erwachsenen, die an diesem Dienstag das Projekt tatkräftig unterstützen, ist der 20-jährige Kindi Diallo. Er wohnt gleich um die Ecke und wurde von einem Bekannten aufmerksam gemacht und zum Mitmachen animiert. Nun hat er einen Dackel mit brauner Farbe ausgemalt. Der ursprünglich aus Guinea stammende Kindi Diallo freut sich, dass das Quartier durch die Aktion hübscher wird. „Das sieht wunderschön aus“, sagte er nach getaner Arbeit. Ansonsten habe er zu Graffiti-Kunst aber keine besondere Beziehung.
Etwas mehr Vorwissen brachte da der zehnjährige Jakob mit. Er war mit seinem Vater zu dem Projekt gekommen und betätigte sich an den Abschlussarbeiten an der gelben Grundierung. Er finde das Graffiti-Sprühen „interessant“ und habe auch schon einmal einen Tannenbaum gesprüht, sagte Jakob. Nun habe er über eine Bekannte der Familie von dem Projekt erfahren. Ein Motiv für sein Graffito hat er übrigens auch schon ausgesucht, erzählte er in der Garage von Kornelia Lüken, die als Konzept- und Pausenraum für das Projekt dient. Auf ein Blatt Papier hat Jakob eine Trompete gemalt – so ähnlich soll auch sein Graffito aussehen, schließlich spielt er das Instrument selbst.
Lüken stellt für das Projekt die Wand zur Verfügung, weil sie selbst schlechte Erfahrungen mit Schmierereien gemacht hat. Das seien „keine richtigen Graffitis“, sondern eben Schmierereien beziehungsweise „unschöne Worte“ gewesen, berichtete sie. Um dagegen vorzugehen, unterstützt sie eine Arbeitsgemeinschaft, die sich gegen solche Art von Schmierereien wehrt. Derzeit ist die AG mit der Erstellung einer Broschüre beschäftigt, die Hausbesitzern helfen soll, die von solchen illegalen Schmierereien betroffen sind.
Dass vor allem die „Tags“ – also die Kürzel der selbsternannten oder tatsächlichen Street-Art-Künstler – oft in rauen Mengen auftauchen, weiß Dominik Hebestreit aus seiner eigenen Praxis. Die in der Regel oft schnell hingeschmierten „Tags“ sind für die Graffiti-Künstler so etwas wie ein Markenzeichen oder ein Zeichen, einen Claim abzustecken. Gleichwohl könnten die aufwendiger gestalteten „Tags“, die eine bestimmte Typographie verwenden, wiederum selbst ein Kunstwerk sein, erläuterte Hebestreit.
So weit in die Feinheiten der Graffiti-Kunst will das Projekt allerdings gar nicht abtauchen. Es gehe bei der Aktion darum, die „Stadt bunter zu machen“, sagte die IB-Projektleiterin Karla Spennrath. Nina Schuster von Vier-Zwo-Zwo, dem Quartiersbüro der Sozialen Stadt Oberbarmen/Wichlinghausen, verwies darauf, dass in Wichlinghausen Graffiti-Aktivitäten „sehr stark ausgeprägt“ seien. Das Projekt wolle deshalb ein Zeichen gegen die Flut von Schmierereien setzen – als Beispiel dafür, wie diese Kunstform sinnvoll eingesetzt werden kann. IB und Quartiersbüro suchen derzeit noch weitere Hausbesitzer, die die Gestaltung solcher Kunstwerke an den eigenen vier Wänden erlauben.