Wuppertal Informationsbüro Nicaragua feiert 40 Jahre

70 Gäste diskutierten anlässlich des Geburtstages in der Wolkenburg über den aktuellen Zustand in dem Land in Mittelamerika.

Auf dem Podium saßen unter anderem Christa Martin (l.), Christian Helm und Barbara Lucas (v.r.). Foto: Anna Schwartz

Foto: Schwartz, Anna (as)

Knapp 9200 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Wuppertal und Managua, der Hauptstadt Nicaraguas. Die politischen Verhältnisse in dem mittelamerikanischen Land und seinen Nachbarstaaten rückten gleichwohl am vergangenen Wochenende bei einem Treffen in der „Wolkenburg” in den Fokus von Vorträgen und Diskussionen.

Dorthin hatte das in Wuppertal ansässige Informationsbüro Nicaragua anlässlich seines 40. Geburtstages geladen. Etwa 70 Teilnehmer kamen zu der zweitägigen Veranstaltung: neben Besuchern aus ganz Deutschland auch Gäste aus Mittelamerika.

Vor allem die aktuelle politische Situation in Nicaragua bereitete den Teilnehmern dabei Sorgen. Unter der Präsidentschaft von Daniel Ortega, dem früheren Revolutionär und Sandinistenführer, herrschen nach Angaben von Beobachtern und Oppositionellen mittlerweile autokratische Verhältnisse. Bei Protesten von Studenten im April dieses Jahres wurden dort mindestens 320 Menschen getötet.

Derzeit gebe es im Land wieder bürgerkriegsähnliche Zustände, erklärte Klaus Heß vom Informationsbüro Nicaragua. Im Grunde unterscheide sich die derzeitige Politik von Ortega nicht mehr besonders von jener der Somoza-Diktatur. Mittlerweile würden pro Monat etwa 20 000 Menschen aus Nicaragua ins Nachbarland Costa Rica flüchten.

Das Informationsbüro
wurde 1978 gegründet

Das Treffen in der Wolkenburg sollte dazu dienen, die Arbeit der Solidaritätsgruppen für Nicaragua weiter zu vernetzen. In der Hochphase der Unterstützung für das Land - in den 1980er Jahren - hatte es bundesweit etwa 400 solcher Gruppen gegeben, die unter anderem mit dem Einsatz und Entsendung von Arbeitsbrigaden in das Land beschäftigt waren, betonte Heß. Das Informationsbüro in Wuppertal wurde bereits 1978 gegründet, derzeit wird es von etwa zehn Personen - die meisten davon auf ehrenamtlicher Basis - betrieben.

Nach dem Ende des Bürgerkrieges, der von den USA als ein Stellvertreterkrieg gegen eine kommunistischen Regierung gefördert wurde, verschwand Nicaragua weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung. Die Unterstützung für das Land verlagerte sich auf die Ebene der Städtepartnerschaften und lokalen Initiativen, sagte Heß.

Das Land schien auf dem Weg der demokratischen Normalisierung, gerät jetzt aber wieder in unruhigeres Fahrwasser - eine Entwicklung, die auch in etlichen anderen Ländern des Kontinents zu beobachten ist.

Ursachen dafür sind nach Ansicht der Solidaritätsgruppen unter anderem der globale Freihandel und ein auf Export ausgerichtetes Wirtschaftsmodell des Landes, das zulasten der Bevölkerung — vor allem der Kleinbauern — sowie der Umwelt geht. Auch der Klimawandel zerstöre die Lebensgrundlagen der Menschen.

Die Solidaritätsgruppen planen nun in Absprache mit dem Auswärtigen Amt eine Informationsreise nach Nicaragua. Zudem soll die Öffentlichkeit noch stärker für das Thema sensibilisiert werden.