Lit. Ronsdorf Ein erzähltes Bekenntnis zur Kunst

Günter Wülfrath las im Rahmen der Lit.Ronsdorf aus „Vom Workaholic zum Sinnfinder“.

Autor und Lit.Ronsdoirf-Mitinitiator Günter Wülfrath. Foto: Stefan Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

Typisch Lit.Ronsdorf und doch wieder nicht war die Lesung mit Günter Wülfrath, und unüblich war nicht nur der Ort in der Stadtsparkasse. Nicht selten sind im Programm der Ronsdorfer Literaturtage solche Texte, die sich autobiografisch oder auch lokal einordnen lassen. Hier indes klang mit dem Titel „Vom Workaholic zum Sinnfinder“ schon ein allgemeines Anliegen an, und so führte der Autor es in Auszügen denn auch vor.

Bestens besetzt waren die Stuhlreihen am Markt, dass bei dem Andrang sogar noch für weitere Sitzgelegenheiten sorgen musste. Ein Grund mochte in der Person des Autors liegen: Wülfrath ist ein Initiator der Lit.Ronsdorf, die dieses Jahr schon zum zwölften Mal stattfindet und zum festen Termin geworden ist. Aus seinen Werken gewählt hatte er ein erzähltes Bekenntnis zur Kunst: Besagtes Buch schilderte ein Kunsterlebnis mit Folgen – man mochte sagen: als Anstoß fürs Leben.

Fixierung auf die Arbeit führt zur Trennung von der Ehefrau

Zum Inhalt: Die männliche Hauptfigur, der „Workaholic“, erkennt, dass seine Fixierung auf die Arbeit der Anlass für seine Frau war, sich zu trennen. Als er eine Reise aus innerer Unruhe verschiebt, trifft er einen Freund, der ihm den Reiz der Künstlerkolonie Worpswede eröffnet: „Wenn er über die Kunst spricht, steigt Glanz in seine Augen.“ Er beschließt, nun dahin in den Norden zu reisen, und erlebt dort für sich: Seine Stimmung wird immer friedlicher, Ort und Kunst machen ihn offen für neue Prioritäten. Er schreibt einen Brief an seine Frau und im Verlauf des Buchs werden sie neu zusammen finden.

Dazu passte, dass zum literarischen Vortrag andere Genres traten. Der Ronsdorfer Künstler Christian Ose hatte Bilder beigesteuert, die auf einer Wand hinter Wülfrath zu sehen waren. Auffällig etwa eine blaue Abendszene mit Pferd oder ein Herbstbild von ähnlich intensiver Färbung. Ihre Basis waren Fotos, die Ose stark nachbearbeitet und verfremdet hatte, vielleicht um sie etwas Worpswede anzunähern. Die Motive dafür, verriet Ose, stammten freilich großteils aus der Ronsdorfer Umgebung. Komplettiert wurde die Kombination musikalisch durch Martin Halbach: Der junge Sänger brachte mit Gitarre in den Textpausen Coverversionen zu Gehör und sang etwa „Save Tonight“.

Spielerisch arbeitete Wülfraths Text Bezüge zur Künstlerkolonie ein. So schien es zumindest, wenn er der Frau der Hauptfigur den Namen „Klara Westermann“ gab - denn in der realen Worpsweder Gemeinschaft lebte zeitweise auch die Malerin Clara Westhoff mit ihrem Mann, dem Dichter Rainer Maria Rilke. Insgesamt ging es durchaus um Grundsätzliches. So bemerkte der Autor: „Die guten Zeiten beginnen immer, wenn die schlechten nicht vergessen werden.“ Dabei trug zugleich ein positiver Tonfall die Lesung, und Wülfrath sagte selbst: „Ich denke, dass es auch anderen Freude machen kann.“