Initiative für Demokratie: Rechte werben an Schulen
Eine neue Broschüre soll aufklären und damit auch Eltern helfen.
Wuppertal. Die NPD verteilt ihre Flyer derzeit massiv in Stadtgebieten mit problematischen Wohnsiedlungen - wie am Rehsiepen oder in Teilen von Wichlinghausen - und versucht damit auf Wählerfang zu gehen. An weiterführenden Schulen im gesamten Stadtgebiet kommt es immer wieder dazu, dass vereinzelte Schüler außerhalb des Unterrichts rechte Parolen verbreiten.
Zuletzt hat beispielsweise ein 17-Jähriger, der in der NPD organisiert ist, für eine Veranstaltung von Holocaust-Leugnern geworben und versucht, dafür seine Mitschüler zu mobilisieren. Das berichtet Sebastian Goecke von der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz. "Es gibt mehrere Schulen, die ähnliche Probleme haben", so Goecke.
Ein weiteres Phänomen: Rechte Gruppierungen suchen immer offensiver und schamloser die Öffentlichkeit, statt sich zu verstecken. Beispielsweise am Berliner Platz oder in Vohwinkel nahe der Skateranalage am Homannndamm - aber auch am Infozentrum Döppersberg. "Das war noch vor einigen Jahren so nicht denkbar", sagt Goecke.
All diese Aktionen zeigen aus Sicht der Initiative eines: Rechte Gruppierungen wollen sich weitest möglich in den Alltag integrieren und als normal angesehen und akzeptiert werden. "Das ist eine sehr klare Taktik der Rechten", sagt Goecke. In Ostdeutschland, aber auch in nahe gelegenen Städten wie Dortmund geht dieser Trend allerdings noch weiter: Dort sind die Rechten in die Sportvereine integriert oder bieten sogar Sozialberatungen für Hartz IV-Empfänger an. Gerade die Entwicklung an den Wuppertaler Schulen beobachtet die Initiative aber mit großer Sorge.
Vor diesem Hintergrund hat die Initiative für Demokratie jetzt eine Infobroschüre für Eltern, Lehrer und Interessierte herausgegeben. Unter dem Titel "Rechts, oder was?!" informiert das Heft über rechte Musik, Symbole und Organisationen und liefert außerdem einen Überblick über die Situation in Wuppertal. "Für Eltern und Lehrer ist es sehr schwer zu erkennen, ob jemand in die rechte Szene gehört oder nicht", erklärt Goecke. Oftmals lieferten nur minimale Symbole an der Kleidung einen Hinweis. Die einzelnen Modetrends seien kaum noch zu unterscheiden - deshalb sind in dem umfangreichen Heft auch zahlreiche Labels und Symbole wie auch Musikgruppen genau beschrieben.
Grundsätzlich gelte jedoch: "Im Verhältnis zu vergleichbaren Städten wie etwa Dortmund ist die Situation in Wuppertal gemäßigt", sagt Goecke. Es seien keine besondere Auffälligkeiten im Bereich rechtsradikaler Organisationen und rechtsmotivierter Straftaten zu beobachten.