Protest Initiative kämpft für Flächenerhalt

Barmen. · „Marpe für Alle“ lud zum ersten Spaziergang ein. 300 Teilnehmer waren dabei. Sie wollen mehr Unterstützung von der Politik.

300 Anwohner und Unterstützer der Initiative „Marpe für Alle“ nahmen am Spaziergang durch das Gebiet teil.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Umgebung des Toelleturms ist eine ruhige Gegend. Villen in Straßen mit wenig Verkehr, gesetzt und würdig. Nicht häufig vermutlich werden sie von Mengen entschlossener Bürger durchstreift. Durch die Pläne zur Marpe war das jetzt anders. Zumindest zu Beginn mochten es 300 Personen gewesen sein, die dem Aufruf von „Marpe für alle!“ gefolgt waren. Die Initiative will die Flächenbebauung des Areals südlich der Adolf-Vorwerk-Straße auf 18 Hektar verhindern – oder anders gesagt: auf 180 000 Quadratmetern. Nach Plänen der Bezirksregierung sollen hier Wohnhäuser entstehen. Nötig dazu ist ein Planänderungsverfahren, das diese Nutzung ermöglichen soll – statt Landwirtschaft wie bisher. Am 2. April entscheidet der Stadtrat über die Vorlage, die die Pläne absegnen würde.

„Wir sind überwältigt von der Beteiligung“, sagte Waltraud Rinke von der Initiative „Marpe für alle“. „Vorab hatten wir Wetten abgeschlossen, wie viele kommen würden, aber Sie alle haben das getoppt.“ Nicht alltäglich war dabei der Ort ihrer Ansprache, aber für den visuellen Eindruck vom Zuspruch im Grunde ideal: Auf den Toelleturm waren sie und Dr. Regine Ahrem gestiegen, um von dort technisch verstärkt zur Menge zu sprechen. Kein Zweifel: Man war sich der Wirkung bewusst, und man will gehört werden.

Argumente gegen die Bebauung gibt man reichlich. Was bei der Kundgebung knapp aufgezählt wurde, lässt sich auf der Homepage www.marpe-fuer-alle.de im Detail studieren. So setzt die Initiative sich im Einzelnen mit der Analyse der Regionalplanungsbehörde auseinander, die das Vorhaben als ökologisch verträglich beurteilt.

Initiative glaubt, dass die Analyse als Grundlage falsch ist

Die Punktvergabe sei falsch, betonen die Macher. Etwa gab es drei Punkte zum Kriterium „Beeinträchtigung der Schutzgüter“ – soll heißen: Beeinträchtigt werde nicht. Falsch, so die Gegner, die auf die Nähe zum Naturschutzgebiet Murmelbachtal und das Quellgebiet des Murmelbachs verweisen. Aus ihrer Sicht müsste es hier null Punkte geben. Die „9“ der Behörde, die den Baggern grünes Licht gäbe: Demnach viel zu hoch.

Etwa eine halbe Stunde ging der Weg durch die Gegend. Die Schar, an ihrer Spitze starke Arme mit Transparent in Händen, zog über die Adolf-Vorwerk-Straße, vorbei an Wiesen wie auch Wohnhäusern. Bewohner der Letzteren beobachteten von ihren Grundstücken aus den ungewohnten Betrieb, der freilich sehr zivilisiert ablief. Und dessen Ziel sicher nicht zuletzt auch in ihrem Sinn war: „Alle Flächen, die Sie hier als Wiese erkennen“, formulierte Waltraud Rinke bei einem Zwischenstopp, „würden vom Bauvorhaben betroffen sein.“

Wie verhält sich die Initiative zum Umstand, dass bezahlbarer Wohnraum in Wuppertal heute dringend erforderlich ist? „Es ist richtig, dass zusätzlicher Wohnraum gebraucht wird“, sagte dazu am Ende Susanne Herhaus (Die Linke). „Dies hier aber wäre ein Projekt für Bauherrn.“ Auch sie sprach übrigens vom Turm herab, wo es nach Ende der Ortsbegehung noch Abschlussstatements gab. Aus der Politik gekommen waren übrigens unter anderem auch Michael Müller (CDU) und Klaus Jürgen Reese (SPD). Auch Vertreter von FDP und Grünen wurden gesichtet.

Ganz zufrieden mit der Polit-Präsenz war die Initiative freilich nicht: Man hätte sich mehr Beteiligung von Entscheidern gewünscht, meinte Regine Ahrem am Ende. Doch der Eindruck war klar: Die kämpferische Entschlossenheit hat das eher nur verstärkt. So fehlte denn am Toelleturm nicht der Hinweis an die Aktiven und solche, die es noch werden wollen: Die Debatte in der Ratssitzung am 2. April ist voraussichtlich öffentlich.