Integration braucht ihre Zeit
IHK diskutiert weitere Maßnahmen zur Eingliederung der Flüchtlinge.
Es ist einiges erreicht, doch es bliebt auch noch viel zu tun. Auf diesen Nenner lässt sich die 2. Bergische Flüchtlings- und Integrationskonferenz bringen, die am Mittwoch in der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK) stattfand.
Bei dem Treffen wurde ein Zwischenfazit gezogen, was in den vier Monaten seit der ersten Veranstaltung erreicht wurde. Denn auch wenn die Zahl der Ankommenden aufgrund der Grenzsperrungen auf dem Balkan derzeit deutlich zurückgegangen ist, so bleibt doch die große Aufgabe, die schon hier lebenden Flüchtlinge zu integrieren.
Wie schwierig diese Aufgabe ist, machte IHK-Präsident Thomas Meyer deutlich. Hoffnungen auf eine schnelle berufliche Integration der Zuwanderer schob er einen Riegel vor: Die Flüchtlinge seien im Durchschnitt vier Jahre hinter dem schulischen Niveau der gleichaltrigen Deutschen zurück. Um sie ausbildungsreif zu machen und für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen zu können, müssten fünf bis sechs Jahre investiert werden. Deshalb gelte: „Die Flüchtlinge sind nicht die Fachkräfte von morgen, sondern die Fachkräfte von übermorgen“, betonte Meyer. Der „Schlüssel“, um als das zu erreichen, sei die Sprache.
Wie wichtig die Integration der Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt ist, machte die Chefin der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal, Bettina Wolf, deutlich. Ab dem Jahr 2018 würden in der Region mehr Menschen altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden, als auf Seiten der Jungen nachrückten. Zugleich sei die Notwendigkeit der Förderung der Flüchtlinge aber unbestritten. „Etwa 70 bis 90 Prozent der Menschen brauchen eine Förderung, um eine Arbeit oder eine Ausbildung zu bekommen“, unterstrich Wolf.
Für die Qualifizierung der Flüchtlinge stünde dabei grundsätzlich ausreichend Geld zur Verfügung. Die Arbeitsagenturen in Deutschland sind für Flüchtlinge zuständig, deren Asylantrag noch nicht entschieden ist oder deren Antrag abgelehnt wurde, die aber zumindest hier geduldet werden. Für die anerkannten Asylbewerber sind dann die Jobcenter verantwortlich.
In dem Wuppertaler Jobcenter sind derzeit rund 2500 Flüchtlinge gemeldet, sagte Vorstand Andreas Kletzander. Da es viele der anerkannten Asylbewerber in große Städte ziehe und Wuppertal offenbar eine Attraktivität vor allem bei Syrern genießt, rechnet Kletzander damit, dass die Zahl der in seinem Jobcenter gemeldeten Flüchtlinge im Laufe des Jahres um weitere 4000 bis 7000 steigen könnte.
Um diese Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, sei es wichtig, „niederschwellige Angebote“ zu machen. Dazu sei ein „Dreiklang“ aus beruflicher Praxis, Qualifizierung und Sprachförderung nötig, betonte Kletzander. Für die möglichst schnelle Vermittlung der Flüchtlinge ist auch die im Dezember eröffnete Zentrale Erstantrags- und Beratungsstelle für Menschen mit anerkanntem Fluchthintergrund (Zebera) zuständig - sie findet sich in der Neumarktstraße in Elberfeld