Wuppertal Interview mit Astrid-Lindgren-Preisträger Wolf Erlbruch: "In Wirklichkeit ist es Schwerarbeit"
Wuppertal. Wolf Erlbruch wird am 29. Mai mit dem Astrid-Lindgren-Preis ausgezeichnet. Mit der WZ sprach der Wuppertaler über seine Anfänge und den Arbeitsalltag als Illustrator und Kinderbuchautor.
Herr Erlbruch, Sie erhalten in diesem Jahr den Astrid Lindgren Memorial Award. Waren Sie sehr überrascht, als Sie den Anruf aus Schweden bekamen?
Wolf Erlbruch: Völlig überrascht war ich nicht. Vorher hatte ich eine ungewöhnliche Begegnung. Ich ging im Wald spazieren, als mir ein junger Mann mit dem Rad entgegen kam. Als er schon an mir vorbei war, drehte er sich um und rief: „Vielen Dank für Ihre schönen Kinderbücher!“ Eine Stunde später wurde ich von der Jury aus Stockholm angerufen.Das Einzige, was ich herausbrachte, war „Oh dear!“ (Oh je!).
Können Sie etwas zur Preisverleihung sagen? Wird erwartet, dass Sie eine Dankesrede halten?
Erlbruch: Die Preisverleihung ist wohl eine recht förmliche Angelegenheit und findet im Konzerthaus in Stockholm statt. Der Preis wird von der schwedischen Kronprinzessin Viktoria überreicht. Eine kurze Dankesrede von circa drei Minuten wird erwartet.
Sind Preisverleihungen Vergnügen oder Pflicht für Sie?
Erlbruch: Sagen wir: Beides zur Hälfte.
Sie werden mit dem Astrid-Lindgren-Preis für Ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Sind Ihre Bücher für Sie wie Kinder, die Sie alle gleich lieb haben, oder haben Sie klare Favoriten?
Erlbruch: Doch, ich mag sie noch alle, wenn es auch Lieblinge gibt wie zum Beispiel „Ente, Tod und Tulpe“ oder „Das Neue ABC-Buch“ des Aufklärers Karl Philipp Moritz von 1790.
Als Sie selbst Kind waren, war da Astrid Lindgren für Sie wichtig?
Erlbruch: Meine Eltern haben mir Astrid Lindgrens Bücher zum Lesen gegeben. Später habe ich sie meinem Sohn vorgelesen. Sie hatte einen wunderbaren feinen Humor.
Erich Kästner soll gesagt haben: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“ Muss sich ein Kinderbuchautor einen kindlichen Blick auf die Welt bewahren?
Erlbruch: Den Satz von Kästner teile ich nicht ganz. Ich weiß nicht, ob Kinder die besseren Menschen sind, aber man sollte sie immer ernst nehmen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Wenn Zeichnen und Schreiben für Sie überhaupt „Arbeit“ sind.
Erlbruch: Es ist eine Mär, dass Kinderbuchmacher bei der Arbeit ständig ein Lächeln im Gesicht haben. In Wirklichkeit ist es Schwerarbeit. Wie viele Zeichnungen im Müll landen, kann ich gar nicht sagen.
Arbeiten Sie im Moment an einem neuen Buch?
Erlbruch: Na, ich werde den Rummel abwarten und dann werden wir sehen.