Frau Hornung, Sie sind 25 Jahre alt und schon seit fünf Jahren in der BV Ronsdorf aktiv. Wie gerät man denn als junger Mensch in die Lokalpolitik?
Interview Interview zum Verhältnis zwischen BVs und Stadtverwaltung: „Das ist keine Zusammenarbeit“
Wuppertal · Viele der Gremien fühlen sich von Verwaltung und Rat nicht ernstgenommen. Die WZ sprach dazu mit der Ronsdorfer CDU-Fraktionssprecherin Jana Hornung.
Jana Hornung: Das ist bei mir ein bisschen familiär bedingt, weil mein Papa ja im Stadtrat ist. Und ich hatte auch einen guten Sowi-Lehrer in der Schule, der darauf geachtet hat, dass wir uns eine politische Meinung bilden. Damals hat die Ronsdorfer CDU dringend Leute gesucht, die sich engagieren. Der damalige Bezirksbürgermeister Lothar Nägelkrämer hat mich dann dazu überredet, die Rolle der Fraktionssprecherin in der BV zu übernehmen.
Dann kam irgendwann Ihre erste Sitzung als Sprecherin. Wie war das?
Hornung: Das war für mich als damals 20-Jährige sehr aufregend. Ich glaube, die ersten sechs Sitzungen hatte ich immer vorher Bauchschmerzen. Mittlerweile ist es Routine geworden. Und die Arbeit macht mir viel Spaß. Gerade das Diskutieren und in Kontakt kommen mit den Menschen und Vereinen.
Wann haben Sie denn das erste Mal gemerkt, dass die BV in ihrer Wirkung an Grenzen stößt?
Hornung: Es gab vor mehreren Jahren die Diskussion darüber, dass sich der Lidl hier in Ronsdorf vergrößern wollte. Die BV hatte sich geschlossen dagegen ausgesprochen, um den Einzelhandel vor Ort zu schützen. Der Rat war anderer Meinung. Da habe ich zum ersten Mal den Unterschied zwischen den Sichtweisen von BV Ronsdorf und Rat bemerkt. Wir haben unsere Bürger „hier oben“ im Blick und dem Stadtrat „unten“ ging es nur um die Frage: Was passiert, wenn Lidl sich nicht erweitern darf?
Diese unterschiedlichen Sichtweisen gibt es oft, oder?
Hornung: Ja, aktuell sprechen wir ja viel über Bauflächen. Wir in Ronsdorf haben lange über eine mögliche Bebauung der Flächen Heidt und Linde diskutiert. Der Wuppertaler Blickwinkel ist: Wir brauchen Wohnraum. Unser Blickwinkel ist: Warum denn immer bei uns in den Außenbezirken?
Nicht selten entscheidet der Rat gegen die Empfehlung der BV. Stellt man sich da nicht schon mal die Frage, wieso man überhaupt in Ronsdorf eine Empfehlung ausspricht?
Hornung: Ich glaube, unsere Entscheidung wird schon vom Rat zur Kenntnis genommen. Aber in ganz vielen Fällen eben nicht ausreichend gewürdigt. Gerade bei Bausachen würde ich mir wünschen, dass viel mehr auf uns vor Ort gehört und viel mehr der Bürger als Experte gesehen wird.
Schütteln Sie manchmal den Kopf, wenn Sie von den Ratsentscheidungen erfahren?
Hornung: Ich kann es beispielsweise im Fall Heidt nicht nachvollziehen. Es gibt so viele Gründe, die gegen eine Bebauung sprechen. Es gibt aber auch viele kleine Themen hier in Ronsdorf, da kann ich Rat und Verwaltung nicht folgen.
Haben Sie ein Beispiel?
Hornung: Wir haben versucht, die lokale Feuerwehr zu unterstützen mit ausgewiesenen Parkplätzen für die Einsatzkräfte. Da bin ich als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr übrigens doppelt betroffen. Nur sind wir leider bei der Verwaltung auf geschlossene, man könnte fast sagen, verbarrikadierte Türen gestoßen. So ein Thema kommt dann gar nicht erst in den Rat.
Wie ist die Zusammenarbeit mit der Verwaltung sonst?
Hornung: Das Problem ist die allgemeine Arbeitsweise. Manchmal würden wir uns freuen, überhaupt mal eine Antwort zu bekommen. Oder es wäre schön, wenn etwas von einem Verwaltungsmitarbeiter zugesagt wird, dass es dann auch passiert. Da hat man dann einen Ortstermin mit Bürgern und das versprochene Gutachten der Stadt fehlt - und fehlt dann auch noch ein weiteres Jahr lang. Das ist keine Zusammenarbeit. Übrigens: Auch bei den Spiel- und Bolzplätzen wird Ronsdorf von der Verwaltung gnadenlos ausgegrenzt.
Wie weit geht die Frustration? Wollten Sie schon mal Ihren Posten in der Bezirksvertretung an den Nagel hängen?
Hornung: Als wir mit der Feuerwehr so abgeblockt wurden, habe ich zum ersten Mal richtig gesagt: Es fällt mir schwer, diesen Standpunkt zu verstehen. Denn hier war ja kein Personalmangel der Grund. Man war einfach nicht dazu bereit, die Freiwillige Feuerwehr mit Parkplätzen zu unterstützen. Ohne Diskussion. Dieses total fehlende Entgegenkommen einem Ehrenamt gegenüber - das war sehr schwierig für mich.
Aber Sie bleiben der Bezirksvertretung treu?
Hornung: Es würde ja nichts bringen, das Handtuch zu werfen. Ich mache allerdings nur noch bis 2020 weiter. Dann beginnt das Praxissemester meines Lehramtsstudiums und irgendwann kommt dann auch mal die Familienplanung.