Jazzfreunde erwecken eine alte Tradition

Im Café Ada kamen alte und junge Solisten zusammen, um gemeinsam zu musizieren.

Foto: Stefan Fries

Der Konzertabend im voll gefüllten Saal des Café Ada hatte die Anmutung eines großen Familientreffens: Sowohl beim Publikum als auch auf der Bühne. Fünf hochkarätige Jazzmusiker aus drei Generationen agierten souverän und hochmotiviert mit- und gegeneinander. Im Auditorium saßen Jazzfans, die sich noch aus den Zeiten der Free-Jazz-Workshops in den 70ern kannten neben jungen Musikfreunden.

Wie bei Auftritten mit Peter Brötzmann gewohnt, begann der Abend furios mit schreienden Saxophonkaskaden, diesmal als Tenorsaxduo mit Wolfgang Schmidtke. Kongenial unterstützt von Bass und Schlagzeug mischte sich der jüngste in der Runde, der 1981 geborene Pianist Roman Babik, mit flink gespielten perlenden Tonclustern auf dem Flügel ein. Der 40 Jahre ältere Brötzmann dominierte kraftvoll und virtuos zusammen mit dem Initiator des neu belebten Jazzworkshops Schmidtke an Tenor und Sopransaxophonen, sowie zwei Bassklarinetten weite Strecken des ersten Sets. Dabei überzeugte Schmidtke mit hymnischen Melodiebögen im Geiste von Jazzgroßmeister John Coltrane, denen Brötzmann seine oft rauhen, extrem schnellen Tonkaskaden entgegensetzte.

Sehr solide, virtuos und immer auf den Punkt spielte der an der Kölner Musikhochschule lehrende Bassist Dieter Manderscheid. Er hatte einen alten Kontrabass aus dem vorvergangen Jahrhundert mit einem neuen Griffbrett aus Eichenholz versehen lassen und unterstützte das Ensemble immer passend sowohl beim mit dem Bogen gestrichenen Arco-Spiel, als auch beim präzise gezupften Pizzicato. Im Gegensatz zum Piano war der Bass durch einen wirksamen kleinen Verstärker auch bei den lauten Stellen präsent, während der 2016 mit dem von der Heydt-Förderpreis ausgezeichnete Babik oft Mühe hatte, klanglich mit seinem sehr virtuosen, ungewöhnlichen Klavierspiel, durchzudringen.

Der Düsseldorfer Schlagzeuger Peter Weiss stellte dem Wuppertal-Jazz-Workshop-Ensemble einen durchgehend passenden, soliden und abwechslungsreich austarierten Rhythmusbackground zur Verfügung. Im zweiten, insgesamt ruhigeren, abwechslungsreicheren und — was die Verteilung der Soli anbelangt — ausgewogeneren Teil, zeigte Weiss zusammen mit Babik und Manderscheid, dass in den Gesamtkontext des Abends auch ganz klassisch anmutende Pianotriostücke integrierbar sind.

Mit vier langen Stücken in zwei Sets und einer frenetisch erklatschten kurzen, von Brötzmann und Schmidtke mit Bassklarinetten eingeleiteten Zugabe, ging nach rund zwei Stunden Spielzeit ein musikalisch aufregender Abend zu Ende. Für 2019 ist eine Wiederholung geplant.