Auftrag: Humor — Possenspiel in der Pension Schöller

Das Schauspiel plant den Angriff auf die Lachmuskeln. Am 10. Februar feiert die Komödie Premiere.

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Wenn Alexander Marusch hält, was er verspricht, dann wird eines nicht geschehen. Dann versinkt Wuppertals „Pension Schöller“ nicht im Sumpf der Überinterpretation. Dann bleibt das 1890 uraufgeführte Lustspiel von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs das, als was es wohl gedacht war: ein Spaß. „Wir waren uns von vornherein der Gefahr bewusst, dass auf dem Stück ein bisschen Staub drauf liegt“, sagt Intendant Thomas Braus. Er spielt im Stück den Inhaber der Pension Schöller.

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Mit Marusch und der Dramaturgin Barbara Noth hat Braus ein wenig gepustet. Die Figuren sind von Regisseur und Dramaturgie behutsam halbwegs in die Gegenwart transferiert worden. Der Major a. D. von Mühlen soll nun mehr an einen Links-Agitator erinnern als an einen rechtskonservativen Kriegstreiber. Und wenn die restliche Belegschaft den Zuschauer, wenn voraussichtlich auch erst nach intensiver Sinnsuche, überwiegend an satte, etablierte Ex-Aktivisten erinnert, dann ist das im Grundsatz gar nicht so verkehrt. Das soll es mit der Analogie dann aber auch schon gewesen sein. Der Rest sind die Fragen danach, wer verrückt ist, was verrückt ist, wer dazugehört, wer in Wirklichkeit außen steht, obwohl er steif und fest behauptete, Teil des Establishments zu sein. So viel zum Thema Interpretationsspielräume.

Denn: „Es ist immer noch eine Komödie“, sagt Marusch. Und genauso soll das Ensemble das uralte, aber irgendwie doch aktuelle Stück auch spielen. Braus verspricht Körperlichkeit, kündigt dem Publikum eine Präsenz seiner Schauspieler an, die weit über das Wort hinausgeht. „Komödie ist eine der am schwierigsten zu spielenden Gattungen“, sagt er. Gleichzeitig unterschlägt er aber nicht, dass es eine Heidenfreude ist, mit so einem Stück auf der Bühne zu stehen. Das Spiel der Akteure habe etwas von Anarchie. Entsprechend hoch ist der Anspruch, den er an sich und sein Ensemble stellt. „Das ist schon ein kleines Feuerwerk, das peilen wir an.“

Dass zu diesem anarchischen Feuerwerk ein ordentliches Bühnenbild gehört, versteht sich für den Intendanten von selbst. Er nennt es „fulminant“. Und fügt lachend hinzu: „Das erinnert an ein Großstadttheater.“ Das Stück spielt auf einer Dachterrasse, von der nicht ganz klar ist, in welchem Land, in welcher Stadt das zugehörige Haus steht.

Im Wechsel mit schwereren Stücken wie zuletzt „Die Zofen“ von Jean Genet und Shakespeares „Der Sturm“ soll „Pension Schöller“ dem erwachsenen Publikum Vielfalt und Leichtigkeit ins Programm des Wuppertaler Schauspiels bringen. Entsprechend geht Regisseur Alexander Marusch zu Werke. Er hat Erfahrung mit der Inszenierung von Komödien. „Das ist meine Sechste oder Siebte“, sagt der Wahlberliner mit Geburtsort Cottbus. „Letztlich geht es darum, dass die Leute ein bisschen Späßchen haben.“ Das sei auch eine Aufgabe des Theaters in schwierigen Zeiten.

Das gilt im Falle der Premiere von Pension Schöller am 10. Februar ab 19.30 Uhr im Übrigen nicht nur für das Stück an sich. „Nachher sind alle Zuschauer wieder zur Premierenfeier eingeladen“, sagt Braus.

Freunde des Wuppertaler Schauspiels sollten die Feier nutzen. Sie wird vermutlich eine Gelegenheit bieten, alle Mitglieder der Mannschaft treffen zu können. „Diese Produktion ist die einzige in der Spielzeit, in der das komplette Ensemble auf der Bühne steht“, kündigt Braus an.