Schauspiel hat seinen Probenbetrieb wieder aufgenommen Mit Sicherheitsabstand neue Spielweisen entwickeln
Eine Premiere sollte heute im Theater am Engelsgarten gefeiert werden. Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ stand auf dem Spielplan des Schauspiels Wuppertal. Bis die Coronakrise kam. Stattdessen wird seit Freitag für das Stück geprobt.
Drei Tage, nachdem sich die Schauspieler erstmals für Ingrid Lausunds „Benefiz – jeder rettet einen Afrikaner“ auf der Probebühne II des weitgehend verwaisten Opernhauses in Barmen getroffen hatten. Beide Stücke werden auch noch vor der Sommerpause aufgeführt werden. Mit oder ohne Publikum steht noch nicht fest. Sicher aber mit strengen Infektionsschutzauflagen.
Thomas Braus’ Tage sind eng getaktet, Überziehungen der einzelnen Zeitfenster sind auch für den Intendanten nicht erlaubt. Der Sicherheitsplan, der gemäß sich verändernder Vorschriften- und Genehmigungslage ständig nachjustiert wird, ist sonst gefährdet. Um Abstand, wichtigster Bestandteil der Strategie, zu halten, hat jeder der insgesamt zehn Schauspieler (darunter drei Gäste: Luise Kinner, Annou Reiners und Matthias Eberle) eine eigene Garderobe, verfügt über mehrere Masken, die die Kostümschneiderei für jeden einzelnen maßgefertigt hat und bringt seine eigenen Probenkostüme mit. Die Stücke werden zwar parallel, aber zeitversetzt einstudiert. Es gibt keine gemeinsamen Pausen, Kaffeekochen auf der Probebühne ist verboten. Corona-Tests gab es noch nicht, sind aber Diskussionsthema. „Die Begegnung der Menschen ist auf ein Mindestmaß reduziert“, erklärt Braus, der gespannt ist, ob sich das Konzept in der Praxis bewährt. Und davon profitiert, dass das Opernensemble derzeit nur Korrepetitor-Proben ausüben darf und deshalb die Probebühnen nicht belegt.
Ein glücklicher Zufall spielt der Erarbeitung der „Benefiz“-Inszenierung in die Hände. Das vor der Corona-Krise erstellte Bühnenbild von Christian Blechschmidt besteht aus fünf riesigen Holzkisten, so dass die darin agierenden Schauspieler nicht aufs Abstandhalten achten müssen. „Ich bin überrascht, wie gut das klappt“, sagt Regisseurin Anna-Elisabeth Frick erfreut. Nur beim Kennenlernen müsse sie achtsamer sein, weil sie den Akteuren nicht, wie sonst üblich, nahe kommen dürfe.
Mindestens zwei Aufführungen noch in dieser Spielzeit
Die wiederum gehen mit der veränderten Situation unterschiedlich um, je nach Naturell. „Sicher gibt es Ängste und Bedenken“, aber die Schauspieler seien froh, dass es wieder losgehe, erklärt Braus, der sich selbst total auf die Proben freut, in Millers Klassiker mitspielt. Es genießt, neben Mundschutz- und Desinfektions-Vorschriften auch Stück-Texte zu lesen.
Als das Aus kam, standen die Vorbereitungen für „Romeo und Julia“ kurz vor der Endprobe. Das Stück könne zwar „coronatauglich“ gemacht werden, so Braus, aber es werde von dem Franzosen Nicolas Charaux inszeniert, der nunmal derzeit nicht nach Deutschland kommen dürfe. Dabei sei das Engagement des Topregisseurs eine Riesenchance für Wuppertal. Was aus der Inszenierung wird, ist offen.
Bleiben noch die Aktivitäten, die nach den jüngsten Ankündigungen des Landes wieder möglich sind. Live-Formate mit bestimmtem Publikum im Innenhof des Theaters am Engelsgarten etwa – Liederabende, Lesungen, die Wiederaufnahme des #Schnappschuss-Formats. Themen, die in der nächsten Woche mit Oper und Orchester besprochen werden sollen. Und die weitere spezielle Sicherheitskonzepte nach sich ziehen. Das Theater am Engelsgarten ist zwar ein kleines Haus und hat von daher die Erlaubnis der Landesregierung ab 30. Mai zu öffnen, aber es sei in Corona-Zeiten nicht probentauglich.
Nun freut sich Braus erstmal, dass die Arbeiten in dieser Woche gut angelaufen sind, will weiterkommen in dem Bemühen, mit der Coronakrise kreativ umzugehen. Vielleicht entwickeln sich ja neue Spielweisen, erlebt das Maskenspiel eine Renaissance, werden künftig mehr kleinere Formate gespielt, überlegt er. Bei Millers’ und Lausunds Stücken werden nun die ersten praktischen Erfahrungen gesammelt.