Wirtschaft in der Krise Jeder fünfte Industriebetrieb im Bergischen steht bald still

Die Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände hat ihre Mitgliedsunternehmen in der vergangenen Woche zur aktuellen Entwicklung in der Coronakrise befragt. Die nicht repräsentative Stichprobe bestätigt die schwierige und zum Teil dramatische Lage in der Bergischen Industrie.

42 Prozent aller befragten Unternehmen lassen ihre Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

So haben nach Angaben von Jürgen Steidel, Sprecher der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände, mehr als zwei Drittel der an der Umfrage beteiligten Betriebe von einer deutlich reduzierten Kapazitätsauslastung beziehungsweise Produktion berichtet. Knapp 20 Prozent der Unternehmen stehen kurz vor der Einstellung ihrer Produktion oder befinden sich bereits komplett im Stillstand.

Der Auftragseingang sei bei 60 Prozent der an der Kurzumfrage beteiligten Unternehmen stark eingebrochen. 25 Prozent verzeichneten leichte bis mittlere Auftragsrückgänge, lediglich 15 Prozent eine unverändert stabile Auftragslage.

Diese Situation spiegele sich auch bei den Zahlen zur Kurzarbeit wieder: 65 Prozent der antwortenden Unternehmen fahren derzeit Kurzarbeit. Bei 30 Prozent der in Kurzarbeit befindlichen Betriebe liegt der Anteil der hiervon betroffenen Mitarbeiter zwischen 80 und 100 Prozent. Weitere 13 Prozent planen diese Maßnahme demnächst einzuführen. Für 22 Prozent ist derzeit keine Kurzarbeit absehbar.

VBU-Geschäftsführer Klaus-Peter Starke sieht noch größere Belastungen auf die Unternehmen zukommen. „Noch könnten die meisten betroffenen Unternehmen ihre Kernbelegschaften durch Kurzarbeit und andere flexible Instrumente schützen. Je länger Einschränkungen aufrechterhalten würden, desto wahrscheinlicher werden auch Jobs verloren gehen“, warnt Starke. Als „erste wichtige Schritte“ begrüßt er die jüngsten Entscheidungen der Politik zum schrittweisen Wiederhochfahren der Wirtschaft, selbstverständlich unter strikter Einhaltung aller gesundheitsschützenden Vorgaben.

Unternehmer fordern Kaufanreize und Steuererleichterungen

Damit auch die Nachfrage wieder anspringe, müsse die Politik jetzt auch der Stimmung der Verbraucher deutlichen Rückenwind geben. Das Land brauche ein Wachstumsprogramm aus Steuererleichterungen, Kaufanreizen und Investitionen in Zukunftsfelder wie Digitalisierung, Mobilität und Energie. „Für die gesamte Wirtschaft sind verlässliche Zeitpläne ein ganz entscheidender Faktor, damit die Unternehmen wieder auf Touren kommen.“

Zur Senkung des Infektionsrisikos haben laut VBU 42 Prozent der befragten Unternehmen Homeoffice-Lösungen überall dort, wo es möglich ist, eingeführt. Über einen Schub bezüglich des Digitalisierungsgrades in den Unternehmen als Nebeneffekt der Coronakrise hatte bereits schon die Bergische Industrie- und Handelskammer berichtet.

Die Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände e.V. (VBU) ist eine Dachorganisation, in der zehn selbstständige Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände zusammengefasst sind. Sie betreut mehr als 600 Unternehmen mit 70 000 Mitarbeitern. Weitere Informationen zur VBU: ab