Job-Coach will Jugendliche von der Straße holen
Pilotprojekt: Erlebnispädagoge gibt 20 jungen Leuten eine neue Chance.
Wuppertal. Wenn der Wecker morgens um sieben Uhr klingelt, schlafen sie weiter. Wann sie das letzte Mal in der Schule waren, wissen sie nicht mehr. Mit Freunden abhängen, macht mehr Spaß.
Die Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz haben sie verloren. Es sind Jugendliche aus oft bildungsfernen Familien, die aus dem sozialen Netz gefallen sind.
Job-Coach Darius Niesporek soll 20 dieser jungen Leute wieder eine Orientierung geben - eine persönliche und eine berufliche. Das Pilot-Projekt Job-Coach ist eine Kooperation der Arge und der Diakonie Wuppertal. Vorerst ist es auf den Stadtteil Vohwinkel beschränkt. "Zwei Ansätze laufen bei dem Projekt zusammen - die offene, stadtteilorientierte Jugendarbeit der Diakonie und die Beschäftigungsförderung der Arge", sagt Sozialdezernent Stefan Kühn.
Wie schreibe ich eine Bewerbung? Welchen Schulabschluss brauche ich für meinen Traumjob? Wie finde ich einen Ausbildungsplatz? Das sind Fragen, die Niesporek Jugendlichen, die ihm von der Arge vermittelt werden, beantwortet. Aber auch andere junge Jobsuchende können sich bei ihm Rat holen.
Der Sozialpädagoge ist kein Anzugträger. Er spricht die Sprache der Jugendlichen. Als Abenteuer- und Erlebnispädagoge hat er mit jungen Straftätern zusammengearbeitet, kennt aber auch die Sicht vom Schreibtisch aus. Denn: Er hat als Fallmanager für junge Leute bei der Arge gearbeitet.
"Jugendliche haben Angst vor der Bürokratie", weiß er. Noch gut erinnert sich an einen Mann, der seine Termine bei der Arge nie wahrgenommen habe. Der Grund: "Er hatte Angst, mit dem Bus ans andere Ende der Stadt zu fahren."
Niesporek will nicht verurteilen, sondern fördern. Ein Vorbild sein. Mit den Jugendlichen will er Sport treiben, Trainer einer Fußballmannschaft türkischer Männer in Solingen ist er schon.
Den Erfolg machen die Verantwortlichen nicht nur an der Zahl der unterschriebenen Ausbildungsverträge, sondern am Engagement jedes Jugendlichen fest. "Es kann schon erfolgreich sein, wenn der Betroffene wieder zur Schule geht, ein Praktikum macht oder ehrenamtlich im Diakoniezentrum arbeitet", sagt Thomas Lenz, Arge-Geschäftsführer.
Dabei sei auch die lokale Wirtschaft gefragt. Hingegen ist Niesporeks persönliche Herausforderung: "Ich will die Jugendlichen von der Straße holen."