Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen – so lautet das große Ziel des 18-jährigen Schwimmers Jonathan Turck, der seit Ende letzten Jahres für den SV Bayer Wuppertal an den Start geht. Im Alter von drei Jahren besuchte er bereits eine Babyschwimmschule in seiner Heimatstadt Osnabrück. Turnen, Tennis, Fußball und weitere Sportarten kamen hinzu – doch mit allen hörte er irgendwann auf, um sich auf seine Lieblingssportart, das Schwimmen, zu konzentrieren und seinem Traum von den Olympischen Spielen ein Stück näher zu kommen. Einen großen Schritt in diese Richtung machte er kürzlich bei der Junior-Europameisterschaft in Litauen. Mit der 4x200 Meter-Kraul-Staffel holte er die Silber-Medaille. „Ein extrem schöner Moment“, erzählt Turck mit einem breiten Lächeln im Gesicht. „Das war so ein bisschen der erste Schritt in die richtige Richtung, der erste Schritt zu etwas Größerem.“
In der Jugend schwamm Jonathan Turck zunächst für die SG Osnabrück. Trainierte dort viel, bevor er sich dafür entschied, nach England auf ein Internat zu gehen. „Dort konnte man Schule und Schwimmen besser verbinden. In Deutschland ist das ja meistens getrennt voneinander, also Schule und Verein“, erklärt der 18-Jährige. Auch seine drei Geschwister, eine ältere Schwester, ein älterer und ein jüngerer Bruder, besuchten das Internat in England. Neun Jahre verbrachte er in Großbritannien, mit kurzem Zwischenstopp 2022 in Wuppertal.
Für sein Abitur kehrte er nach England zurück. Da er dies im vergangenen Sommer bestanden hat, war er auf der Suche nach einem neuen Verein und entschied sich letztendlich wieder für den SV Bayer. „Die Entscheidung habe ich hauptsächlich wegen der Trainer getroffen“, erklärt Turck und meint damit das Duo aus dem ehemaligen Bundestrainer Henning Lambertz sowie Ex-Bayer-Topschwimmer Mitja Zastrow. „Die Trainer sind top, das Team ist top“, betont er. Jeder kenne sich und man könne sich gut mit dem Trainer verständigen.
„Das war der bisher schönste Moment meines Lebens“
Seine Stärken liegen in den Strecken über 100 und vor allem 200 Meter Kraul. Über die Langstrecke beträgt seine Bestzeit 1:49,8 Minuten. Dass ihm diese Distanz und dieser Stil am besten liegt, kristallisierte sich vor knapp zwei Jahren bei den British Summer Nationals heraus. „Dort habe ich mich zum ersten Mal für die 4x200 Meter-Kraul-Staffel der Schule qualifiziert“, erinnert sich Turck. „Meine Trainerin meinte zu mir, du musst alles aus dir rausholen, damit wir eine Chance haben, die Medaille zu holen.“ Dies schaffte er – verbesserte seine Bestzeit um sechs Sekunden, gewann Gold. „Das war der bisher schönste Moment meines Lebens“, so der Schwimmer, der aktuell noch bei Simone Osygus, Geschäftsführerin der Bayer-Schwimmabteilung, wohnt, sich aber bald eine eigene Wohnung suchen will.
Der nächste wichtige Wettkampf steht für Turck und seine Teamkollegen Anfang Mai auf dem Plan. Dann fahren sie zu den Deutschen Meisterschaften nach Berlin. Dort hofft Turck, sich für die U23-EM im Sommer qualifizieren zu können. Darauf sollen ihm zufolge am liebsten die EM im kommenden Jahr, die WM 2027 oder bestenfalls die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles folgen. „Für dieses Ziel würde ich alles setzen“, sagt Türk und weiß, dass er bis dahin noch ein paar Aspekte in seiner Schwimmtechnik verbessern muss. Die Geschwindigkeit über eine längere Distanz zu halten, ohne dass die Muskeln dabei übersäuern, ist einer davon.
Ein richtiges Vorbild hat er nicht, ist jedoch Fan von den Schwimmern David Popovici und Ole Braunschweig. Zu denen schaue er nicht nur in sportlicher, sondern auch in menschlicher Hinsicht auf. Außerdem sagt er: „Der Schauspieler Matthew McConaughey hat mal auf die Frage, wer sein Vorbild sei, geantwortet „Mein Vorbild bin ich in zehn Jahren.“ Das ist ein ganz schönes Sprichwort, nach dem ich gerne lebe“, erzählt der Nachwuchsschwimmer, der mit Larus Thiel ein weiteres Talent als Konkurrenz im Team hat. Dieser Konkurrenzkampf gefällt Turck jedoch: „Wenn ich mich selber nicht motivieren kann und jemand schneller ist als ich, ärger ich mich natürlich und pushe mich, schneller zu sein.“ Auch wenn man im Becken mal sauer auf den anderen sei, sei dies nach dem Training wieder vergessen.
Zehn Mal pro Woche steht ein Training im Wasser auf dem Plan. Hinzu kommen je zwei Einheiten Kraft und Athletik. Doch neben der körperlichen Fitness steht natürlich auch die mentale Gesundheit im Fokus bei einem Leistungssportler wie Jonathan Turck. Im jüngsten Trainingslager mit der Junioren-Nationalmannschaft führte er Gespräche mit einem Psychologie-Coach, seine Mutter lehrte ihn zudem die Hypnose. „Wenn du mental nicht fit bist, kannst du nicht gewinnen. Da kann der Körper so gut sein, wie er will“, weiß Turck. „Andersrum kann man mit einem fitten Kopf und einem nicht ganz starken Körper immer noch Berge versetzen.“
Um das ganz große Ziel der Olympischen Spiele eines Tages zu erreichen, kommt es also bei Jonathan Turck nicht nur auf einen leistungsstarken Körper, sondern auch auf mentale Gesundheit und Willenskraft an. Dass aktuell beides bei ihm zusammen kommt, will er am liebsten schon im Mai bei den Deutschen Meisterschaften unter Beweis stellen.