Die Entscheidung sorgt im Stadtteil weiterhin für Aufsehen. Wie berichtet hat sich der Investor des Lokschuppen-Areals doch nicht für den Siegerentwurf des Teams Schellenberg und Bäumler aus Dresden und Studio Grüngrau aus Düsseldorf entschieden. Stattdessen wird nun der zweitplatzierte Entwurf des Teams Gerber Architekten sowie scheuvens + wachten plus aus Dortmund bevorzugt. Laut der Clees-Unternehmensgruppe seien für die Auswahl neben der architektonischen Qualität insbesondere Aspekte der Wirtschaftlichkeit, Umweltfreundlichkeit und Terminsicherheit ausschlaggebend gewesen. Bei einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Vohwinkel am vergangenen Mittwoch wurden die aktuellen Pläne der Politik vorgestellt. Außerdem erläuterte Geschäftsführer Alexander Clees ausführlich die Gründe für das Umschwenken bei den Planungsbüros.
Der wichtigste Faktor sei die festgelegte Zeitschiene gewesen. Bis zum Start der Buga 2031 muss der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein, damit die Pläne für die Wohnbebauung und die vorgesehene Parklandschaft pünktlich ineinandergreifen können. Doch die Topografie des 7,6 Hektar großen Geltungsbereichs ist anspruchsvoll. Um bis zu zwölf Meter wurde die Fläche in der Vergangenheit für die Bahnnutzung abgegraben. Der Siegerentwurf sah hier erhebliche Aufschüttungen vor. „Die Auffüllung von 300 000 Kubikmetern ist bis zur Buga nicht umsetzbar“, erläutert Alexander Clees. Darüber habe er mit mehreren großen Marktteilnehmern gesprochen.
Weniger Lkw-Fahrten als beim Siegerentwurf notwendig
Der zweitplatzierte Entwurf komme dagegen durch eine geschickte Terrassierung mit 130 000 Kubikmetern aus. Die Aufschüttung werde ein bis ein einviertel Jahre in Anspruch nehmen. Beim Siegerentwurf sei die Zeitspanne mehr als doppelt so lang. Entsprechend geringer falle auch die Zahl der nötigen Lkw-Fahrten aus. Ihre Zahl könne durch die jetzt favorisierten Pläne mit 20 000 mehr als halbiert werden. „All diese Erkenntnisse haben zu unserer Entscheidung geführt“, so Alexander Clees. Vorausgegangen sei eine intensive und notwendige Prüfung der Pläne. Damit reagiert der Investor auf die Kritik der Grünen-Fraktion. Diese hatte bemängelt, dass durch die Entwicklung wertvolle Zeit verstrichen sei.
Bezüglich der Bebauung selbst gab es in der Bezirksvertretung wenig Überraschungen. Der jetzige Entwurf sieht wie sein Vorgänger rund 400 bis 500 Wohneinheiten in maximal vier bis fünfgeschossiger Bauweise vor. „Wir sind durch dieselben Parameter nahezu deckungsgleich, was die oberirdische Bruttogeschossfläche angeht“, erläutert Gerber-Architekten-Geschäftsführer Benjamin Sieber. Bei der Erschließung setzen er und sein Team aufgrund der zentralen Lage auf Fuß- und Radverkehr. Der motorisierte Individualverkehr soll am Rand des Quartiers mit sogenannten „Mobility Hubs“ etwa in Form eines Parkhauses abgewickelt werden. Der Entwurf enthält außerdem eine vierzügige Kita. Rund 30 Prozent des Projekts sollen als öffentlich geförderter, sozialer Wohnungsbau entstehen.
In der Bezirksvertretung wurden die Pläne grundsätzlich positiv aufgenommen. Wichtig ist der Politik, dass die Lkw während der Aufschüttungsphase nicht durch das Vohwinkeler Zentrum fahren. Diesbezüglich gab die Stadt Entwarnung. Henrik Gurke von der CDU-Fraktion verwies außerdem auf die Herausforderung einer Anlieferung über die bereits baulich belastete Homann-Brücke.
Ein weiteres Thema war die Qualität des Aufschüttungsmaterials selbst. „Es wird nach den Vorschriften der Ersatzbaustoffverordnung in Recyclinganlagen aufbereitet“, erklärt hierzu Caroline Kussauer, Teamleiterin für Bauleitplanung der Bundesgartenschau. Sie sieht durch die Bebauung die Chance auf ein „modernes Wohnquartier“ im Herzen Vohwinkels. Am Ende stimmte die Bezirksvertretung dem erneuten Aufstellungsbeschluss ohne Gegenstimmen mit einer Enthaltung zu. Auch im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen gab es gestern ein positives Votum.