Junge Wuppertaler spucken Feuer im "Zirkus Casselly"
Zirkus Casselly probt mit 160 Kindern. Am Samstag treten die kleinen Artisten auf.
Wuppertal. Timm holt tief Luft, geht in die Knie und steckt sich eine brennende Fackel in den Mund. Sie erlischt nach wenigen Sekunden. Der Elfjährige grinst. „Für den ersten Versuch war das klasse“, lobt Betreuerin Lea Wagner. Seit drei Wochen gastiert der Kinderferienzirkus der Familie Casselly auf dem Carnaper Platz. „Nach einer kleinen Show am Anfang suchen sich die Kinder eine Gruppe aus, in der sie vier Tage lang trainieren. Am Samstag ist der große Auftritt“, erklärt Karola Casselly den Ablauf.
In der letzten Ferienwoche versuchen sich 160 Kinder als Clown, Bodenakrobat, Tierbändiger oder Seiltänzer. Timm ist zum zweiten Mal dabei: „Vergangenes Jahr war ich auf dem Trampolin, aber die Nummern mit Feuer sind aufregender“, sagt der Elfjährige.
Die Aktion in Wuppertal ist für die Cassellys zur Tradition geworden: Seit 23 Jahren organisieren Zirkus und Jugendamt das Angebot gemeinsam. „Die Ferienaktion gehört zu unserem Leben. Wenn die Zeit zuende geht, werde ich immer ganz traurig“, sagt Karola Casselly.
Ehemalige Zirkuskinder leiten mittlerweile eigene Gruppen. In der Manege trainiert Jannis Wolter die Jongleure. „Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr fast jedes Jahr hier. Die Arbeit mit dem Nachwuchs ist super. Die lernen verdammt schnell“, sagt der 17-Jährige.
„Ich habe schon ganz viele Tricks gelernt. Die Proben in der Manege machen am meisten Spaß“, sagt der neunjährige Jakob und greift in die Kiste mit den Jongliergeräten. „Es ist toll zu sehen, wie viel die Kinder in wenigen Tagen lernen und wie viel Spaß sie dabei haben“, sagt Casselly.
Der Kinderferienzirkus richtet sich auch an körperlich beeinträchtigte Kinder. „Vor zwei Jahren ist ein Kind mit einer Fehlstellung der Beine über ein Hochseil balanciert. Das sind sehr bewegende Momente“, erinnert sich Karola Casselly.
Die achtjährige Julia verfolgt die Proben ihrer Gruppe aus dem Rollstuhl. Dann kommt ihr Moment: In den Armen ihrer Betreuerin geht sie ein paar Schritte auf einem Scherbenbett. Die orientalischen Tänzer applaudieren. Joleen ist schon ein wenig erschöpft: „Mir gefällt es hier gut, aber es ziemlich anstrengend“, sagt die Sechsjährige.
Projektleiterin Jutta Raschtuttis vom Jugendamt wünscht sich, dass der Zirkus auch im nächsten Jahr wiederkommt: „Wir hoffen, dass wir dann auch noch auf den Platz können. Wir wollen auf jeden Fall weitermachen.“