Ausbildung Justiz wirbt um mehr Mitarbeiter
Wuppertal · Am Landgericht gab es erstmals eine feierliche Zeugnisübergabe für künftige Servicekräfte.
14 Justizfachangestellte, die in den Justizdienst übernommen werden, erhielten jetzt feierlich ihre Zeugnisse zum Abschluss ihrer Ausbildung überreicht. Annette Lehmberg, Präsidentin des Landgerichts, übergab die Dokumente in einem ehrwürdigen Sitzungssaal im Altbau des historischen Landgerichtsgebäudes, dabei waren auch die Direktoren der Ausbildungsgerichte Amtsgericht Wuppertal, Stefan Spätgens, und Amtsgericht Solingen, Markus Asperger, sowie die verantwortlichen Ausbilderinnen dieser Gerichte.
Dieser feierliche Abschluss ist eine Maßnahme, den jungen Leuten Wertschätzung zu zeigen. Denn auch die Justiz muss inzwischen um Nachwuchs werben. Auch deshalb, weil bald viele ältere Kollegen in Rente gehen.
Viele Servicekräfte gehen
bald in Rente
Arnim Kolat, Sprecher des Wuppertaler Landgerichts, verweist auf die Zahlen der Servicekräfte im Landgericht, insgesamt 76 Personen auf 60 Stellen. 45 Prozent davon sind Beamte. Unter diesen sind 40 Prozent älter als 60 Jahre, weitere 31 Prozent bereits über 50 Jahre alt. Auch wenn die angestellten Kollegen tendenziell jünger sind, zeigten die Zahlen für die Beamten die große Überalterung.
Unter anderem deshalb hat das NRW-Justizministerium im Januar eine große Fachkräfte-Kampagne gestartet. Unter dem Motto „Arbeiten bei der Justiz NRW - Den Menschen im Sinn“ werben Großflächenplakate landesweit für den Arbeitgeber Justiz. Weitere Informationen gibt es auf einer Webseite (www.menschen-im-sinn.justiz.nrw), dazu Aktionen auf in den Social-Media-Kanälen.
Mit eingängigen Sprüchen wie beispielsweise „Ich verhandle Schicksale, keine Vorgänge“ für Richterinnen und Richter oder „Ich vermittle drinnen Regeln für draußen“ für Mitarbeiter im Vollzugsdienst sollen Menschen für alle Berufe in der Justiz angesprochen werden - insgesamt 27 verschiedene gibt es.
Für die Justizfachangestellten, die zum Beispiel Post bearbeiten, Fristen überwachen, Zustellung veranlassen und Kosten berechnen, wurden wieder der direkte Einstieg in die Beamtenlaufbahn möglich, andererseits der Quereinstieg für Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte – diese können jetzt mit einem Jahr Weiterbildung in den Beamtenstatus übernommen werden.
Die Richter beklagen schon seit längeren, viel Pensum bewältigen zu müssen. Die Justiz hat selbst Zahlen ermittelt, wie viele Verfahren Richter im Durchschnitt erledigen können. „Nach diesen Zahlen liegt die Belastung der Richter im Bezirk des Landgerichts Wuppertal bei 111 Prozent“, sagt Arnim Kolat. Eine solche Erhöhung des Pensums sei durchaus leistbar. „Aber diese Dauerbelastung gibt es schon seit vielen Jahren“, macht der deutlich. Einen Grund sieht er darin, dass vor allem Strafverfahren allgemein umfangreicher werden: „Sie werden vielschichtiger, komplexer und länger“, sagt er.
Bisher gab es einige
wenige neue Richterstellen
Deshalb würden auch immer wieder neue Stellen geschaffen. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht 2015/16 in Köln habe es zusätzlich 100 Richterstellen für ganz NRW gegeben. Zuletzt wurden zusätzliche Richterstellen eingerichtet, um den erhöhten Entscheidungsaufwand bei Fixierungen im Betreuungsrecht leisten zu können. „Es wird durchaus etwas getan“, sagt Arnim Kolat. Die Mehrbelastung sei dadurch aber noch nicht beseitigt.
Im Zehnjahresvergleich hat sich bei den Richtern wenig getan. Arnim Kolat berichtet, dass es 2008 und 2018 jeweils 59 Richterstellen am Landgericht gab, 92 an den zugehörigen Amtsgerichten. Die Stellenzahl bei den Servicekräften dagegen sank – am Landgericht von 76 im Jahr 2008 auf 66 im Jahr 2018, an den vier Amtsgerichten von 276 auf 248. Was der „Pakt für den Rechtsstaat“ von Bund und Ländern, mit dem neue Richterstellen angekündigt werden, bringen werde, sei noch offen, sagt Kolat.