JVA Simonshöfchen: Präses predigt hinter Gittern

Präses Manfred Rekowski predigt im Gottesdienst der JVA Simonshöfchen.

Foto: Gerhard Bartsch

Vohwinkel. Dieses Lied dürfte in einem „normalen“ Gottesdienst eher selten erklingen. „Es wird ein Leben ohne Gitter geben. Wir glauben uns in Gottes Zeit hinein“, singen die rund 100 Gottesdienstbesucher in der Kirche der Justizvollzugsanstalt (JVA) am Vohwinkeler Simonshöfchen.

Für viele der Anwesenden dürfte die Textzeile aus tiefstem Herzen kommen, sind sie doch Insassen der JVA und müssen mit einem Leben hinter Gittern zurechtkommen. Doch an diesem Sonntag erhalten sie immerhin Unterstützung vom höchsten Repräsentanten der Evangelischen Kirche im Rheinland: Präses Manfred Rekowski besucht den Gottesdienst und predigt zu den Inhaftierten sowie Justizmitarbeitern und Gästen.

Für Rekowski ist es nicht der erste Besuch in der JVA, er hat schon als Superintendent des Kirchenkreises Wuppertal regelmäßig dort gepredigt. „Ich mag die Gottesdienste hier, weil es immer sehr ehrlich zugeht. Keiner macht dem anderen etwas vor“, sagt Rekowski.

In seiner Predigt erinnert der Präses die Inhaftierten daran, dass sie trotz ihrer Situation nicht ausgeschlossen seien. „Wir gehören alle zur Familie Gottes.“

Rekowski ist auf Einladung der Evangelischen Bergischen Gefängnis-Gemeinde zu Gast in der JVA. Die Gefängnis-Gemeinde betreut die Einrichtungen in Vohwinkel und Remscheid-Lüttringhausen, und das schon seit 1948. „Das war damals einmalig. Immerhin lag Deutschland noch in Trümmern. Trotzdem gab es Menschen, die sich um andere kümmern wollten“, sagt Jochen Schütt, der Pfarrer der Gefängnis-Gemeinde. Er führt an diesem Tag mit Gefängnispfarrer Stefan Richert durch den Gottesdienst.

Bei den Inhaftierten stößt der Gottesdienst auf durchaus reges Interesse. „Das ist eine schöne Abwechslung. Da kommt man auch mal aus seiner Zelle raus“, sagt Christian Hannawald, der seit fünf Monaten in Untersuchungshaft sitzt.

Um die Sorgen der Inhaftierten kümmert sich unter anderem der hauptamtliche Mitarbeiter der Gefängnis-Gemeinde, Harald Mielke. Er macht den Job schon seit 33 Jahren. Von der Arbeit ist er aber nach wie vor sehr angetan. „Ich mag die Menschen hier, auch wenn sie einen gebrochenen Lebensweg haben“, sagt er. Man könne mit den Inhaftieren Gespräche führen, die „sehr in die Tiefe“ gingen. Diese Erfahrung hat Präses Rekowski gemacht: Er habe bei seinen Besuchen in Gefängnissen immer eine „besondere Art der Ehrlichkeit und Offenheit“ unter den Gefangenen erlebt.