Wuppertal Kaffee zum Mitnehmen: Mehrwegbecher sollen Müllberge verkleinern

Die SPD will einem Beispiel aus Freiburg folgen und hat einen entsprechenden Antrag gestellt — der Umweltausschuss berät heute.

Die Wuppertaler SPD hat für den Ausschuss für Umwelt, der am Dienstag um 16 Uhr tagt, den Antrag gestellt, ein Konzept für ein freiwilliges Pfandsystem für Coffee-To-Go-Becher zu prüfen.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Mülleimer quellen über vor Pappbechern, Rührstäbchen und Deckel liegen daneben verstreut auf dem Boden. Das Bild ist in den meisten Innenstädten dort zu finden, wo Fast-Food-Ketten, Bäckereien und Cafés Kaffee zum Mitnehmen anbieten. Und davon verkaufen sie viele. Denn die Becher sind praktisch - aber sie verursachen Müll. Und zwar eine ganze Menge: 106.000 Tonnen kommen pro Jahr bundesweit an To-go-Bechern mit Zubehör zusammen. Nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW hat der Einweg-Kaffeebecher damit die Plastiktüte als Abfallverursacher im Alltag weit überholt.

Das will die SPD-Fraktion in Wuppertal ändern und hat für den Ausschuss für Umwelt, der am Dienstag um 16 Uhr tagt, den Antrag gestellt, ein Konzept für ein freiwilliges Pfandsystem für Coffee-To-Go-Becher zu prüfen. „Es ist schon krass, welchen Aufwand der ESW betreiben muss, um die Gegend sauber zu halten“, sagt Oliver Wagner, SPD-Mitglied im Umweltausschuss. Er arbeitet am Wuppertal Institut und sieht jeden Tag, wie viel Müll allein am Hauptbahnhof anfällt.

Frank Lindgren, Sprecher der SPD-Fraktion, sagt, dass sich in seinem Wohnort Wichlinghausen vor allem auf Parkplätzen der Discounter leere To-Go-Becher häufen. „Die Menge, die da an Einwegbechern zusammenkommt, ist dermaßen verblüffend, da liegt der Vorschlag eines Pfandsystems nahe“, sagt er.

Die Idee eines Mehrwegbechers ist nicht neu. Die Stadt Freiburg hat Ende November 2016 probeweise ein Mehrwegsystem für Kaffeebecher eingeführt. Es funktioniert so ähnlich wie das Pfandsystem für Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Der „Freiburg-Cup“ kostet einen Euro Pfand und kann in allen teilnehmenden Läden abgegeben werden. Ein Becher soll bis zu 400 Mal benutzt und gespült werden können. „Wir sind mit 14 teilnehmenden Bäckereien gestartet“, sagt Dieter Bootz von der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF).

Nach gut zwei Monaten nehmen 66 Gastronomiebetriebe am Mehrwegsystem teil. „Es war ein Experiment für uns, denn wir waren nicht sicher, ob der To-Go-Kunde es annimmt“, so Bootz. Aber der Erfolg gibt den Freiburgern Recht. Inzwischen sind 10 000 Becher im Umlauf und das Pfandsystem wurde von der Innenstadt auf angrenzende Stadtteile ausgeweitet. Auch die Freiburger Uniklinik plant, ab Mitte Februar den Becher in den Cafeterien anzubieten. Zahlen, wie viel Müll durch das Pfandsystem vermieden werden konnte, liegen noch nicht vor. Bisher sind in Freiburg zwölf Millionen Einwegbecher pro Jahr im Müll gelandet.

„Ich finde die Idee gut“, sagt Martin Bickenbach, Kaufmännischer Geschäftsführer der AWG und Chef des Eigenbetriebs Straßenreinigung (ESW). Es gebe zwar keine Zahlen, wie viel Becher-Müll in Wuppertal pro Jahr anfalle, aber gerade im Innenstadtbereich und auf den Ausfallstraßen entstehe viel durch den Trend zum Unterwegs-Essen und -Trinken. „Mein Problem ist nur: Wie lässt sich das organisieren und wer kümmert sich darum?“, wendet Bickenbach ein. Die einzelnen Bäckereien müssten angesprochen werden und es müsse geklärt werden, wie die Becher gereinigt werden. „Ich suche keine Gründe, warum es nicht geht“, sagt Bickenbach, aber er glaube, dass es aufwendig ist, die Idee in die Praxis umzusetzen.

Und dann sind da die Kosten. In Freiburg übernimmt die Stadt die Kosten von 8500 Euro für das vorerst auf ein Jahr angelegte Projekt. Laut Oliver Wagner sei das günstig. Vor allem, weil die Pfandbecher zugleich für das Stadtmarketing genutzt werden können. Er ist sich sicher, dass es an den Kosten nicht scheitern wird: „Das sind überschaubare Summen. Das wird man zusammenbekommen.“ Die Freiburger hätten eine tolle Idee gehabt, findet Wagner. Ob die sich in Wuppertal realisieren lässt, wird die Verwaltung prüfen müssen.