Wuppertal Kampagne: Kirche kämpft für ihre Hauptschulen

Mit der Kampagne „Hauptsache Bildung“ wollen die Wuppertaler Katholiken zunächst den Erhalt zweier Konfessionsschulen sichern.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Sie hängen an vielen Bushaltestellen — die Plakate mit der Aufschrift „Haupt-Sache-Bildung“ und sind von weitem erst einmal wenig aussagekräftig. Erst, wer nah herangeht, kann erkennen, was es damit auf sich hat. Es ist eine Kampagne der katholischen Kirche zur Unterstützung der Hauptschulen. Dabei geht es um ein Problem, das ebenfalls näheres Hinsehen nötig macht.

Es geht zunächst einmal um die beiden städtischen katholischen Hauptschulen, die St.-Laurentius-Schule und die Bernhard-Letterhaus-Schule. Beide sind im letzten Schuljahr mit nur einer 5. Klasse gestartet. Passiert ihnen das noch einmal, würden die Schulen auslaufen, ohne noch einmal weitere Schüler aufzunehmen. Schuldezernent Stefan Kühn sagt, das sei vom Gesetz so vorgesehen.

Stadtdechant Bruno Kurth sagt aber, dabei gebe es Spielraum. Die Stadt könne durchaus den Erhalt der Schulen sichern. „Es geht mir dabei auch nicht um die konfessionellen Schulen. Das betrifft alle Hauptschulen“, sagt er. Denn trotz geringer Anmeldezahlen, sagt er, die Hauptschulen würden gebraucht. „Die Schulen haben weniger Anmeldungen in den fünften Klassen, aber dafür mehr Schüler insgesamt.“ Das kommen von denjenigen Schülern, die die Real- oder Gesamtschulen in den Folgejahren verliessen und au f die Hauptschulen wechselten. „Die Fixierung auf die Anmeldezahlen der 5. Klasse wird den Hauptschulen nicht gerecht“, sagt Kurth deswegen.

Er findet Unterstützer im Uni-Rektor Lambert T. Koch oder Arnd Krüger, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal. Der sagt, Hauptschulen seien für das Handwerk essenziell. „Das sind Schulen, die dem Handwerk in den letzten Jahrzehnten den Nachwuchs gesichert haben.“ Diese Schulform werde „stark gebeutelt“, sagt er. Dabei müsse sie dringend am Leben erhalten werden, um den Fähigkeiten und Neigungen aller Schüler gerecht zu werden. Die Fixierung auf Gymnasium und Gesamtschule hält er für falsch. „Man kann nicht alle Schüler in eine Form pressen“.

Schuldezernent Stefan Kühn sieht darin weniger den Willen der Stadt als vielmehr die Entscheidung der Eltern. „Die können frei Wählen, wo sie ihre Kinder anmelden“, sagt er. Und in den vergangenen Jahren seien gerade einmal sieben Prozent der Schüler an den Hauptschulen angemeldet worden. „Das ist die einzige Schulform, die tatsächlich von der Regelung des Landes bedroht ist“, sagt er mit Verweis auf die Gesetzeslage, die Bruno Kurth anzweifelt. Das Schulministerium konnte die Sachlage nicht bis Redaktionsschluss klären.

Helga Krüger von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagt, die GEW sei generell für mehr Gesamtschulen. Aber wenn die Stadt an Hauptschulen festhalten wolle, dann sollte die nicht nur nach Anmeldezahlen Schulen schließen, die sich kaum unterschieden, sondern für eine gleichmäßige Verteilung in der Stadt sorgen.

Die Stadt hat in den vergangenen Jahren mehrere Hauptschulen auslaufen lassen oder ist dabei das zu tun, etwa in Cronenberg, Langerfeld, Vohwinkel und Uellendahl. Dabei besteht seit einiger Zeit mehr Bedarf an Schulen, weil es mehr Kinder gibt. Die Hauptschule verliert aber gleichzeitig an Attraktivität. „Es gibt eben einen gesellschaftlichen Trend weg von der Hauptschule“, sagt Kühn. Für die anderen Schulen der Stadt könnte sich das aber positiv auswirken und zu mehr Platz führen. Wenn die Schulgebäude der Hauptschulen frei würden, würde die Stadt diese weiter als solche nutzen. „Der Schulraum wird gebraucht, der wird nicht für eine anderweitige Nutzung freigegeben“, sagt Kühn.