Karneval Zwischen Lindenberg und Lauterbach

Wuppertal · Bei der Närrischen Stadthalle boten Tanzgruppen und Kabarettisten ein buntes Programm – 6500 Euro für das Kinder- und Jugendhospiz.

Die Kölschen Greesberger begeisterten mit temporeichen Tanz-Einlagen.

Foto: Andreas Fischer

Wo sich Bienen, Ritter, Piraten, Prinzessinnen, Meerjungfrauen, Mickymäuse und Steampunks tummeln, da hieß es am Freitagabend wieder: „Ein dreifaches Wupp-di-ka!“ Die Ka.-Ge. Colmar von 1990 e. V. hatte zum 26. Mal zu ihrer Prunksitzung „Die Närrische Stadthalle“ in das stimmungsvolle Ambiente der Historischen Stadthalle geladen – mit musikalischer Begleitung der Thomas Arens Combo.

Gleich zu Beginn präsentierte die Nippeser Bürgerwehr mit 90 Mann auf der Bühne ihr Können – leider ohne Funkenmariechen, denn das war erkrankt. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, hieß es doch prompt: „Der Präsident macht gleich die Marie.“ Gemeint war Karnevalspräsident Armin Loose, seit nunmehr 20 Jahren im Amt, der durch die Veranstaltung führte.

Das Prinzenpaar – Ralf II. und Jana I. – ließ sich gebührend im Saal feiern. Nervös sei er gewesen, verriet der Prinz, als er hörte, dass die Veranstaltung ausverkauft sei. „Aber die Stadthalle ... ich weiß gar nicht, was ich da sagen soll“, schwärmte er. Jana I. überreichte Armin Loose ihren Prinzessinnenorden. „Du gehörst zu meinen 50 Herzensmenschen“, sagte sie. Das Prinzenpaar brachte zudem zwei Präsentkörbe mit, die auf der Aftershow-Party versteigert werden sollten – für den guten Zweck für krebskranke Kinder. Denn die Einnahmen gehen wie in den Vorjahren an das Kinderhospiz Burgholz. 6500 Euro sind am Freitag zusammengekommen, wie Armin Loose am Sonntag berichtete.

Eine Rede von
der KI geschrieben?

Kabarettistin Ingrid Kühne brachte das Publikum anschließend mehr als nur ein Mal zum Lachen. „Meine Rede hat KI geschrieben“, erklärte sie zu Beginn. Gemeint war aber nicht etwa die Künstliche Intelligenz, sondern die „Kühne Ingrid“, wie Ingrid Kühne sagte. Ein Witz, den ihr niemand klauen könne. Doch was ist Intelligenz eigentlich? „Entweder man hat sie oder man merkt nicht, dass sie fehlt“, erklärte sie dem Publikum. In dieser Manier schoss sie nicht nur gegen das männliche Geschlecht („Alexa erkennt, wer mit ihr spricht: Ich war erkältet, da hat mir Alexa Apotheken vorgeschlagen. Mein Mann war erkältet und bekam Bestattungsinstitute vorgeschlagen“), sie gab auch Lebensweisheiten mit auf den Weg: „Ein krummer Baum lebt sein Leben, ein gerader Baum wird ein Brett. Also lebt euer Leben.“ Die Zugabe-Rufe quittierte sie mit: „Nehmt das einfach mit. Erzählt euch Witze.“

Tobias Gnacke eroberte die Bühne zusammen mit zahlreichen Stars – verkleidet als Tina Turner, als Udo Lindenberg oder als Freddie Mercury nahm er die Zuschauer mit auf eine musikalische Reise durch die Genres und die Jahrzehnte. Die Tanzfläche zwischen den Tischen füllte sich.

Und auch Claudia und Stephan Stein hielt es nicht auf den Stühlen. „Es ist wirklich gut heute. Sie haben die richtigen Leute eingeladen“, sagte Claudia Stein. Schon mehrfach seien sei bei der Närrischen Stadthalle gewesen. „Heute ist die Stimmung besonders gut. Der Tobias hat das gerockt“, fand Stephan Stein.

Bei den Kölschen Greesbergern schwangen die schwarz-orangefarbenen Röcke nur so mit. Sie beeindruckten nicht nur mit absoluter Synchronität, sondern auch mit spektakulären Saltos. Wie ein Pendel wurden die Mariechen in der Luft von rechts nach links geworfen. „Was Sie hier geboten bekommen, ist Hochleistungssport. Und das alles noch mit einem Lächeln im Gesicht“, sagte Armin Loose. Die Fröhlichkeit und Herzlichkeit, die die Gruppe herüberbrächten, seien fantastisch.

Musikalisch wurde es dann wieder mit dem Quintett „De Hofnarren“, das das Publikum dazu animierte, sich zu bewegen. Sitzen und gut zuhören hieß es dann wiederum bei Büttenredner Jörg Runge, dem Tuppes vum Land. Zu 100 Prozent in Reimform schoss er unter anderem gegen Klimakleber, die Politik und das Schulsystem. „Die Pisa-Studie hat uns geschockt, die deutschen Schüler haben es wieder verbockt“, hieß es da. „Früher das Land der Dichter und Denker, heute das Land der Deppen und Bildungsversenker“, ging es weiter. Karl Lauterbach wurde kurzum zum Cannabisdealer. Und wenn wir davon sprechen, Dinosaurier zu reproduzieren, sollten wir zumindest einen Bundestrainer mit einem Plan haben. Den Spurassistent brauchte der Tuppes früher, wenn er aus der Kneipe kam. Und wie eine Darmspiegelung mit Live-Videochat mit dem Arzt aussehen könnte, dafür gab er ausführliche Instruktionen. Der Mensch müsse wieder in den Fokus rutschen, lautete seine starke Botschaft. „Und die Moral von der Geschicht: Auf Balkonen zu klatschen, reicht einfach nicht.“

Der sechsfache Deutsche Meister „High Energy“ brachte im Anschluss seine Performance der Fiesta de la Noche auf die Bühne – mit Soundtracks von „Fluch der Karibik“, Elektrobeats, Leuchtfackeln und Mexikaner-Hüten. Live-Gesang inklusive. Prompt standen einige Mariechen auf den Tischen und tanzten durch die Menge.

In violettes Licht
getauchte „Lila Welt“

Auf die Melodie von Prince‘ „Purple Rain“ sang die Gruppe De Boore „Lila Welt“ – mit Taschenlampenlichtern und violettem Licht im Saal. Spätestens da lagen sich die Jecken schunkelnd in den Armen. „Es war klasse, wie einfach jeder heute Abend angesprochen wurde“, sagte Besucher Edward Volkert.

Um null Uhr gab es dann noch eine Überraschung: Karnevalspräsident Armin Loose wird in diesem Jahr sein Amt niederlegen. „Ich bin seit 20 Jahren dabei. Es ist Zeit für neue Impulse, neue Gedanken, neue Ideen“, verriet er am Sonntag im Gespräch mit der WZ. Im Mai stehen die Neuwahlen an. „20 Jahre lang durfte ich Sie begleiten, haben wir gefeiert, gelacht, und Sie haben mir manch eine Panne verziehen“, sagte Loose am Freitagabend auf der Bühne. Die Zeit sei gekommen, das Ruder weiterzugeben.

Aber in dieser Saison ist er noch der amtierende Präsident. Und so wird es in den nächsten Wochen noch mehrmals heißen: „Ein dreifaches Wupp-di-ka!“